Uaaaahhhhh
Nachtrag: Andererseits ist das schließlich die logische Konsequenz. Was tut man gegen die Spatzen, wenn man keine Luftgewehre mehr hat? Richtig: Man schießt mit Kanonen. Da die USA einerseits mit ihren Kriegen an ihre personellen Grenzen gestoßen sind, die Gefahren aber andererseits keinesfalls aus der Welt sind, sind Atomschläge, oder zumindest die Drohung damit, das einzige noch zur Verfügung stehende Mittel Iran und Nordkorea doch noch Paroli bieten zu können. So nach dem Motto: „Soldaten haben wir nicht mehr, schicken wir ihnen Atomsprengköpfe.“ Ist der Atomkrieg also nur die normale US-Außenpolitik mit anderen Mitteln?
„War on terror - Business as usual“ heißt auch der sehr viel optimistischere Artikel von Goedart Palm zum Jahrestag des 11. Septembers. Allerdings wusste er wohl auch noch nichts von der Doktrin, als er ihn schrieb. Nun ja, noch ist sie ja auch nicht offiziell. (Das hatte man sich aber damals auch schon bei den Diskussionen zur Präventivschlagsdoktrin gedacht: „Das setzt sich niemals durch…“)
Die Amerikaner haben ja tatsächlich erstmal mit sich selbst zu tun. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich nun eine Art Katrina-Katerstimmung breit machen wird, ähnlich wie nach Vietnam. Der Mythos des US-Helden wurde (mal wieder) entzaubert. Das Böse ist immer und überall, auch im eigenen Land, das werden nun auch die größten Patrioten nicht mehr leugnen können. New Orleans (im Gegensatz zu New York) kennt keine Helden.
Um so wichtiger ist es aber nun für die Neokons, sich wieder der Profilierung gegenüber dem (extern) Bösen zuzuwenden, nachdem sie vor dem Internen kapitulierten. Schon Bill Clinton ließ direkt auf seine Blowjobaffäre Bomben auf Bagdad folgen. Zumindest schaffte er es dadurch kurzzeitig seinen Penis von den Titelseiten zu bannen. Bushs Reputation steht ungleich heftiger zur Disposition. Herkömmliche Bomben werden da nicht mehr helfen…
Aber ob sich andererseits der amerikanische Heldenmythos per (rotem) Knopfdruck wiederherstellen lässt, ist zu bezweifeln. So wirklich Heldenhaft sieht das ja nun nicht aus.
Der Feind, das ist ja Katrinas Konsequenz, ist nicht nur ein (jedenfalls einigermaßen) zu personifizierender Terrorismus, sondern auch die gesichtslose Naturkatastrophe. Schön wäre es, wenn man mit den Atomsprengköpfen diesem Naturterrorismus Einhalt gebieten könnte, wie es der Film „Armageddon“ an Asteroiden so eindrucksvoll demonstrierte. Klimakatastrophen sind aber im Gegensatz zu Asteroiden nun mal nicht nach dem amerikanischen Geschmack. Man kann sie nicht einfach in die Luft sprengen. Der Kampf gegen sie ist langwierig, mühselig, unspektakulär und teuer. Kyoto ist kein amerikanischer Held.
Wie Katrina die Selbstwahrnehmung der USA beeinflussen wird, bleibt abzuwarten. Aber eines ist klar: So sehr man sich ein selbstkritisches Amerika wünscht, so sehr man auf eine demutsvolle Katharsis hofft, die Gefahren in der Welt bleiben real. Europa kämpft in Teheran gegen diplomatische Windmühlen und in Pjonjang sitzt ein wirklich Geisteskranker an ganz realen Atom-Turntables. Ohne ein starkes Amerika ist die Weltgemeinschaft hier aufgeschmissen. Also, was soll man tun, wenn man nur noch Kanonen hat? Vielleicht hilft ja ein wenig (Atom-)Säbelgerassel.
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