Gewalt und Demokratie
"... und man kann wieder sicher Mercedes fahrn,Jan Delay
ohne dass die Dinger immer explodieren...."
Eine Sache, die uns bei den Amerikanern immer wieder übel aufstößt, ist ihre vermeintliche Gewaltaffinität. Dazu gehört auch das für unsere Verhältnisse absurde Waffengesetz. Jedem Bürger ist es ein per Verfassung verbrieftes Recht, eigene Schußwaffen zu besitzen. Aber es gibt ja auch eine Geschichte dazu:
Als 1781 die Engländer aus aus Amerika abzogen, war ein Mythos geboren. Nicht ein Staat hatte einen anderen Staat besiegt, sondern eine Bevölkerung hatte sich gegen ihre Unterdrücker erhoben und sie aus dem Land gejagt. Aus dem Land hatte sie sie deshalb jagen können, weil Sie mit Bärentöter und sonstigen Jagdwaffen ausgerüstet, einen unerbittlichen Guerillakrieg ausfechten konnte, der ohne diese Grundbewaffnung des gemeinen Volkes nicht möglich gewesen wäre.
So ist auch der amerikanische Patriotismus zu verstehen: Es ist ein Stolz auf die Bevölkerung, die sich nicht rumschubsen lässt. Auch nicht, und das wird gerne missverstanden, von der eigenen Regierung. Es gibt ein allgegenwärtiges Grundmißtrauen gegen jede Regierung. Egal wer dort gerade am Ruder ist.
Die allgemeine Bewaffnung wird so auch als Versicherung verstanden. Es ist gewisser Maßen die Einschränkung des Gewaltmonopols des Staates. So etwas wie das dritte Reich, hätte hier nicht stattfinden können, sagen die Amerikaner. Und tatsächlich: Jeder Regierende weiß, die da unten können zurück schießen. Im Zweifelsfall.
Ich will diesem System nicht das Wort reden. Ich lehne es ganz klar ab. Aber es hat seine Vorteile.
Was, wenn bei uns die Regierenden auf den Trichter kommen, die Grundrechte aufzuheben? Was, wenn bei uns korrupte Politiker mit korrupten Managern auf die Idee kommen, das Land auszuplündern? Was, wenn der Verfasssungsschutz dazu übergeht vor allem jene verfolgen, die für die Verfassung einstehen? Was, wenn die eigentlichen Verfassungsgegner an die Regierung kommen und dieses uneingeschränkte Gewaltmonopol genießen? Wer wird sie davon abhalten, das Beste in diesem Land, das Grundgesetz, nach ihrem Willen zu beugen/ zu treten / auszuhölen / faktisch abzuschaffen? Wer wird staatlich geprüfte Betrüger dem Recht zuführen?
Es gab da eine Zeit... gar nicht so lange her... da konnten ganz bestimmte Leute auch bei uns nicht mehr angstfrei zur Arbeit fahren...
PS: Ich weiß, dass Amerika nicht frei ist, von dem oben genannten Problemen. Ich weiß, dass sie zur Zeit eine noch korruptere Regierung hat, als wir. Aber das wiederum liegt an anderen Dingen: vor allem das mangelnde Bewusstsein für diese Zusammenhänge (mangelde Bildung, nicht funktionierende Presse...) und die Tatsache, dass die Regierung vor allem nach außen hin scheiße baut, die eigene Bevölkerung aber mehr oder weniger in Ruhe lässt (Gemessen an dem, was in Deutschland gerade passiert). Außerdem geht es mir um die Grenze, in der eine Regierung handeln kann. Diese Grenze gibt es in Deutschland aufgrund des absoluten Gewaltmonopols des Staates faktisch nicht.
Labels: amerika, bewaffnung, demokratie
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