Der grüne Daumen
Jaja, ich sollte mich mal entscheiden. Es tut mir leid, ich weiß es einfach nicht. Ich gebe es zu, ich kenne die Zukunft nicht, ich kann da auch nur raten. Also spinnen wir das mal weiter:
Die haben in dieser Konstellation sicher politisch am meisten zu verlieren. Sie haben einen antischwarzgelben Wahlkampf gemacht (keinen antischwarzen, keinen antigelben, nein, einen dezidiert antischwarzgelben). Für die Grünen ist der Schritt also zu Schwarzgelb genauso riskant, wie es ein Schritt der FDP zu rotgrün wäre. Warum die FDP dort strikter in ihrer Ablehnung ist? Weil die als gebranntes Umfallerkind um die Konsequenzen weiß: sieben Jahre keinen Sex. Aber auch die Grünen sind ja nicht doof und wissen sehr genau um das politische Risiko. Dennoch haben sie thematisch ja durchaus Spielraum für diese Koalition. Aber sie sind noch in der Komfortablen Situation nichts entscheiden zu müssen: Deshalb lehnen sie sich zur Zeit zurück, schwärmen öffentlich für die Opposition und wiegeln Jamaika als unrealistisch ab. Im Hintergrund allerdings, da bin ich sicher, laufen die Vorbereitungen für die Unionsgespräche auf Hochtouren. Die Grünen wissen, in diesem Koalitionspoker können sie eigentlich nur gewinnen. Mit Sicherheit werden dieser Stunden bereits Giftlisten erstellt. Eine Liste: „Unionspolitiker, die wir doof finden.“ Eine Liste: „Unionspolitiker, mit denen wir gerade noch leben könnten“. Dazu Listen mit grünen Themen, NoGos und mit unumstößlichen Forderungen. Sicher auch eine mit Ministerposten, die man gerne für sich beanspruchen würde. Die Listen werden lang, die Listen werden hart. Die Grünen werden versuchen die Grenze alles Machbaren auszuloten. Fraglich bleibt, was dann mit dieser Grenze geschieht.
Denn die Grünen wissen auch, was passiert, wenn die Verhandlungen scheitern. Merkels Kopf wird rollen, die Union wird sich selbst zerfleischen, bis das Blut an die Decke spritzt, und dann … ja spätestens dann wird sie zur SPD angekrochen kommen. Die Grünen könnten das mit einkalkulieren. Sie haben also einerseits die Option, die Union komplett fernzusteuern, oder sie gar ganz und gar zu vernichten. Da sie selbst trotz aller Zugeständnisse in dieser Koalition politische Substanz verlieren würden, könnten sie tatsächlich in Erwägung ziehen, der SPD doch einfach diesen Gefallen zu tun und selber in die Opposition zu gehen.
Wenn Jamaika allerdings zustande kommt, wird die SPD sich auch mit dem Oppositionsschicksal anfreunden können. Sie hat dann die Aufgabe sich in der Opposition neu zu erfinden. Denn eines ist klar. Schröder wird in diesem Fall in den Ruhestand gehen. Oppositionsarbeit ist seine Sache nicht. Ohne Schröder aber ist die SPD halbiert, die Lücken werden schwer zu schließen sein. Andererseits ist Opposition gegen Jamaika eine dankbare Aufgabe. Die haben den Feind ja schon im eigenen Bett.
Aber wie gesagt, was die SPD macht, ist eigentlich unerheblich. Die haben gerade Sendepause. Tatsächlich ist erstmal die Union am Zug (sich zu blamieren), da kann die SPD nun mal nichts machen, solange Guido die Arschbacken zusammenkneift.
Wer gewinnen wird: In jedem Fall die Grünen. So oder so.
Wer verlieren wird: In jedem Fall die Union. Mit oder ohne Jamaika, mit oder ohne Merkel, mit oder ohne Kanzler.
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