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9.9.04

Schon OK

Hoppla, das war ein harter Schlag.
Ich hab’s wohl nicht überlebt. Aber
was macht es nun noch für einen Sinn,
"Ich" zu sagen?

Oder "Du"?
Wo du doch nicht mehr in Reichweite scheinst.
Reichweite wovon?
Menschmenschmensch

Still jetzt,
verschwende auch du kein "Du".
Nicht für mich. Hier
werde ich es sowieso nicht hören können.

Nein, schon OK, sprich ruhig,
dein Schweigen geht eh unter
angesichts der Massen von Verstummten hier.
Macht ja nix.

Hier gibt es wirklich nichts mehr zu sagen
kein "Du" und schon lange kein "Ich",
auch kein "Hier", nur noch "Nichts",
oder so.

Und nur ich habe das Recht es zu sagen,
hörst Du?
Nur ich!
Alle andern meckern doch nur.

Schweigen

Ich sitz im Bus
Stille!
Jemand schaut mich an
Aus seinem Gesicht spricht Schweigen
Die Luft
ist gefüllt mit Schweigen
Zum schneiden dick
Mein Nachbar schweigt mich an
Still
Schauen die andern rüber

Der Bus hält an
Menschen
steigen schweigend aus
Jemand schaut ihnen nach
Schweigend!

Ein Räuspern
Niemand traut sich hinzuschauen.
Verlegen
Senkt der Räusperer sein Kopf.
Schweigend
Nehmen die anderen seine Entschuldigung entgegen

Der Valendienst

Der gleißend BlenderSonne viel,
mit hellem breitem StrahlenStiel,

mächtigsattes HimmelBlau,
nebst lustig SchäfchenWolkenSchau,

grasiglauschig FlüsterGrün,
zwischen buntgeschecktem BlumenGlühn,

im flotten flatter FalterWimmel,
unter frischem nassen WiesenHimmel,

am lauen GlitzerSternenKranz,
der SommerSchimmerMondesGlanz,

in wuschig kribblig FrühlingsHaut,
auf wildwuchskitzlig Heidekraut,

als mein herzlichsüßer Valendienst,
für HerzbummerDich, mein Allerliebst.

Tisch

Stövchen ergraut glasschwer kantig.
Flache Durchsicht wabert silbern, rund kulissend, sich hinter der Fernbedienung auf.
Die teils beaschte, bestarrt neben Pappschatten schwer, wie ein Haar,
ganz kurz und leicht, sich von [6] an aufwärts biegt, dem Licht erreckend.
Scherenspitze, die metallisch erigierte, spießt schimmernd Spiegelbilder in Glanzblitzauge.
Kordelnd zwirbelt Schnur an Telefon,
schneidig schmiegt Löffelglanz sich unter.
Toter Docht leert Teelichtdunkel,
angebogen, dem Rest seine scharfe Kante fratzend,
wölbend, ansonsten oval gedellt, innen aber wachslos.
Zettelkram eselohrt das Filterkippengrab;
Aufbauschend drückt es gedrucktes wellig.
Von hinten: Braunschwarzer Nikogilb durchfasert Watteknolle-
Leise quetschte Exglut seine Runzeln, nächst ihrer Schwestern Schicksal.
Ahnungsvoll papiert es weiß. Ruhmreiche Fingerkuppe!
Tabak gebärdet sich breitlings. Beflockung geschieht.
Staubig erklimmen Lichtglanzflexe Bücherklumpens Deckelsaum, verharren dort,
hebend bis schattend, akongruent bis helixartig, blenden bläulich dem "B" den Bogen,
wechselnd nur in Titel und Farbe, dennoch fast fransig gestreuter Natur.
Radiergummischwarz funiert weitflächig mit pünktlicher Unterbrechung das Glatt.
Sich leider nicht hingebend: Totenschädels Muldenmaske... Obwohl:
Geschehnis agoniert in Eigenblut.... erwartet wird noch Obst.

Der Deutsche

Aufgewacht und sich dunkel suchend
Schreckt das Augenlid sich hin
verdreht sich runter bis zum Kinn
Der Nacht ihr dürres Licht anrufend

Grätzend reißt die große Sonne auf
Zupft leise an seinem Bein
Er hebt kurz das Ohr hinein
Und nimmt den Dingen ihren Lauf

Über Weiten verfolgt er das Glück
Dann Packt er es am Schopf
zieht es hoch und sein Kopf
Erhebt sich dabei kaum ein Stück

Er erklimmt im Lauf das Hochgefühl
Nur um sich in die Tiefe abzuseilen
Um unten keine Wunden auszuheilen
Lässt er den Hass noch kochend schwül

Nun versucht er ein Wort anzumieten
Kocht es hoch, von tiefer unten her
Und es spritzt sein Blut noch ungefähr
Dem Jetzt ins Aug, das Dort anzubieten

Es geht ihm nicht ums gewinnen
Weder um Pflicht noch um Kür
Er klopft nur an Deiner Tür
Um dem Aufmachen zu entrinnen

Der Deutsche

Aufgewacht und sich dunkel suchend
Schreckt das Augenlid sich hin
verdreht sich runter bis zum Kinn
Der Nacht ihr dürres Licht anrufend

Grätzend reißt die große Sonne auf
Zupft leise an seinem Bein
Er hebt kurz das Ohr hinein
Und nimmt den Dingen ihren Lauf

Über Weiten verfolgt er das Glück
Dann Packt er es am Schopf
zieht es hoch und sein Kopf
Erhebt sich dabei kaum ein Stück

Er erklimmt im Lauf das Hochgefühl
Nur um sich in die Tiefe abzuseilen
Um unten keine Wunden auszuheilen
Lässt er den Hass noch kochend schwül

Nun versucht er ein Wort anzumieten
Kocht es hoch, von tiefer unten her
Und es spritzt sein Blut noch ungefähr
Dem Jetzt ins Aug, das Dort anzubieten

Es geht ihm nicht ums gewinnen
Weder um Pflicht noch um Kür
Er klopft nur an Deiner Tür
Um dem Aufmachen zu entrinnen

Drama

Noch glitzern die Wellen
Die unendlichen Flächen
brechen das Licht
die dunklen, die hellen
die spitzen, die schnellen
ein Funkeln, ein Stechen
dicht an dicht

Die Hügel verdecken
wie Täler beim Lauf,
auf und empor,
noch höher sich strecken
Im Wiegen und Lecken
steigt weiter hinauf
ein ganzes Meer im Chor

Dem Küstenbogen
drohen Gebärden
verzweifelter,
schäumender Wut.
Es rollen die Wogen
jetzt näher am Boden
kämpfen und sterben
Zug um Zug

Gurgelnd reißt
die Gischt ins Blaue
das Graue schreit,
erstarrt zu Weiß
wenn weit sich spreizt
die Perlenklaue
und prasselnd
nach dem Ufer greift


Einsam schluchzend
sammeln Bäche
Reste auf vom Biest,
das aus den Schluchten,
längs der Buchten,
in die Fläche
und die Pfützen fließt.

Fahrkartenkontrolle

Auf ins ferne Weh. Heim
Dort wo ich hin geh,
Eine Frau hat keinen Fahrschein
Für die Welt wie ich sie seh

Landschaft fliegt am Fenster
Es ist heiß und still
Nur das Rauschen macht Gespenster
Und die Frau, die nicht bezahlen will

Ich sitze da und schreibe
Die Tasche drückt am Bein
Schau nach draußen durch die Scheibe
Die Frau fängt an zu schreien

Der Abend malt die Bilder
Mit dunkler Bäume Schein
Die Frau wird wieder wilder
Und ich bin wieder mein

Der Zug hält jetzt Uelzen
2 Stationen vor dem Weh
Sie muss den Zug verlassen
Sie wirkt verlassen wie ich seh

Jetzt fahrn wir weiter durch die Nacht
Und ich bin unterwegs
Gegen die Scheibe hauch ich sacht
"Auf das Du nicht zu lange stehst"

Auf ins ferne Heim. Weh
Mir, ich bin wieder allein
Wie ich durch die Welt geh
Denn ich hab einen Fahrschein

Frühlingsabend in Hamburg

Schlaksig klatscht die kleine Welle
dem Elbkai seine hohe Wand
hinauf bis an die eine Stelle
von altem Schaum besetztem Rand

Der Horizont ist scharf verschweißt
Mit Kränen, die ruhend, fast verwegen
Und nur für den heroischen Verweis
Nach Stille Haupt und Arm erheben

Der ferne Blick voll Sehnsucht schweift
Erklimmt bald weit den Hafen hoch
Der Schiffe Rümpfe und grad streift
Ein paar der schweren Frachten noch

Auf den blauen Himmeln hebt
in klarer, kalter Luft verwoben
die Möwe ihren Blick und schwebt
königlich vom Wind erhoben

In leuchtend gelbe Farbenpracht
Taucht die Sonne hell den Strahl
Und malt auf unseren Wangen sacht
Ein Lächeln, gold und schmal

ANGST

Als ich einst
Das höchste aller Kreaturen war
Ein Heer von Mut
Und eine Energienschar
Machte ich
Und tat was mir gefiel
Doch als die Angst kam
War die Angst da
Und als die Angst kam
War sie da und siegte sie

Eine Liebesgeschichte

Was ein Tag, Sonne und Wind
Bäume rauschen und recht geschwind
Fließt der Fluss das Tal herab
Und mit ihm eine Menschenleiche

Auf dem Bauche treibend,
mit den Armen ausgebreitet
Das Gesicht unter's Wasser gedrückt
Ein Mädchen von trauriger Schönheit
Ihr Körper nackt, nur mit Algen beschmückt

Was tät sie denken, an diesem schönen Tag
Was würd sie machen im frischen Nass
Planschen, lachen, sich des Lebens erfreuen?
Die Wellen lassen sie schwingen, sie wirkt blass

Ein fauler Ast, sorglos treibend in der Flut
Verhakt sich im weiten Haar der Mädchens
Nun treiben sie zu zweit in Richtung Sonnenglut
Tot und tot gesellt sich gerne

Die Strömung wird bald schneller
Die Strudel sind gefährlich
Zerren und ziehen an den Beinen
Entzweien das tote Paar allmählich

Der Ast war wohl zu leicht
Das Mädchen vielleicht zu schwer
Ihr Weg trennte sich abrupt,
als der Strudel, der die beiden verschluckt
den Ast nur wieder ausspuckt

auf den wilden Wogen nun
treibt der tote Ast alleine
in Richtung Ozean
wird er ankommen?
Keiner kann's ahnen
Sieht er das Mädchen wieder?
unwahrscheinlich

Der Wind

Manchmal hält man inne
Der Wind ist kalt
Er zwingt einen
Zum weitergehen

Manchmal will man vergessen
Der Wind ist stark
Er verwischt einem
Alle Spuren

Manchmal will man vorwärts
Der Wind ist stärker
Er zwingt einen
In seine Richtung

Manchmal gibt man auf
Der Wind ist da
Man muss sich nur
Von ihm treiben lassen

Das Leid mit der Zeit

Erwartung:

Es tut mir leid
Die Zeit
ist noch nicht gekommen
Gewonnen hat die Zeit die Zeit noch nicht
Die Sicht ist noch verschwommen

Ungeduld:

Ich bin bestürzt euch mitzuteilen
Verweilen tut die Zeit am Hang
Lang sind dort die Meilen
Am steilen Berg geht's nicht voran

Enttäuschung:

Es tut mir leid
Der Zeit,
noch ehe sie begonnen,
Ist verronnen der Zeit die Zeit
Und weit und breit hat man's vernommen