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24.6.07

Das Nur-noch-so-halb-Schweigen des Stefan Niggemeier

Stefan Niggemeier ist ein kritischer Mensch. In einer Akribie, die meines Wissens ohne Beispiel ist, weist er den Medien (mittlerweile nicht nur der BILD-Zeitung) ihre Verfehlungen nach und wird nicht Müde dabei eine Erneuerung der Medienlandschaft einzufordern. Moral, Anstand, Wahrhaftigkeit und Transparenz sind die leitenden und wahrscheinlich auch treibenden Kräfte, die er dabei ins Feld führt und von denen er sich ins Feld führen lässt.
Dass er dabei trotz des größten Ärgers nie selten (EDIT:25.06.07-2:40) die Fairness verliert und in seiner Kritik immer Augenmaß beweist, macht ihn beinahe unangreifbar.

Beinahe. Denn seit dem auf seiner eigenen Website ein Werbebanner für Yahoo prangt, eben jenem Unternehmen, das quasi als Antithese von allem stehen kann, wofür Stefan Niggemeier kämpft, ist er selbst Gegenstand einer moralischen Diskussion geworden. Und das finden nicht wenige. Gerade dann, wenn jemand wie Stefan Niggemeier solch einen Entschluss fasst. Jemand, der für nicht wenige auch eine moralische Instanz darstellt. Ein Vorbild in Sachen Integrität.

Und dennoch. Die Diskussionen fanden ohne ihn statt. Nicht, dass die Verweise auf ihn gefehlt hätten. Nicht, dass sein Schweigen nicht thematisiert wurde. Nicht, dass er nicht selbst darauf Aufmerksam gemacht wurde. Er reagierte nur nicht. Er reagierte auf alles. Aber kaum wurde das Thema Yahoo angeschnitten: Schweigen. Funkstille. Abbruch der Kommunikation.

Nun ist es nicht so, dass das nicht auch seine Wirkung gehabt hätte. Irgendwann wird man Müde vom Nachfragen, man belässt es bei ein paar missmutigen Hinweisen und während Johnny wegen seiner druchsichtigen Rechtfertigungsversuche in der Luft zerrissen wurde, war Stefan Niggemeier nur am Rande ein Thema. Wollte man hier eine Strategie unterstellen, sie hätte funktioniert.

Ich persönlich habe mich über Stefans Schweigen ehrlich gesagt noch mehr geärgert, als über die Yahoo-Werbung an sich. Ich konnte nicht verstehen, dass man sich so feige davonstehlen kann. Denn das war das, was ich vermutete: Aussitzen. Sich schadlos halten. Todschweigen. So tun, als sei die Diskussion gar nicht existent oder man sei gar nicht betroffen.

Und vor allem verstand ich es nicht. Der, der zu allem und jedem was sagt, wo die Frage nach der Moral gestellt wird und werden muss, derjenige schweigt so ausdauernd bei einem Thema, dass ihn so direkt selbst betrifft.

Und weil ich es nicht verstand und weil ich es ihm aber auch nicht durchgehen lassen wollte, sich so einfach aus der Affaire zu stehlen, schrieb ich ihm eine Mail, eine, wie ich sie schon viele Male in seinem Blog gelesen habe. Einfache, konkrete Fragen: "journalistische" Fragen. Niggemeier-Fragen. (Mal abgesehen davon, ob es mir gelungen ist. Ich hab's jedenfalls versucht)

Stefan hat mir jedenfalls geantwortet (dann doch, nach ein paar Zickereien, wegen des Ausdrucks "Werbung schalten"). Seine Antworten aber als schmallippig zu bezeichnen, wäre noch untertrieben. Ihre Glaubhaftigkeit einzustufen, steht mir nicht zu. Ich denke, jeder der Stefans Blog regelmäßig liest, kann das für sich selbst einschätzen. Ich bin ihm jedenfalls dankbar, dass er überhaupt geantwortet hat. Und dennoch hat die Veröffentlichung hier mehr einen dokumentarischen Charakter. Dokumentarisch, weil die Form der Antworten vielleicht erhellender ist, als ihr Inhalt.

Hast du noch vor, Dich zu der Adical/Yahoo-Sache zu einer gegebenen Zeit zu äußern, oder ist Dein Schweigen dazu grundsätzlich?
Weder noch.

Hälst Du die Yahoo/adical-Diskussion, bei der es ja auch um Dich geht, für zu unwichtig, als dass Du dich dazu äußern müsstest?
Nein.

Gibt es andere, als die gefragten Gründe, für Dein Schweigen?
Ja.

Hat Dir jemand geraten (z.B. Johnny oder Sascha Lobo), Dich dazu nicht zu äußern, und was waren die Begründungen?
Nein.

Anders gefragt: Glaubst Du, dass Deine persönlichen Beziehungen Einfluss auf Deine Entscheidung hatten, einerseits die Yahoo Werbung zu schalten und andererseits auf die Kritik dazu nicht einzugehen?
Die "persönlichen Beziehungen" zu dem Vermarkter meiner Weblogs? Nein.

Noch anders: Als Du bei Deiner GOA-Dankesrede Sascha Lobo für seinen "Ratschlag" gedankt hast, bezog sich das auf diese Entscheidungen?
Nein.

Was hälst Du generell von dem Verhalten, Diskussionen, Kritik und Probleme einfach auszusitzen und zu versuchen sie totzuschweigen?
Wenig. "Totschweigen" ist aber vielleicht auch der falsche Begriff, wenn ich sehe, wie viele Leute aus dem Adical-Netzwerk sich, teils mehrfach und ausfühlich, zu dem Thema geäußert haben. So wenig ich vom Aussitzen halte - ich glaube auch nicht, dass sich jeder einzelne zu jedem einzelnen Thema erklären muss.

Mit welchem bloggenden Selbstverständnis ist diese Form der Kommunikationsverweigerung genau zu vereinbaren?
Ich sehe keine Kommunikationsverweigerung.


Von Sascha Lobo kam bisher noch keine Reaktion. Ich werde noch ein wenig warten und ansonsten die Fragen einfach ohne Antworten posten.

PS: Hab ich eigentlich schon mal erwähnt, wie traurig mich das alles macht?

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16 Zitate:

... oder wie Anonymous Anonym einst so treffend sagte:

"Na, wenn du auch Fragen stellst, auf die man mit „Ja“ oder „Nein“ antworten kann, darfst du dich nicht wundern, dass das jemand macht :)"

Sonntag, Juni 24, 2007  
... oder wie Blogger mspro einst so treffend sagte:

"Jetzt weiß ich wenigstens wozu eine Journalistenausblidung gut ist ;-)"

Sonntag, Juni 24, 2007  
... oder wie Anonymous Anonym einst so treffend sagte:

"„Warum schweigst du zur Adical/Yahoo-Sache?“, wäre übbrigens die richtige Frage gewesen. Eventuell noch eingeleitet von einer kleinen Erklärung, was dich dazu bringt, diese Frage zu stellen."

Sonntag, Juni 24, 2007  
... oder wie Blogger mspro einst so treffend sagte:

"Kann schon sein. Dafür war meine Frage "Gibt es andere, als die gefragten Gründe, für Dein Schweigen?" da. Dass man auf die Frage: "Wo bin ich hier?" auch "Auf der Erde" sagen kann, weiß ich selbst. Enttäuscht bin ich trotzdem, dass man es anscheinend auch tut, wenns einem in den kram passt.

Aber gut. Unten gibt er ja die Begründung, dass er sich schlicht nicht bemüßigt fühlte, der Diskussion etwas hinzuzusetzen. Mehr hätte er bei deiner Fragetechnik sicher auch nicht gesagt. Aber vielleicht bei Deiner Person."

Sonntag, Juni 24, 2007  
... oder wie Blogger mspro einst so treffend sagte:

"Arospos Einleitung. Die gabs tatsächlich. Hier nochmal als Nachtrag:

"Lieber Stefan,

Ich möchte einen Artikel schreiben, der sich unter anderem mit Deinem Schweigen auseinandersetzt. Nun ist es, Du wirst das sicher kennen, schwer einen Artikel über das Schweigen zu schreiben. Denn es liegt in der Natur der Sache, dass einem dazu meist die Informationen fehlen. Und da ich mir nicht vorwerfen lassen will, mit Unterstellungen zu arbeiten, aber von Dir ja keine öffentliche Reaktion im Blog, trotz mehrfacher Bitten und etlichen Hinweisen, erfolgt ist, hier ein paar Fragen in guter alter Journalistenmanier per Mail:""

Sonntag, Juni 24, 2007  
... oder wie Anonymous Anonym einst so treffend sagte:

"Hallo mspro,
so sehr ich deinen theoretischen Ansatz verstehen kann, den Artikel über die Postmoderne und die Verantwortung, empfinde ich diesen Beitrag, der deine Enttäuschung über das Ergebnis des Interviews mit Niggemeier dokumentiert nicht so gelungen. Wir könne sicher sein, dass auf einer anderen Ebene auch über Verantwortung und die Konsequenz von Äußerungen und Positionen nachgedacht wird. Aber bestimmen zu wollen welche Akteure sich wie zu beteiligen haben, finde ich ein wenig übertrieben. Deine Einleitung zu dem Interview verstellt deswegen, wie ich finde, ein wenig den Blick auf das Ergebnis des Mailwechsels.

so oder ähnlich"

Montag, Juni 25, 2007  
... oder wie Blogger mspro einst so treffend sagte:

"nerone,
ich will sicher niemanden vorschreiben, wie er sich zu verhalten hat. Was ich in erster Linie will, ist zu verstehen. Das habe ich oben versucht herauszustellen.

Dass ich die Enttäuschung über das Ergebnis meiner Bemühungen jetzt nicht verbergen kann, ist ja offensichtlich. Aber vielleicht ging es mir hier nicht umbedingt darum einen "tollen" Artikel zu schreiben (wäre schön gewesen, und hätte ich versucht, wenn ich den Stoff dazu gehabt habe), sondern so ganz typisch "bloggisch" mir schlicht ewas von der Seele schreibe. Auch dazu mach ich das ja."

Montag, Juni 25, 2007  
... oder wie Anonymous Anonym einst so treffend sagte:

"> Aber vielleicht bei Deiner Person.

Längst versucht. Ähnlich Erfolglos."

Montag, Juni 25, 2007  
... oder wie Blogger mspro einst so treffend sagte:

"Eine Anschlussfrage an Stefan hätt ich noch, falls er das hier mitverfolgt:

"lässt Dich das eigentlich alles kalt hier?""

Montag, Juni 25, 2007  
... oder wie Anonymous Anonym einst so treffend sagte:

"ist gebongt mspro,
im ganzen hast du meine sympathie. und letztlich unterstreicht dein bloggervermerk deinen unmut und den einer ganzen, recht grossen gruppe, die unternehmen wie adical, menschen wie neggermeier oder lobo als teil ihres kulturkrieses wie lichtgestalten und zukuntsträger betrachteten.

no hard feelings..."

Montag, Juni 25, 2007  
... oder wie Blogger John Dean einst so treffend sagte:

"Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt."

Dienstag, Juni 26, 2007  
... oder wie Blogger mspro einst so treffend sagte:

"Dr. Dean sagte (editiert von mspro):

Vielleicht ist diese Kommunikationsverweigerung ziemlich genau das, was Sascha L. gemeint haben könnte, als er von der Kulturwerdung einer Subkultur sprach?

Schweigen statt Dialog. Wir können auch anders. Adical. [EDIT MSPRO: Dean, wir wollen doch mal fair bleiben. Zumindest in meinem Blog.] Dann könnten Sie ein geeigneter Werbepartner für uns sein! Wir sind anders.

Sorry - leider wirkt die adical-Werbeunternehmung zunehmend so. Genau so."

Dienstag, Juni 26, 2007  
... oder wie Blogger John Dean einst so treffend sagte:

"Du hast schon recht, sehr fies klang diese Passage. War aber irgendwie nah an der Realität.

Trotzdem gut, dass Du es rausgelöscht hast. Mit Fiesheiten, zumal, wenn treffend, gewinnt man keine Herzen. Und Dialog: kommt ohne besser aus."

Mittwoch, Juni 27, 2007  
... oder wie Anonymous Anonym einst so treffend sagte:

"Wer von euch Bloggern nutzt einen MAC? Dreht das Ding mal um! Ja, jetzt! Lest mal laut vor, was da steht! Genau das Kleingedruckte, ja, das mit dem "designed in California, assembled in China"! Jetzt meine Frage (Du da hinten, schalt mal für einen Augenblick deinen IPod aus!): Glaubt ihr, Apple hilft damit der armen Bevölkerung und ist aktiver Unterstützer deren Menschenrechte?
Ich hab auch einen Mac, mir scheint aber das "Ich rette 1000 chinesen, weil ich Stefan niggemeier, dem Chef von Yahoo Osnabrück ans Bein pisse" soviel zu bringen wie das gute alte "ich ess' keine Bananen von dole und hol somit den Mandela ausm Knast! Andererseits, solange ihr nicht klauen geht!"

Mittwoch, Juni 27, 2007  
... oder wie Blogger mspro einst so treffend sagte:

"turboatacinus, sag mal willst du uns hier nur Deine schier unglaubliche Intelligenz vorführen, oder warum kommentierst Du hier? Hast Du dich vielleicht irgendwie verlaufen? Oder findest Du doch noch den Anschluss ans Thema?
tsetsetse... geh dann mal Chinesen retten..."

Mittwoch, Juni 27, 2007  
... oder wie Anonymous Anonym einst so treffend sagte:

"sascha lobo. was soll er schon antworten. jemand, der noch nie fragen aufegworfen hat?"

Freitag, Juli 13, 2007  

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