Das Nur-noch-so-halb-Schweigen des Stefan Niggemeier
Dass er dabei trotz des größten Ärgers
Beinahe. Denn seit dem auf seiner eigenen Website ein Werbebanner für Yahoo prangt, eben jenem Unternehmen, das quasi als Antithese von allem stehen kann, wofür Stefan Niggemeier kämpft, ist er selbst Gegenstand einer moralischen Diskussion geworden. Und das finden nicht wenige. Gerade dann, wenn jemand wie Stefan Niggemeier solch einen Entschluss fasst. Jemand, der für nicht wenige auch eine moralische Instanz darstellt. Ein Vorbild in Sachen Integrität.
Und dennoch. Die Diskussionen fanden ohne ihn statt. Nicht, dass die Verweise auf ihn gefehlt hätten. Nicht, dass sein Schweigen nicht thematisiert wurde. Nicht, dass er nicht selbst darauf Aufmerksam gemacht wurde. Er reagierte nur nicht. Er reagierte auf alles. Aber kaum wurde das Thema Yahoo angeschnitten: Schweigen. Funkstille. Abbruch der Kommunikation.
Nun ist es nicht so, dass das nicht auch seine Wirkung gehabt hätte. Irgendwann wird man Müde vom Nachfragen, man belässt es bei ein paar missmutigen Hinweisen und während Johnny wegen seiner druchsichtigen Rechtfertigungsversuche in der Luft zerrissen wurde, war Stefan Niggemeier nur am Rande ein Thema. Wollte man hier eine Strategie unterstellen, sie hätte funktioniert.
Ich persönlich habe mich über Stefans Schweigen ehrlich gesagt noch mehr geärgert, als über die Yahoo-Werbung an sich. Ich konnte nicht verstehen, dass man sich so feige davonstehlen kann. Denn das war das, was ich vermutete: Aussitzen. Sich schadlos halten. Todschweigen. So tun, als sei die Diskussion gar nicht existent oder man sei gar nicht betroffen.
Und vor allem verstand ich es nicht. Der, der zu allem und jedem was sagt, wo die Frage nach der Moral gestellt wird und werden muss, derjenige schweigt so ausdauernd bei einem Thema, dass ihn so direkt selbst betrifft.
Und weil ich es nicht verstand und weil ich es ihm aber auch nicht durchgehen lassen wollte, sich so einfach aus der Affaire zu stehlen, schrieb ich ihm eine Mail, eine, wie ich sie schon viele Male in seinem Blog gelesen habe. Einfache, konkrete Fragen: "journalistische" Fragen. Niggemeier-Fragen. (Mal abgesehen davon, ob es mir gelungen ist. Ich hab's jedenfalls versucht)
Stefan hat mir jedenfalls geantwortet (dann doch, nach ein paar Zickereien, wegen des Ausdrucks "Werbung schalten"). Seine Antworten aber als schmallippig zu bezeichnen, wäre noch untertrieben. Ihre Glaubhaftigkeit einzustufen, steht mir nicht zu. Ich denke, jeder der Stefans Blog regelmäßig liest, kann das für sich selbst einschätzen. Ich bin ihm jedenfalls dankbar, dass er überhaupt geantwortet hat. Und dennoch hat die Veröffentlichung hier mehr einen dokumentarischen Charakter. Dokumentarisch, weil die Form der Antworten vielleicht erhellender ist, als ihr Inhalt.
Hast du noch vor, Dich zu der Adical/Yahoo-Sache zu einer gegebenen Zeit zu äußern, oder ist Dein Schweigen dazu grundsätzlich?
Weder noch.
Hälst Du die Yahoo/adical-Diskussion, bei der es ja auch um Dich geht, für zu unwichtig, als dass Du dich dazu äußern müsstest?
Nein.
Gibt es andere, als die gefragten Gründe, für Dein Schweigen?
Ja.
Hat Dir jemand geraten (z.B. Johnny oder Sascha Lobo), Dich dazu nicht zu äußern, und was waren die Begründungen?
Nein.
Anders gefragt: Glaubst Du, dass Deine persönlichen Beziehungen Einfluss auf Deine Entscheidung hatten, einerseits die Yahoo Werbung zu schalten und andererseits auf die Kritik dazu nicht einzugehen?
Die "persönlichen Beziehungen" zu dem Vermarkter meiner Weblogs? Nein.
Noch anders: Als Du bei Deiner GOA-Dankesrede Sascha Lobo für seinen "Ratschlag" gedankt hast, bezog sich das auf diese Entscheidungen?
Nein.
Was hälst Du generell von dem Verhalten, Diskussionen, Kritik und Probleme einfach auszusitzen und zu versuchen sie totzuschweigen?
Wenig. "Totschweigen" ist aber vielleicht auch der falsche Begriff, wenn ich sehe, wie viele Leute aus dem Adical-Netzwerk sich, teils mehrfach und ausfühlich, zu dem Thema geäußert haben. So wenig ich vom Aussitzen halte - ich glaube auch nicht, dass sich jeder einzelne zu jedem einzelnen Thema erklären muss.
Mit welchem bloggenden Selbstverständnis ist diese Form der Kommunikationsverweigerung genau zu vereinbaren?
Ich sehe keine Kommunikationsverweigerung.
Von Sascha Lobo kam bisher noch keine Reaktion. Ich werde noch ein wenig warten und ansonsten die Fragen einfach ohne Antworten posten.
PS: Hab ich eigentlich schon mal erwähnt, wie traurig mich das alles macht?
Labels: adical, interview, niggemeier, yahoo
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