T i e f
Einige Gedanken über...
18.9.08
9.9.08
Es wird wirklich Zeit
15.8.08
18.6.08
Über das Fernsehen…
14.6.08
Europa und ich
Labels: europa, irland, politik, verfassung
9.6.08
Marktverwirrung
Dann aber die Entwarnung im Text:
Da hat wohl ein Redakteur unsere derzeitige Wirtschaftsordnung mit der "sozialen Marktwirtschaft" (Gott hab sie seelig) verwechselt. Kann ja passieren.
Labels: kapitalismus, medien, politik, spon
5.6.08
Profiling mit Twitter, oder was ist ein Captcha?
Ist es nicht schön? Man kann es einfach so raushauen. "Ich mache jetzt Feierabend", schleudert uns Moeffju entgegen. Einfach so. Nix besonderes, eigentlich. Genau diese Art Information, die man bei Twitter einfach so raushaut, ohne sich einen Kopf zu machen. Denn was ist schon dabei? Jeder macht doch Feierabend, irgendwann. Würde man nie drauf kommen, dass das, außer für ein paar Leute, für die es die Möglichkeit eröffnet jetzt mit dieser Person ein Feierabendbier zu trinken, irgendeine Relevanz besitzt.
Und dann kommt irgendwer. Ein zukünftiger unentschlossener Kunde, ein potentieller Arbeitgeber, oder einfach nur eine Profilingagentur. Oder gar eine Web2.0 offene Profilaggregationsplattform. Und Zack wird aus den einzelnen und für sich harmlosen Feierabenden und ihrer Tweetszeitzen ein Arbeitszeitenprofil geschustert.
Es ist nicht immer sofort ersichtlich, welche Daten wir preisgeben, während wir sie preisgeben. Mit Regelmäßigkeiten und Hashtags lassen sich Daten zu Profilen verknüpfen, von denen wir heute noch gar keine Ahnung haben, welchen Komplexitätsgrad und welche Tiefe sie erreichen können.
Als Kosmar im Artikel bei den Blogpiloten von seinem Geburtstagskalender berichtete, war ich zunächst begeistert.
Ich selbst pflege zum Beispiel gerne den Twitter-Geburtstagskalender mit #hpybdy oder zeichne meinen letzten Tweet des Tages gerne mit #n8 aus.
Ist ja auch eine tolle und ebenso einfache Idee. Dass dort aber Liste für alle Leute zugänglich ist, die das für die Identifizierung ziemlich wichtige Datum des Geburtstags vieler Twitterer einfach so abrufbar macht, ist ein Datenschutzproblem. Ganz besonders dann, wenn man wie ich anonym im Netz unterwegs ist.
Ich weiß selber noch nicht, was das alles für mich und meine Twitterei bedeutet. Ich weiß aber, dass man vorsichtig sein sollte. Vor allem, wenn man anfängt, Dinge zu standardisieren, mit Regelmäßigkeiten und Hashtags aber auch mit dem Gebrauch des Locationtags "L:". Man kann sich noch etwas schützen, indem man auf die Interpretationsbereitschaft seiner Follower setzt und die Maschinenlesbarkeit reduziert. Man muss im Grunde in Captchas twittern.
Wobei auch das keine Sicherheit ist. Was ein Captcha ist und was nicht, ist eine Frage, die letzten Endes in einer ungewissen Zukunft entschieden wird. Und zwar von Moores Law.
26.5.08
Rinke und lechte Brogs
Ich möchte daran erinnern, dass die konservative Blogosphäre in den USA die letzten Jahre sogar stärker war, als die liberale ("links" gibt‘s da ja nicht). Das hat mich anfangs auch gewundert. Partizipation und basisdemokratische Ideen, die ja die Grundpfeiler der Idee des Bloggens sind, sind jedenfalls in Deutschland immer eher linke Werte gewesen.
Aber die USA tickt da eben ganz anders. Demokratie und Meinungsfreiheit - was nebenbei mit einschließt, dass die Meinung eines Einzelnen immer wichtig ist und geäußert werden sollte - ist ein Wert, den dort fast niemand anzweifeln würde, egal wie weit "rechts" er sich befindet.
In Deutschland hingegen findet man sogar viele "Linke", die die Legitimität von Blogs glatt in Abrede stellen wollen. Der maulkorbverpassende Richter am berühmten Hamburger Landgericht beispielsweise, wähnt sich selber links. Auch einige Journalisten, die sich sonst offen links positionieren, würden am liebsten eine Lizenz zur Meinungsabgabe fordern, wie man immer mal wieder voller Erschrecken lesen muss. Ich würde also behaupten, dass diese Art der Publizistik von Jedermann auch weiten Teilen der Linken durchaus suspekt ist.
Wenn man sich darüber hinaus die Wahlbeteiligungen bei Plebisziten in Deutschland anschaut, kann man schon daran zweifeln, dass die Meinungsfreiheit hierzulande irgendwas wert ist. Wir sind ja auch ein ziemlich einsames Völkchen mit der Tatsache, nie über unsere Verfassung abgestimmt zu haben. Und die EU-Verfassung wurde uns von Anfang an nie zur Abstimmung angetragen. Ich würde soweit gehen zu behaupten, dass ein Plebiszit zur Verhinderungen einer drohenden Diktatur wegen zu geringer Wahlbeteiligung abgelehnt werden würde. So absurd ist das nicht. Das Plebiszit zur verbindlichen Verankerung von Plebisziten in die Hamburger Verfassung ist letztes Jahr aus eben diesem Grund gescheitert.
Zieht man das alles in Betracht, so muss man zu dem Schluss kommen, dass wir Blogger innerhalb Deutschlands sowas wie Aliens sind. Und ganz erhlich: wenn ich mit einigen Offlinefreunden übers Bloggen rede, komme ich mir auch so vor. Man gerät immer in dem Verdacht sich zu wichtig zu nehmen. Bestenfalls wird es belächelt, was man tut.
Jedenfalls kann man festhalten: Meinungsfreiheit zählt hier zu Lande nicht viel. Nicht mal bei den Linken im allgemeinen, höchstens bei einer bestimmten linken Untergruppe. Wenn überhaupt jemand der Meinung ist, Meinung sei irgendwie wichtig, dann kommt er hierzulande fast ausschließlich aus einem bestimmten links-liberalen Meinungsspektrum, welches in der echten Politik so wenig vertreten ist, dass es fast keine Rolle spielt. (zu "links" und "liberal" hat Jens Berger mal einen schönen Artikel geschrieben) Und daraus rekrutiert sich - jedenfalls die politische - Blogosphäre fast ausschließlich.
Labels: bloggen, blogosphaere, politik
24.5.08
5.5.08
Eigentlich
Einerseits haben wir die Welt des Scheins. Die Dinge scheinen auf eine bestimmte Art und Weise klar vor uns zu liegen, sie lassen sich beobachten und bewerten, aber der Deutsche weiß bereits, dass dem ja nicht so ist.
Denn eigentlich ist es ja alles ganz anders. Die Welt der Eigentlichkeit ist die Welt der Wahrheit, genauer: der Wahrheit hinter der Wahrheit. Hier, abgetrennt von der äußerlichen Welt, regieren die verborgenen, ja, geheimen Mechanismen der Welt. Das, was nicht offensichtlich ist, hat hier seinen Platz. Das Wort "Eigentlich" ist das Tor, das man seinem Gesprächspartner dahin öffnet.
Und hinter diesem Tor ist nichts wie es scheint. Hässliche Dinge werden plötzlich schön (Eigentlich ist es doch ganz schön), Aufgaben, an denen man noch sitzt, sind plötzlich erledigt (Eigentlich bin ich schon fertig) und widerliche Menschen werden nett (Eigentlich ist er ganz nett).
Tolles Wort eigentlich, dieses "Eigentlich".
Labels: eigentlich, philosophie, satire, sprache
1.5.08
Matussek und die Twitteratur
27.4.08
Twitkrit
23.4.08
Twitter vs. Twitter
21.4.08
Nachtrag: ich
Labels: events, persoenliches, selbstreferentialität
8.4.08
Vortragspaper für den Hyperkult 17
Derrida befragt Foucault LEFT JOIN Freud
Diese Frage hat es in sich. Sie lässt sich nicht frontal beantworten, denn sie ist gekoppelt an so viele Voraussetzungen, die nicht als gesichert gelten dürfen. Voraussetzungen, die der Frage bereits einen Sinn geben, man könnte sagen, eine Ordnung geben, die die Antwort nicht unberührt lassen kann. Im Folgenden werde ich diese Schwierigkeiten anreißen, die ich in meinem Vortrag diskutieren möchte:
Erste Unsicherheit: Ordnung. Was ist das, Ordnung? Was war es und was ist es heute? Die Frage nach der Ordnung muss zunächst gestellt werden und sie muss neu gestellt werden, vor allem in Anbetracht der Datenbank, die eine Ordnungstechnik ist. Eine Technik, die also selber den Begriff der Ordnung neu bestimmen wird. Es ist grundsätzlich nicht leicht die Frage nach der Ordnung zu beantworten. Es ist bereits schwer, sie zu stellen. Die Aussagen zu befragen, d.h. ihre Relationen und Verknüpfungen zu sammeln und ihr Feld abzustecken, hieße ihre gegebene Ordnung auszubreiten und zu untersuchen. Aber wie weit kommt man bei der Untersuchung dieser Positivität, wenn eben die Aussage der Datenbank die Positivität in ihrem Selbstverständnis in Frage stellt?
Denn meine These zu der relationalen Datenbank ist, dass sie die Ordnung in Frage stellt. Sie stellt sie in Frage, in einem dreifachen Sinn:
1. Sie stellt die gegebene Ordnung in Frage, die bisher in den Archiven, Bibliotheken und Sammlungen, den Katalogen und Karteikarten herrschte.
2. Sie stellt nicht nur die Ordnung, das heißt: nicht nur die gegebene Ordnung, sondern die Gegebenheit von Ordnung im allgemeinen in Frage.
3. Sie stellt all diese Ordnungen, Ordnungssysteme und Ordnungstechniken und damit auch alle möglichen Ordnungsanalysen in Frage, indem sie sie in die Frage stellt.
Eine SQL-Abfrage (Structured Query Language) ist keine Frage unter anderen. Diese Frage ist eine völlig andere Antwort auf die Frage der Ordnung. Denn wenn wir es gewohnt waren eine Ordnung zu errichten, die eine Gültigkeit und eine Orientierung versprach und beanspruchte5, die diese aber zugleich in ihren Befragungsmöglichkeiten beschränkt, gibt die relationale Datenbank dieses Konzept zum großen Teil auf. Die Verknüpfungen der Daten und die Ordnung ihrer Ausgabe wird nicht mehr ausschließlich vom System vorgegeben, sondern sie wird erst in und durch die Abfrage generiert. An eine relationale Datenbank kann dadurch eine bis dato ungekannte Anzahl von möglichen Fragen gestellt werden. Die Ordnung ist in der relationalen Datenbank eben nicht in erster Linie eine gegebene Ordnung, sie ist vor allem eine unüberschaubare Anzahl von möglichen Ordnungen.
Zweite Unsicherheit: Das Ereignis. Was ist das Ereignis? Ist das Ereignis tatsächlich noch, jedenfalls ausschließlich, auf der Seite der Einschreibung zu suchen? Muss man nicht, jedenfalls jetzt, nachdem die Möglichkeit in und durch die relationale Datenbank angeschnitten wurde, das Ereignis der Ordnung ebenso in seiner Befragung suchen? Derrida war es, der Foucault als erster darauf hinwies. In "Cogito und die Geschichte des Wahnsinns" wirft er Foucaults frühem Werk "Wahnsinn und Gesellschaft" vor, seine eigene Methodik nicht nach der Bedingung seiner Möglichkeit befragt zu haben. Dass "es kein Zufall [ist], wenn ein solches Vorhaben heute hat entwickelt werden können, [...]", weil "eine bestimmte Befreiung des Wahnsinns begonnen hat".6
Derrida, der hier natürlich auf die Psychoanalyse Freuds anspielt, die in dem Wahnsinn eine eigene Logik entdeckte und so von der schlichten Unvernunft schied, hat einen grundsätzlicheren Einwand gegen Foucaults Geschichtsverständnis. Er fragt die Frage nach der Ordnung anders. Man könnte sie folgender Maßen formulieren: "Welche impliziten Verknüpfungen sind in Foucaults Fragen am Werk, die ihm erlauben, diese seine Fragen an das Archiv der Trennung von Wahnsinn und Vernunft zu stellen?".
Die Frage nach der Ordnung stellt sich als Frage nach der Stellung der Frage zu der Ordnung. Ist also die Frage nach der Ordnung, weil sie erst durch die Ordnung, durch eine neue Ordnung, eine Umordnung des Diskurses hat gestellt werden können? Heute, anders als vor 100 Jahren? Und morgen anders als heute?
Doch was ist das Ereignis, wenn dessen Befragung das Ereignis - zumindest auch - rekonfiguriert? Wenn sie es in eine andere Ordnung einschreibt, die nicht die seine ist, durch eine andere, vielleicht ganz andere Frage?
Die Frage nach der Ordnung von der Frage her zu stellen, scheint um so dringlicher, wenn man die bereits fast 30 Jahre alte Erfindung der relationalen Datenbank nur als Zwischenstation einer viel umfassenderen Umschichtung der Wissensordnung betrachtet. Das Internet hat gezeigt, dass die Entwicklung beim Befragen der Datenbank nicht aufhört, sondern dass durch die gleichzeitige Abfrage mehrerer Datenbanken, die Fragen selbst ins unendliche verschaltet werden können.7 Zudem kommen immer mehr mögliche Verknüpfungen hinzu, die aus bestehenden Daten mit einer geschickten Befragung ungeahnte Zusammenhänge offenbaren.8 Die ordnende Frage der Zukunft wird umfassender, ja monströser sein, als wir es uns heute vorstellen können. Diese Entwicklung, die nicht nur Foucault's und unseren Begriff von Ordnung, sondern ganz real - im hier und jetzt - die strukturelle Ordnungsmacht der „Gatekeeper“ bereits dekonstruiert, entzieht sich selber eines direkten Zugriffs. Denn eine Analyse all dessen scheint unmöglich, weil ihre Strukturen sich in eine Zukunft vieler noch nicht gestellter Fragen verflüchtigen.
Mir scheint es deshalb so, als sei der Streit zwischen Foucault und Derrida, der sich beinahe nur und ausschließlich um diese Fragestellungen gruppiert, als sei dieser Streit für das Verstehen der Datenbank und ihrer Bedeutung besser geeignet, als eine Diskursnanalyse des Streits zwischen Codd und Bachman. Vom Cogitoaufsatz Derridas9 bis zur posthumen Aufarbeitung des Streits in „Gerecht sein gegenüber Freud“10 wird die Frage der Ordnung verhandelt, die Frage nach der Legitimität der Errichtung und der Untersuchung der Ordnung. Dabei wird Frage nach der Stellung des Ereignisses eine geheime Schlüsselrolle einnehmen11, die in zwei unterschiedlichen Theorien des Archivs12 ihren Ausdruck finden. Die Sichtweise auf das Ereignis wird die Möglichkeiten der Analyse der Vergangenheit ebenso bestimmen, wie die Frage der Zukunft. Die Frage der Zukunft als der zukünftige Frage an das Archiv. Der noch nie da gewesenen Frage, mit deren Kommen man aber unbedingt rechnen muss.
1 Rosa Luxemburg, Die Ordnung herrscht in Berlin, in Werke, Bd. 4, S. 538.
2 Adams, Douglas: Per Anhalter durch die Galaxis, S.179.
3 Vgl. Foucault, Michel: Archäologie des Wissens, S. 128 ff.
4 Dessen Ausgangspunkt Codds Artikel: „A Relational Model of Data for Large Shared Data Banks“ ist, der 1970 im „Communications“ erschien. Der Streit ist dokumentiert in Gugerli, David: Die Welt als Datenbank. Zur Relation von Softwareentwicklung, Abfragetechnik und Deutungsautonomie. In: David Gugerli, Michael Hagner, Michael Hampe, Barbara Orland, Philipp Sarasin, Jakob Tanner (Hg.): Nach Feierabend 2007: Daten.Zürcher Jahrbuch für Wissensgeschichte.
5 Derrida nennt dies „Topo-Nomonlogie“ vgl.: Derrida, Jacques: Dem Archiv verschrieben, S. 12 ff.
6 Cogito und die Geschichte des Wahnsinns, in Ders.: Schrift und Differenz, S. 63.
7 Man sehe z.B. die auf den ersten Blick so unscheinbar daherkommende Technologie der RSS-Feeds an, die es möglich jedem macht, seine ganz individuelle Frage nach Neuigkeiten zu stellen, an millionen von Datenbanken - mit einem Klick.
8 Microsoft schickt sich derzeit an, mit PhotoSync die Bildanalyse und damit deren mögliche Verknüpfbarkeit zu revolutionieren. http://labs.live.com/photosynth/ (28.03.2008).
9 Cogito und die Geschichte des Wahnsinns, in Ders.: Schrift und Differenz.
10 Derrida, Jacques: Gerecht sein gegenüber Freund, in Ders.: Vergessen wir nicht - die Psychoanalyse!
11 Vgl. Bunz, Mercedes: Wann findet das Ereignis statt? Geschichte und der Streit zwischen Michel Foucault und Jacques Derrida. S. 1 ff, http://www.mercedes-bunz.de/wp-content/uploads/2006/06/bunz_ereignis.pdf (28.03.08).
12 Foucault, Michel: Archäologie des Wissens sowie Derrida, Jacques: Dem Archi verschrieben.
Labels: archiv, medien, medienphilosophie, philosophie, wissenschaften
7.4.08
re:publica 08
Als ich letztes Jahr zur re:publica fuhr kannte ich so ziemlich gar keinen. Außer Tristessedeluxe. Es war trotzdem super. Ich habe dort einige Leute kennengelernt, mit denen ich dann per Blog weiterhin Kontakt hatte und die ich dieses Jahr wiedergesehen habe, was mich sehr gefreut hat.
Dieses Jahr kannte ich bereits eine ganze Menge mehr Leute, was einerseits daran lag, dass ich auf anderen Konferenzen, wie der 9to5 und dem Wordcamp war, aber vor allem, weil ich Twitter nutze. Das ist unglaublich, was das für ein Sozilsalistionstool ist. Mehr als es Bloggen je war. Man hat einfach weniger Scheu vor Menschen, deren Tagesrhythmus man kennt, wenn man weiß, wie sie in bestimmten Situationen reagieren, was für Probleme sie im Alltag haben, etc. Und so war es, dass sich viele meiner Twitterbekanntschaften sehr schnell und sehr häufig in reale Bekanntschaften verwandelten. Und wenn ich nur mal so in Berlin bin.
Mit anderen Worten: Als ich dieses Jahr zur Re:publica fuhr hatte ich eine riesige imaginäre Liste von Leuten, die ich wiedersehen oder endlich mal kennenlernen wollte. Und genau diese Erwartung wurde noch übertroffen. War das ein Spass. Ich habe sehr sehr wenig Pannels besucht, was ich zwar schade fand, was aber durch die vielen Gespräche mehr als wieder gut gemacht wurde. Leider waren die Gespräche allzuoft zu kurz und oberflächlich, aber so ist das nun mal auf solchen Konferenzen. Am liebsten hätte ich den einen oder anderen direkt in die nächste Kneipe geschleppt, um mal in Ruhe quatschen zu können. Manche habe ich leider nicht sehen können, was sehr schade ist. Bei manchen, auf die ich mich gefreut hatte hat es nur für ein Hallo und Tschüss gereicht. Aber im großen und ganzen habe ich mich prächtig amüsiert und war erstaunt, dass einige im RL noch netter sind als auf Twitter.
Die andere Sache war, dass ich fast durchgehend völlig fertig war. Ich kam bereits sehr abgekämpft dort an und habe es mir dennoch nicht nehmen lassen auf jeder, wirklich jeder Hochzeit zu tanzen. Meist bis zum Schluss. (Vor allem Sascha Lobos Followerparty war mehr als krass) Dementsprechend lief ich immer wie ein durch Koffein noch notdürftig am Umkippen gehinderter Zombie über den Asphalt. Wahrscheinlich denken sich jetzt die Menschen: "mspro? ganz nett, aber die Augenringe..."
Was schade ist: ich hab viel zu wenig Bilder gemacht. Andererseits ein gutes Zeichen, weil es zeigt, dass ich anderweitig beschäftigt war.
Jetzt könnte ich inhaltlich natürlich noch was sagen. Da gab es einiges tolles, z.B. den Livepodcast mit Peter Glaser, den ich sehr schätze und den Vortrag von Christian Heller über Technikutopien. Da gab es auch weniger gutes, wie die Keynote, die aber schon von Willyam auseinander genommen wurde. Aber wie gesagt. Darum ging es mir nicht.
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4.4.08
INTERNETNERDS
Zu sehen: diplix, Kosmar, Pottblog.
Aber ansonsten ist es relativ super hier. Alle möglichen Leute, die man schon mal gelesen hat. Zu jedem fällt einem eine Geschichte, ein Pseudoskandal oder ein guter oder besonders schlechter Artikel ein. Naja, bei fast allen. Außer z.B. bei den ganzen Web2.0 Entrepreneure, die sich hier überall am Ran
[dieser Velegenheitspost wurde durch die andauernden Fragen iniziiert, warum ich denn so viel twittern und so wenig bloggen würde. Außerdem wusste ja nicht jeder, das mein Handy auch Videos aufnehmen kann. Aber jetzt.]
[jetzt mach dich mal locker. Brauchst dich doch nicht für einen Blogpost rechtfertigen]
[Andererseits: ist schon ganz schön armer Kontent. Du hattest mal ganz andere Ziele... ]
[Jaja, Bla!]
Labels: diplix, events, kosmar, pottblog, re-publica, re-publica08, republica08, rp08
29.3.08
Was ist eigentlich die re:publica?
Es ist ja so, dass wir hier, an diesem Ort, an keinem Ort sind. Wir sind jenseits der Welt, in einer Geisterwelt, in der nur immaterielle, intelligible Identitäten herumschwirren, mit blau leuchtenden Schweifen. Wir halten über diese Sphäre Kontakt mit der Welt der Lebenden und mit vielen anderen Geistern.
Nun hat sich in Berlin bekanntlich eine Priesterkaste gebildet, die den Zugang zu dieser Geisterwelt aufrecht erhält und vermarktet. In ihren täglichen Beschwörungen schaffen sie ein medial präsentables Äußeres der Geistersphäre und strukturieren diese damit wiederum, auch wenn sich einige Geister heftig dagegen wehren.
Nun kamen die Priester letztes Jahr auf die Idee, einen okkulten Ritus ins Leben zu rufen. Es sollte eine Geisterbeschwörung werden, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. Sie wollten tatsächlich einen großen Teil der Geisterwelt in einer fulminanten und lange vorbereiten Super-Mega-Beschwörung direkt in die reale Welt hineinmaterialisieren. Es hatte bis dahin zwar schon einige Versuche in diese Richtung gegeben, aber kamen diese so gut wie nie über eine zweistellige Anzahl von Geistern hinaus. 700 Geister sollten es aber werden. Sie in ihren echten Körpern wieder auferstehen lassen! Was ein Projekt.
Viele Tage und Nächte tanzten die Priester also nackt um ein großes Feuer und sprachen allerlei Zauberformeln gen Himmel - alles mit den gesponserten Zauberstäben von IBM. Dann, auf einmal, zisch, zurr, zack, kamen herbei geflogen die vielen Geister. Sie schwebten rhythmisch in der Luft, zum Beat der Priestergesänge und sammelten sich über dem Feuer. Mit ihren blauen Schweifen kreisten sie immer näher aneinander, immer um das Lagerfeuer herum. Dann steigerte sich der Beat, die Rhythmen wurden kürzer, die Beschwörungsformeln schneller und die Priester immer lauter, lauter, lauter bis sie schrien. Und auf einmal vereinigte sich der schwebende Geisterklumpen. In einer gigantischen blauen Wolke schien er alle Energien aufzusaugen, und in einem gleißenden Blitz und einem ohrenbetäubenden Knall geschah dann das Unglaubliche.
Als sich die Nebelschwaden verzogen, standen dort in der Kalkscheune 700 echte Menschen. Verwirrt schauten sie sich um. Sie wussten nicht, wie ihnen geschieht. Sie sahen an sich herunter und bemerkten Arme, Beine, manche sogar Brüste. Natürlich kannten sie das, sie waren ja schließlich auch einmal Menschen gewesen, damals, bevor sie in die Geisterwelt hineingezogen wurden. Aber wie unendlich lange war es her, dass sie ihre physischen Körper bewegen konnten. Zwar waren sie nach wie vor darauf angewiesen, sich ihre Energien aus der Geisterwelt zu beziehen, aber sie hatten sich aus diesem Grunde alle extra ihre mobilen Geisterwelttore von Apple mitgebracht. Und auch die Priester hatten vorgesorgt und ließen auf dem gesamten Gelände Geisterelexiere (sie nannten das W-Lan) versprühen, um die Tore offen zu halten.
Und so kam es, dass die Geisterwesen drei wundervolle Tage miteinander in der realen Welt verbringen konnten. Sie redeten und sie tranken, sie kosteten das körperliche Dasein vollkommen (wir vermuten das, jedenfalls teilweise) aus, allerdings immer in dem schmerzhaften Wissen, dass es wieder vorbei sein würde, dass der Zauber nicht ewig hält. Sondern eben nur diese 3 kurzen magischen Tage.
Trunken von ihrem Erfolg, aber, versprachen die Priester sogleich den Spuk von nun an jedes Jahr zu wiederholen. Und so glitten die Geister hin, zurück die Geisterwelt, wissend, dass sie von nun an Wiedergänger sein werden. Geister mit der Lizenz zum Spuken. Dass sie nächstes Jahr wiederkehren werden und dass der Spuk kein Ende finden wird, solange die Sponsoren mitmachen.
Und nun ist es wieder so weit. Das Feuer ist entfacht und von Ferne hört man bereits die immer lauter werdenden Beschwörungsgesänge der Priester.
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Liebe regelmäßige Blogbesucher,
Ich freue mich aber, dass Ihr die Hoffnung noch nicht aufgegeben habt, das macht mir Mut. Aber eines will ich Euch anraten. Anstatt hier jedesmal nur auf der Oberfläche nach neuem zu schauen, geht doch einfach mal tiefer, hinein in das Archiv, denn ich wette, keiner von Euch ließt mich schon seit immer. Und da ich eigentlich eher selten tagesaktuell schreibe, haben auch viele andere Artikel ihre Aktualität nicht eingebüßt.
An dieser Stelle könnte ich natürlich einzelne Artikel empfehlen. Tu ich aber nicht. Keine Zeit, Ihr wisst schon...
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19.3.08
15.3.08
Cem über Twitter
10.3.08
4 Links zur SPD
- SPIEGEL-TV-Beitrag zum fröhlichen Energielobbyismus ehemaliger und amtierender SPDler.
- Julia Seeliger über die "Verschwörungstheorie" betreffend der Ypsilantischlachterin "Metzger" ihre Kontakte zu Eon.
- Der Spiegelfechter über den angeblichen Heros "Metzger" und ihre Netzwerker.
- Der Stern über Mehdorns Marionettentheater, formely known as "Bundesregierung". [via]
Es ist traurig, was aus der alten Tante SPD geworden ist. Sie hatte immer meine Sympathie. Bisher. Aber dieser korrupte Saustall ist mittlerweile fast noch unwählbarer geworden als die Union.
29.2.08
Mohamed und die Urne
Eines Tages begab es sich, dass ich mit einer Gruppe von Freunden auf dem Weg zu meiner WG war und als wir am Eingang ankamen, schrie eine Freundin beim Anblick des Aschenbechers auf. Sie hatte vor etwa zwei Wochen ihre Mutter an den Krebs verloren.
Sie weinte und fluchte, war kurz davor den Aschenbecher wegzutreten. Noch als wir in meiner Küche waren schluchtste sie und konnte sich nicht beruhigen.
Natürlich hatte der Aschenbecher nichts mit ihr zu tun. Natürlich konnte das keiner ahnen und auch ich habe an diese Koinzidenz nicht gedacht, als wir zu mir gingen. Da war einfach jemand, der in einer völlig anderen Situation steckte, als ich, als wir, als die anderen. Aber natürlich verstand ich ihre Aufregung sofort, wenn ich sie auch nicht teilte. Natürlich konnte ich einigermaßen nachvollziehen, warum sie hier ausflippte. Warum es einfach weh tat, so einen Scherz abzubekommen. Nicht weil ich weiß, wie es ist, wenn man seine Mutter verliert, sondern, weil ich weiß, dass sie gerade in einer anderen emotionalen Situation ist als ich, eine die ich nicht einschätzen kann, die ich aber respektiere und für die ich verständnis aufzubringen versuche.
Was mir nie, niemals, in den Sinn käme, ist, in diesem Wissen um ihre Verletzbarkeit, extra und gezielt Scherze über tote Mütter zu machen. Die Wunde auszunuten, und draufzuhauen, weil ich weiß wie es weh tut. Und mich danach lauthals darüber aufregen, wie sie völlig fertig in der Ecke liegt und weint und schreit.
Das haltet ihr für selbstverständlich? Henryk M. Broder und andere nicht.
Sie nehmen sich Menschen, die ein anderes, emotionaleres Verhältnis zu einem Gegenstand haben und machen sich - und zwar genau aus diesem Grund - darüber lustig. Nur weil sie wissen, dass sie damit Gefühle verletzen. Weil hier die tote Mutter begraben liegt, graben sie um so tiefer, dem Schmerz entgegen. Es geht dabei natürlich nicht um Humor, es geht um das Verletzen. Und zwar ausdrücklich.
"Satire darf alles" sagte Tucholsky. Natürlich hat er damit recht. Ganz einfach weil wir - wir Europäer - uns diese Lehre Jahrhunderte lang selber schmerzhaft beibringen mussten. Weil wir lernen mussten, eine emotionale Distanz aufzubauen, zu den Dingen, die verballhort wurden. Und auch das klappt, bis heute, nicht immer gleich gut. Was aber weltgeschichtlich eher eine Sonderbarkeit ist. Vergessen wir nicht: Wir sind in diesem Spiel die Anderen.
Aber sogar die besagte Freundin fing sich wieder und sah von sich aus ein, dass ihre Reaktion irrational war. Dass die "Urne" nichts mit ihr zu tun hat und dass es zwar ein makaberer aber legitimer Scherz war. Ein Scherz, der außer ihr niemandem weh tut und der vor allem auch nicht dafür gedacht war, irgendjemandem weh zu tun. Vor allem nicht ihr.
Ich wünschte die Moslems könnten das eines Tages ebenso einsehen. Was aber mit Sicherheit nie geschehen wird. Denn es ist schlicht nicht wahr.
28.2.08
Die Systemfrage
Aktienoptionen als Ursache der Massenentlassungen? Kalkulieren Vorstände tatsächlich so brutal, dass sie Beschäftigte rausschmeißen, um so den Aktienkurs und damit den Wert ihrer eigenen Optionen zu steigern, sich persönlich zu bereichern? Und wäre das System repariert, wenn es Optionen für Vorstände nicht mehr gäbe oder Spekulationsfristen verlängert würden?
Diese ökonomische Argumentation erstaunt dann doch, vor allem aus dem Mund eines "wirtschaftspolitischen Sprechers". Denn sie personalisiert und stigmatisiert, wo viel dringender die Systemfrage gestellt werden sollte: Wie lange kann eine Gesellschaft die Macht der Börse – also die pure Orientierung am Shareholder Value (der Aktienrendite) und die Zwänge der Globalisierung ertragen, bis sie auseinanderbricht? Oder, anders formuliert: Zerstört der Super-Kapitalismus die Demokratie?
Quelle WikipediaKapitalismus als Selbstzweck bringt uns nicht weiter. Wenn der Kapitalismus aufhört, den Menschen zu nutzen, dann sollte man die Systemfrage stellen. Am besten schon in der Politik. Und zwar jenseits irgendwelcher populistischer Neiddebatten. Denn wenn das Volk erstmal damit anfängt, kann das sehr unschön enden.
Labels: kapitalismus, politik, spon, system
26.2.08
Malte
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24.2.08
OBAMA
Ich will hiermit erklären: ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung, was für eine Art Präsident dieser Obama wird. Werden würde. Aber ja, auch ich bin irgendwie angefixt von seiner Rhetorik. Und das, was mich an Obama fasziniert, ist nämlich genau das, was mich an Amerika, den USA, trotz aller Kritik, die man äussern kann, immer begeistert hat: Diese kompromisslose Haltung, die so zuversichtlich in die Zukunft schaut. Diese beinahe naive Utopistik. Dieses kraftvolle: Wir können es schaffen-Ding.
Ich denke, da haben die Amis den Deutschen einiges voraus. Hier ist sowas wie "change" immer negativ beghaftet. Sogar wenn es ziemlich beschissen läuft - und das tut es politisch gesehen in Deutschland - haben immer noch alle Politiker Angst davor, offen für einen radikalen Wandel einzustehen. Es gibt hier keinen wie Obama, der mit der Hoffnung punkten kann. Alle sagen nur: mit uns wird es dies oder jenes anders. Aber für einen umfassenden Wandel ist hier keiner bereit. Ich glaube sogar, dass jeder der sowas propagieren würden, gleich vom Verfassungsschutz kritisch beäugt würde.
Aber zurück zu mir: mich berührt dieser Obama. Und das, was er berührt, ist nichts, was unproblematisch wäre. Er spielt auf meinen Emotionen wie auf einem Klavier. Ja, das konnte Göbbels auch sehr gut. Ja, das konnten viele Demagogen sehr gut. Und ich glaube auch nicht, dass gute Politik nur mit dem Herzen gemacht werden sollte. Aber ich glaube, dass das Herz unweigerlich mit dazugehört, zur Politik.
All die "Pragmatiker", die man hat kommen und gehen sehen wollten uns einreden, es gäbe keine "linke" und keine "rechte" Politik: nur "gute" Politik. Es gäbe nur qualifizierte, weniger qualifizierte und bestens qualifizierte Politiker, um das Land zu regieren. Politik habe "ideologiefrei" zu agieren. Realpolitisch. Und da gäbe es eben nur den "guten" Kurs und alles andere sei Populismus. Am besten wir schaffen die Demokratie ab und bestimmen einen Geschäftsführer von McKinsey.
Ich sage: Bullschit! Eine Politik, die nichts will, ist nichts wert! Eine Politik, die nicht träumt - ja, von einer besseren Welt träumt - ist keine Politik, sondern eine "Verwaltung". Alle Politik muss mit dem Traum anfangen, von einer besseren Welt. Und sie muss daran glauben, diesen Traum in die Tat umzusetzen. "Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen" hat der Schmidt gesagt. "Wer keine hat, soll Buchhalter werden", sage ich.
"Heal this nation", verspricht Obama. "Repair this world", fordert Obama. Und selbst wenn es naiv ist, selbst wenn Obama weit weit weit hinter seinen Ansprüchen zurückbleiben wird: Was wäre diese Welt, wenn es nicht wenigstens ab und zu Menschen gäbe, die es wenigstens versuchen? Sie wäre schlicht: eine Welt ohne einen Funken Hoffnung.
"There has never been anything false about hope", sagt Obama. Und da hat er einfach recht. Und - vielleicht gibt es keine Hoffnung ohne Pathos. Ganz einfach weil: "Wir sind diejenigen, auf die wir gewartet haben.". Das heißt: weil es nichts gutes gibt, außer man tut es, gibt es keine Hoffnung ohne ein pathetisches "wir". Man nannte das auch lange das "Prinzip Hoffnung".
Und deshalb, obwohl es vor Pathos trieft, hier nochmal das "YES WE CAN"-Video:
12.2.08
Wenn man man nicht weiter weiß
LINK
Labels: beleidigung, joerg, podcast, trends
4.2.08
So langsam aber sicher
Da das aber nicht viel und oft ist, was ich da schreibe, kann man sich das schon mal abonnieren. Glaub ich.
Labels: bloggen, ipernity, link, persoenliches
31.1.08
Meine Daten und die Zukunft
Auf die Frage z.B., ob es nicht verboten sei, Graffities auf Hauswänden zu fotographieren, weil es Urheberrechte verletzt, war die Antwort: eigentlich ja, aber irgendwie doch nicht richtig. Eigentlich sei es gar verboten, ganze Häuser (Urheberrechte des Architekten) zu fotografieren, wohl aber Häuserreihen. Was aber (bisher) selten zu rechtlichen Konsequenzen führt. (Hoffentlich lesen hier keine Abmahnanwälte mit, die ich jetzt auf dumme Ideen bringe…)
Die Schwammigkeit und Unausgegorenheit dieser Gesetzeslagen ist dadurch zu erklären, dass sich die rechtlichen Probleme in diesen Bereichen bisher in Grenzen hielten. Die meisten privaten Aufnahmen landeten bisher bestenfalls in dem heimischen Fotoalbum. Heute, wo auch noch der unbedeutendste Schnappschuss im Internet veröffentlicht wird, und auf diese Weise ein potentiellen Millardenpublikum erreicht, oft noch mit den Metadaten (Was, wann, wo, wie) versehen, macht jedes Foto zum Politikum in einer rechtlichen Grauzone.
Krieg nannte diese Entwicklung recht treffend "Sichtbarkeit". Diese neue Sichtbarkeit ist es, die zu im Internet all die neuen Probleme verursacht, die bisher eben nicht sichtbar waren. Denn, klar haben schon früher die Leute den einen oder anderen Mitmenschen als "Arschloch" bezeichnet. Auch öffentlich, z.B. in der Kneipe.
Und auch die übelsten Schnappschüsse von Schnapsleichen in auf privaten oder öffentlichen Feiern wurden ohne Einwilligung und ohne einen Gedanken an rechtliche oder ethische Maßstäbe zu verschwenden, vorgenommen. War ja sowieso nur ein kleiner Kreis, der sie zu Gesicht bekam.
Die Sichtbarkeit ist das das eigentlich neue Paradigma. Oder besser noch: die Transparenz. Dabei ist diese Problematik, diese ich sag mal Ungleichzeitigkeit, gar nicht so neu, wie man denken könnte:
Über 3300 Jahre nach dem Tod des Pharaos Tutanchamun, soll die Todesursache und damit das Mordkomplott gegen ihn aufgedeckt werden. Mithilfe eines Computertomographen. Damals musste die Tat ungesühnt bleiben aber nun existieren die technischen Möglichkeiten aus dem gegeben Resten an Beweismaterial den genauen Tathergang zu rekonstruieren. Es werden Dinge sichtbar oder transparent, die vorher im verborgenen bleiben mussten. Das geht, in verschiedenen Intensitäten, seit Jahrhunderten so. Nicht nur in der Archäologie. Mordfälle werden durch immer exaktere Forensik von Wissenschaftlern aufgeklärt. Columbo war gestern. Heute gibt es CSI.
Was ich auf der Session leider nicht mehr einbringen konnte, war die Frage, wie Krieg einschätzt, dass sich die rechtlichen Probleme in dieser Hinsicht in Zukunft weiterentwickeln werden. Schließlich ist die technische Entwicklung ja noch lange nicht am Ende der Fahnenstange und mit ihr auch nicht der Grad Transparenz. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir uns da alle noch sehr umgucken werden.
Ich persönlich bin einerseits durch mein relativ gutes technisches Vorwissen und anderseits durch ein gewisses Misstrauen gegenüber kommerziellen Dienstanbietern relativ bewusst über den Umgang mit meinen Daten. Ich achte z.B. darauf, Bilder von mir, nicht unter meinem richtigen Namen ins Netz zu stellen. Überhaupt bin ich vorsichtig mit meinem Namen. Ich bin auch vorsichtig, welche Dienstanbiter ich wähle und versuche die Daten über mich, möglichst über unterschiedliche Dienste zu verteilen, um die Verknüpfbarkeit zu erschweren. Denn darum geht es: Verknüpfbarkeit. Ja, ich denke, ich habe eine ganz gute Kontrolle über meine Daten. Heute. Jetzt, zu diesem Zeitpunkt.
Ich bin aber vollkommen Macht- und Ratlos wenn ich an die zukünftige Verknüpfbarkeit denke. Wenn ich an Biometrische Geischtsanalysen denke und mir dies als Bildersuchmaschine vorstelle. Wenn ich Microsofts Photosynth (Video) sehe und mir vorstelle, wie sonstige Webanwendungen alle Bilder von mir und alle Bilder auf denen ich zu sehen bin, automatisch mit Metainformationen anreichern (genauer Ort, Datum, Urhzeit, Namen), die ich aus welchen Gründen auch immer, dort bewusst nicht angeben habe, bekomme ich es mit der Angst.
Denn das alles ist bereits in der Pipeline. Und in spätestens 2 Jahren wird man bei der Bildersuche im Web ein Foto von jemandem hochladen können und man wird daraufhin Fotos von diesem jemand finden, von denen er selber nicht wusste, dass es sie gibt. Es wird dann ein einziges Bild reichen, das mit richtigen Namen betitelt ist, um alle Fotos die es zu diesem Menschen gibt, der Anonymität zu entreißen. Einen Klick weiter wird man ein Exposee aller seiner Tätigkeiten im Internet erhalten. Themen, Freunde, Interessen, Adressen etc.
Man wird auch einen Crawler über einen Flickraccount laufen lassen können und ein ziemlich genaues Bild davon bekommen, wen er so kennt, und wo er sich aufgehalten hat. In sekundenschnelle.
Ein andere Beispiel ist Twitter. Twitter ist dermaßen gut durchsuchbar, dass es bereits unglaublich viele Drittanwendungen gibt, die aus den Twitterrohdaten Metadaten machen. Sie zeigen Dir, wo Du bist, wie deine Twitterzyclen so sind, mit wem du so kommunizierst, über welche Themen du schreibst, wie beliebt du bist, etc. Auch das ist noch lange nicht am ende. Google wird seinen aufgekauften Twitter-Metoo Jaiku noch mit seiner Lokalisierungsschnittstelle kombinieren und das ganze natürlich in Adroid, dem Mobiltelefon-Betriebssystem, implementieren. Die Nutzer werden es Google danken. Mit unvorstellbar vielen persönlichen Daten.
Aber das ist es gar nicht was mir Angst macht. Was mir Angst macht, ist das Verlieren der Informationshoheit über das was jetzt noch anonym ist. Man kann sich mit genügend technischem Sachverstand zu einem konkreten Jetzt immer in Sicherheit wiegen, doch den Archäologen der Zukunft wird nichts verborgen bleiben. Auch wenn man das Gefühl hat, eine Wahl zu haben und eine Kontrolle. Sie wird einem entglitten sein.
Labels: anonymität, archiv, internet, recht
26.1.08
ich befinde mich hier:
16:32. ganz schön fertig, schon. Wenig geschlafen. Viel gequatscht. Viele Leute wiedergetroffen. Viele Leute kennengelernt. Einige Sessions besucht. Über die Rechtsession von Kriegsrecht werde ich noch mal was schreiben. Jetzt auf der Wikiosession. Aber eigentlich mehr zum Batterie aufladen. Meine und die des Macbooks.
01:00 Ein unverschämt gutes Buffet genossen. Bloglesung vorher war auch schön. Einige Nerds haben aber nicht so richtig kapiert, dass eine Lesung keine "Session" ist und währenddessen fröhlich auf ihren Notebooks rumgeklimpert. Was ganz schön gestört hat. Da merkt man dann schnell, dass hier mehrere Welten aufeinandertreffen. Barcamp meets Bloglesung, neue vs. alte Bloggerwelt. Irgendwie ist mir die alte dann doch sympathischer. Als es noch um Inhalte und Geschichten ging. Um das Bloggen selbst und den Spass daran. Ganz ehrlich: Wäre dieser Blogbezug nicht da, wäre ich wohl auch nicht hier. Es hat schon seinen Grund, warum ich mich nie aufraffen konnte, zu den normalen Barcamps zu gehen.
Andererseits: Alle Achtung Cem! Er hat es (als erster) geschafft, beide Seiten auf einem Event zu zusammenzubringen.
Labels: events, live, wordcamp08
25.1.08
Demokratisierung der Überwachung?
Vielleicht ist es ja wichtiger, für die Freiheit von Information zu kämpfen, als zu versuchen sie zu “schützen” und zu verhindern? Das gruslige an der Vorstellung einer Orwell’schen Zukunft ist doch vor allem die Tatsache, dass man der Beobachtung durch ein repressives System ausgesetzt ist, oder? Klar, uns wird es schwer fallen, auf die Privatsphäre zu verzichten, weil wir mit dem Glauben aufgewachsen sind, sie sei ein grundlegendes Menschenrecht. Weil wir daran gewöhnt sind. Aber vielleicht werden unsere Enkel einmal den Kopf darüber schütteln.
Wenn man bedenkt, dass die Schnittmenge der Leute, die für Informationsfreiheit und derer, die für informationelle Selbstbestimmung kämpfen, enorm groß ist, ist das natürlich eine verlockender Vorschlag. Man kombiniere die beiden Forderungen und demokratisiere so die Überwachung.
Ich selber hatte auch schon oft darüber nachgedacht. Was wenn jeder zu jederzeit über das Internet das Bild jeder Überwachungskamera einsehen könnte? Was, wenn jeder zu jederzeit, auf die vorratsgespeicherten Daten der Provider Zugriff hätte? Wenn bald gar eine öffentliche Gendatenbank existiert, auf die jeder Zugriff hat?
Ein vollkommen transparente Welt würde zumindest das informationelle Machtgefälle beseitigen, so die These. Wenn alle von allen überwacht sind, dann kann auch niemand mehr einen Vorteil daraus ziehen.
Als ich mich mit diesem Gedanken konfrontierte, hatte ich ihn aber bald schon wieder verworfen. Denn wer ist das denn, das "repressives System", dass Strübing hier meint? Wer ist denn diese "Elite"? Ist es nur der Staat? Meinetwegen auch die Konzerne? Wer ist die Repression, bzw. wer wäre es, wenn alle Daten für alle verfügbar sind?
- Schatz, über was hast Du sich denn so lange mit Frau Müller an der Straßenecke unterhalten.
- Nein, hier können Sie keine Lebensversicherung abschließen, tut mir leid.
- Hatte ich dir nicht ausdrücklich verboten, Dich mit Ihm zu treffen? Ab auf Dein Zimmer!
- Ach, Du rufst ihn also immer noch an. Soso...
- Waren Sie an diesem Tag nicht krank geschrieben?
- Oh, Sie kaufen Ihr Brot also bei der Konkurrenz. Aber für Brötchen sind wir gut genug?
- Was hattest Du noch mal gegenüber [gemeinsamer Freund] über mich gesagt?
Wenn alle Informationen frei sind, dann bestimmt nicht mehr der "Zugang" dazu, sondern das nur noch das Interesse daran, wer wen überwacht.
Nein, lieber Volker Strübing. Das Problem ist keine anonyme (staatliche) Elite. Denn im Zweifelsfall sind die schlimmsten Diktatoren, immer die Menschen, die uns lieben (oder sonstiges Interesse an uns haben). Und ja, im Zweifel auch wir selbst. So traurig das auch ist.
Labels: ethik, informationelle selbstbestimmung, ueberwachung
23.1.08
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Man muss sich nur vergegenwärtigen, wie oft Menschen sich in ihrer Geschichte das Menschsein genseitig abgesprochen haben, um zu wissen, wie fragil dieses Selbstbild ist. Schwarze galten lange Zeit in ganz Europa nicht als Menschen. Juden wurden als "Untermenschen" vergast. Behinderte als "entartet" ermordet. Und nein. Das ist alles noch nicht ausgestanden. Das kommt immer wieder und es bedroht auch uns. Auch jetzt. Es bedroht alles "Andersartige". Das Andere, der Andere ist es, dem das Menschsein in unterschiedlichen Stufungen immer wieder abgesprochen wurde und bis heute wird.
Was passiert also, wenn auf den ersten Schritt der genetischen Erfassung und Untersuchung von Menschen, der nächste logische, der der "Selektion", folgt? "Ich würde Ihnen raten, dieses Kind nicht zu bekommen. Es hat eine 78%tige Wahrscheinlichkeit einen Herzfehler zu bekommen.".
Und erzähle mir keiner, dass Eltern sowas nicht tun würden. Sie würden es. Fast alle. Was Kinder heute schon alles erleiden müssen, weil ihre Eltern nur "das Beste" für sie wollen. Überhaupt bin ich gegen Eltern. Aber das ist ein anderes Thema…
Und was, wenn die Technologie so weit ist, diese Dinge zu reparieren: "Wir bieten Ihnen den besten Mix Ihrer beider Gene und garantiert ohne Erbkrankheiten. Die gewünschte Haarfarbe tragen Sie bitte hier ein."?
Wenn man es sich leisten kann, bekommt man dann "optimierte" Kinder. Es wird sich natürlich nicht jeder leisten können. Aber jeder wird es versuchen. Denn was ist ein "normaler" Mensch noch wert, unter all den Tüv-gesprüften Deluxemenschen mit Garantiesigel? Auf dem Heiratsmarkt? Auf dem Arbeitsmarkt? Als Bürger? Bei der Krankenversicherung? Als Freund? Als Sohn? Als Tochter? Als Mensch?
Der Film Gattaca hat sich genau dieser Frage angenommen. Wie sähe eine solche Welt aus? Aus der Sicht eines solchen "Unperfekten"? Ich empfand ihn damals als einer der erschreckensten Filme die ich je sah. Und ich glaube er untertreibt. Es
Labels: ethik, gattaca, gentechnik, menschlichkeit
21.1.08
Hyperkult 17 - call
So gesehen kam der Call genau zur richtigen Zeit.
Sehr schön auch der Begleittext:
Die Ordnung des Wissens wird mit und in Computern verwahrt. Börsennotierte Unternehmen besitzen es, machen es profitabel zugänglich oder enthalten es vor. Dabei geht es nicht um Zensur, wenn festzuhalten ist, dass die Verfügung über das Wissen der Welt nunmehr außerhalb der Verantwortung wohlmeinender Sachwalter wie Bibliothekarinnen oder Archivaren oder professioneller Geheimhalter wie den Sicherheitsdiensten geraten ist. Was Google und andere nicht anzeigen, wird heute nicht wahrgenommen und existiert morgen ganz einfach nicht mehr. Und was sie findbar machen, ist nicht mehr aus der Welt zu schaffen.
Es ist die Ordnung selbst, die sich verändert, ohne dass dies von denen zu verhindern wäre, die noch zu Zeiten des Zettelkastens für das Wissen der Welt oder dessen Verschluss zuständig waren.
Dabei träumten in den 60er Jahren noch so manche von einer aufgeräumten Gesellschaft. Das Militär, Banken, Versicherungsfirmen und Science-Fiction-Autoren erkannten das Potenzial der Computer, und auch der Staat erhoffte sich eine effizientere Verwaltung seiner Bürger in zentralisierten Datenbanken. Gegen diesen Willen zum Wissen wurden Gesetze in Stellung gebracht, um die Menschen vor allzu zudringlichen linearen Listen und binären Bäumen zu schützen. Der Glaube aber, Ordnung bedeute Sicherheit, weht weiterhin durch die Büros der Innenministerien.
Inzwischen werden die Datensammlungen der Behörden übertroffen von denen der Internet-Firmen, deren weltweit verteilte Datenbestände sich einer öffentlich-rechtlichen Kontrolle systematisch entziehen. Das Problem ist heute nicht mehr, Information zu erzeugen, sondern sie zu finden. Das WWW ist der perfekte mathematische Baum, in dem jede Datei eine eindeutige Adresse zugewiesen bekommt. Deshalb ist die Ordnung der Informationen bis heute nur durch brute force aufzulösen, indem der digitale Bibliothekar bei jeder Anfrage jedes Blatt seiner Bibliothek durchsucht,-- was jeden Bibliothekar und auch alle zusammen schlicht überfordert und nur noch von Serverfarmen unter erheblichem Kapitaleinsatz leistbar ist, was wiederum die öffentliche Hand überfordert.
Und nicht jede gefundene Information darf behalten, geteilt, zitiert oder genutzt werden. Die Ordnung des Wissens schafft Eigentumsverhältnisse und Äußerungsdelikte, Meinungsfreiheiten und Pressezensur. Den Ordnungskräften stellt sich eine Informationsguerilla entgegen, die Regeln unterwandert oder Strukturen ins Unerträgliche vermehrt und dadurch hofft, durch das Raster zu fallen. Und daneben wächst eine Wissensindustrie, die nach ihren eigenen Regeln agiert.
Wir fragen daher: Welche Ordnungsstrukturen werden durch den Computer als Medium geschaffen, welche in Frage gestellt? Wer kann noch Einfluss nehmen? Was wird mit Computern geordnet und was entzieht sich diesen Bemühungen? Welche Wünsche und Ängste verbinden sich mit Ordnungen? Welche Rolle spielt Ordnung in der Kunst? Welchen Wert bekommt die Unordnung in der digitalen Welt?
Labels: archiv, call, hyperkult, philosophie
19.1.08
Brief an Steve
Lieber Steve,
warum hast du das getan? Was ist bloß in dich gefahren? Warum hast du, frag ich mich verdrossen, bloss diesen vertrackten Packt geschlossen?
Steve, ich rede vom Exklusivvertrag mit der deutschen Telekom. Warum, Steve, warum verflucht, hast du dir ausgerechnet diese Firma ausgesucht? Die Telekom ist Teil von dieser Kraft, die nie das gute will und überhaupt nichts rafft.
Sie behauptet, sie wolle ihren Kundenservie optimieren, und entlässt dann erstmal, froh und heiter, 1000 Kundenservicemitarbeiter.
Drum ist auch bei T-Mobile, der Kundenservie irgendwie nicht so geil. Im Gegenteil er ist nicht nur nicht effizient, er ist schlicht und einfach nicht existent. Ein Beispiel, Steve, bestell dir bei der Telekom doch einfach mal DSL.
Machs einfach mal und dann ruf am besten auch mal bei der Hotline an. Vielleicht hast du ja Glück und irgendwann statt der Computerstimme sogar einen Menschen dran, dann frag ihn doch mal nach dem günstigsten Hadytarif. Ach, ja, kleiner Ratschlag noch, nimm dir Zeit dafür, Steve.
Ich bin mir sicher, Du würdest viel mehr iPhones verkaufen, würde das nicht exklusiv über die Telekom laufen. Gerade jetzt, denn jetzt ist der Hype hot, wie seinerzeit beim iPod. Ey Steve das war ja wohl massiv naiv und im höchsten Maße kontraproduktiv.
Hat dir das denn keiner vorher gesagt? Warum hast Du nicht einfach uns gefragt? Uns, die jetzt kollektiv im Schreck vereinte, bundesdeutsche Macgemeinde? Wir sind schließlich zu dir konvertiert, weil wir Technik schätzen, die funktioniert. Deshalb sind wir nicht bei der deutschen Telekom, verstehst du steve. Wir hassen, dass das alles so quälend kompliziert ist, bei der Telekom, dabei könnt doch alles so einfach sein, aber nein. Übrigens das feine am iPhone ist ja, dass es so einfach und schlicht ist, ne. Kurzum, das iPhone ist alles was die Telekom nicht ist.
Man, Steve, warum biederst Du Dich diesem Anbieder an, wenn doch einer wie Du jeden haben kann. Ich finde, und ich habe Dich sonst immer verteidigt, dass diesmal nicht der Mac die Mittel heiligt. Steve, ich bitte Dich, behandel uns bitte nicht so Stevemütterlich. Trenn Dich von der Telekom. Danke, fürs Entgegenkommen.
via -- via
16.1.08
11.1.08
Konken und Darwin
Ich hatte mir im Vorfeld schon dieses Interview [via] angehört. Die Emotionaliät mit der Konken da gegen die "Anonymen Schreiber" wettert, ist nicht mit der allgemeinen Abwehrhaltung der Journalisten gegenüber dem Internet zu erklären. Konken, das wurde schon hier klar, ist selber betroffen. Er fühlt sich als Opfer verleumdnerischer Machenschaften und projiziert dieses Erlebnis kurzerhand auf alle Blogs.
Der Hinweis aus den Kommentaren bei Felix Schwenzel führte auch gleich zu dem, was Konken einerseits "erleiden" muss, und was er andererseits fälschlicher weise für ein Blog hielt: stadl.biz. Man kann über den Stil und den Grad der Geschmacklosigkeit streiten, wie hier mit Menschen umgegangen wird. Ich finde das sogar noch im Rahmen. Aber man kann nicht darüber streiten, dass wohl niemand, nicht mal der einfältigste Journalist, dies für ein typisches Beispiel eines Blogs halten würde, ich persönlich nicht mal überhaupt für ein Blog. (Wobei man die Definition natürlich noch weiter fassen kann)
Wir haben es hier also schlicht mit einem Menschen zu tun, der keine Ahnung hat, was das überhaupt ist, ein Blog (es erscheint evident, dass er noch nie ein anderes Blog gesehen hat. Außer vielleicht die Blogs der Süddeutschen, die es bekanntlich nicht gibt) und deswegen auch fähig ist, die Seite stadl.biz überhaupt mit einem zu verwechseln. Das kann passieren. Eine solche Unkenntnis ist in diesem seinem Beruf zwar sicher ein enormes Handicap, aber was anderes hätte ich ehrlich gesagt nicht mal erwartet.
Von minderer Intelligenz ist es aber, trotz dieser völligen Unkenntnis die Einfältigkeit zu besitzen, stadl.biz als Prototyp für die vielen hunderttausend Blogs in Deutschland herzunehmen und sich zu entblöden auf dieser wackligen Grundlage öffentlich herumzukrakelen. Das geht über die übliche journalistische Ignoranz und Inkompetenz auf diesem Gebiet deutlich hinaus. Da haut einer unkoordiniert und wild um sich, während er vor Tränen in den Augen nicht mal sieht, dass da längst niemand mehr um ihn herumsteht.
Auch wenn das jetzt als Beleidigung aufgefasst werden kann: das ist schlichtweg Dummheit. Vor allem ist es aber höchst unprofessionell. Denn wenn sich ein Vorsitzender von einer noch so unbedeutenden Klitsche, dermaßen emotionsgeleitet und bar jeder Information in den öffentlichen Diskurs wirft, sollte man ganz dringend nach Ersatz suchen. Damit wäre dann wiederum stadl.biz als notwendiges Korrektiv legitimiert und allgemein der Ökokreislauf des Webs unter Beweis gestellt. Stadl.biz mag ein wenig eklig sein. Eben genau so eklig wie Würmer und Maden, die die verrotteten Kadaver verstorbener Gattungen dahin befördern wo sie hingehören. So eklig wie notwendig eben.
Labels: bloggen, blogs, journalismus, konken
Don Alphonso's heimlicher Charme
Ich war früher schwarzer Block, sie waren früher in Frankfurt auf der Straße, wir können uns da praktisch die Hand reichen. Aber, nochmal: das da draußen war überhaupt nicht schlecht und wir müssen einfach akzeptieren, dass diese APO, dieser schwarze Block da draußen größer wird und die Leute überhaupt keine Lust haben, sich den Stein wieder aus der Hand nehmen zu lassen..
ca. Min 83. im [Video]
Warum versteckt der Don diesen intelligenten und listigen Charme in seinen Blogs nur so oft? Schade…
Labels: bloggen, blogs, charme, donalphonso, journalismus, video
10.1.08
9.1.08
Wie ich Twitter
Du willst reden? lass uns!
Über das Leben! Was sonst?
(einszwo)
Ich will jetzt nicht wieder eine Lanze für Twitter brechen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man sich dabei nur fusselig redet. Niemand, der den Dienst nicht nutzt, wird sich verbal von dem Sinn von Twitter überzeugen lassen. Sei's drum. Übergehen wir also die Sphäre der Ignoranz und erzählen ein wenig aus der Praxis. Also: wie ich Twitter.
Womit ich twittere:
Man sagt immer: Entweder man liebt Twitter oder man hasst es. Fast alle Leute, die regelmäßig Twittern sind vollauf überzeugt von dem Tool. Meckern tun meist die, die es nie ausprobiert haben. Und dann gibt es noch die dritte Gruppe, die es zwar ausprobiert hat, es aber unüberzeugt wieder aufgibt. Bei denen habe ich festgestellt, dass es fast immer am Client liegt. Es gibt ganz viele Twitterclients für fast alle Geräte (außer Toaster, soll aber in Arbeit sein) und Betriebssysteme (außer GEOS).
Und hier werden auch die Fehler gemacht:
- Viele glauben, es reicht über Website zu twittern. Nee. Tut es nicht. Da bleibt man nicht am Ball. Da schaut man nicht oft genug rein und zack: aus den Augen, aus dem Sinn. Bis irgendwann: "Ach ja, da war doch was…"
- Wieder andere wollen keinen eigenen Client und nutzen deswegen twitter2Skype oder einen anderen Bot im Instant Messenager, den sie eh schon drauf haben. Da diese Clients aber die für IMs ohne Frage sinnvolle Eigenschaft haben, bei jedem Eingang zu Tröten und wild rumzublinken, geht Twitter schon bei mehr als 5 Followern tierisch auf den Senkel. Außerdem kommen die Tweeds meist verspätet und gesammelt in einem Rutsch durch, dass man eine Stunde lang unbehelligt und dann plötzlich völlig überfordert wird. Diese Leute können gar nicht verstehen, wie man mehr als 10 Leuten follown kann. Klar. Könnt ich so auch nicht.
Das Beste ist also einen eigenen Twitterclient laufen zu lassen, der auch nur dafür da ist. Der sich am besten im Desktopfordergrund aufhält und nur die Tweeds zeitnah durchrauschen lässt. Den man also auch gerne mal ignorieren kann, wenn man keine Zeit hat. Der einem aber immer die Möglichkeit offen hält durch einen kurzen Seitenblick auf dem Laufenden zu bleiben. Ich persönlich benutze Twitteriffic und muss sagen, dass er ziemlich genial genau das tut, was er soll. Einfach immer präsent und verfügbar und dabei unaufdringlich sein und eben nicht nerven.
Was ich lese:
Ich followe mittlerweile 100 Leuten. Und das schon eine ganze Zeit. Es herrscht eine gewisse Fluktuation in meiner friendslist. Derzeit schmeiße ich für jeden neuen "Friend" einen anderen raus. Ich will und kann die 100ter Marke einfach nicht überschreiten. 100 sind mit meinem 80% "on"-Livestyle durchaus noch handlebar. Alles andere fällt unter die Aufmerksamkeitsschwelle. Es ist zwar beinahe nie so, dass mir Twitter auf die Nerven geht, aber wenn ich mal ein paar Stunden am Stück nicht drin war, hab ich schon jetzt das Gefühl recht viel verpasst zu haben. Zuviel um sich das alles nachträglich durchzulesen. Das lasse ich mittlerweile. Schaue nur mal in die @replies.
Was ich entlese:
Der Grund zum unfollown ist in 80% der Fälle Twitterfeed. Mit dem Tool kann man beliebige Feeds bei Twitter einspeisen, etwa seine Blogartikel. "New Blogpost: ....". Sorry Leute. Ihr habt schon einen Feed auf dem Blog. Wenn ich ihn lesen will, kommt der in meinem Feedreader. Wenn ich Euch aber bei Twitter followe dann möchte ich Eure Tweeds und zwar nur die. (OK, kein Problem sich selber mal zu verlinken, wenn einem ein Blogpost mal wichtig ist. Mach ich auch gerne. Aber bitte nicht automatisiert und bitte nicht alles.)
Ein anderer Grund, warum ich Leuten meist schon von Anfang an nicht followe, wenn ich auf ihr Profil komme, ist, dass sie Twitter mit einem IRC Chatroom verwechseln. Dass sie eben nur und ausschließlich auf andere antworten. Das finde ich langweilig. Es ist OK, wenn sich ab und an ein Gespräch ergibt und ich quatsche auch ganz gerne hier und da. Aber der Hauptfokus, das ist mir wichtig, muss auf dem Erzählen liegen. Und das muss... ach dafür mach ich eine neue Überschrift:
Was ich schreibe:
Ich schreibe zweierlei Dinge: Die, die ich einfach loswerden will und die, die sich lustig formulieren lassen.
Die Tweeds, die ich loswerden will, sind politische Statements, steile Thesen, nette Links, Antworten auf Antworten, emotionale Ausbrüche, Fragen an die Audience (extrem praktisch) etc. Alles was mich gerade beschäftigt und was ich teilen will.
Daneben gibt die profanen Dinge des Alltags. Hier liegt der Fokus, vor allem auch bei den Leuten, die ich gerne lese. Bitte nicht falsch verstehen. Profane Dinge des Alltags werden nicht einfach getwittert, weil sie da sind. Hier ist das Kriterium einfach ein ganz anderes. Und zwar wird nur das gepostet, was sich lustig formulieren lässt. Kleinigkeiten. Auch keine Brüller. Aber Skurilitäten, originell formuliert. Mehr sowas wie:
das konzept des rausstarrens um zeit zu vergessen wird durch im blickfeld befindliche litfaßsäulenuhren dann doch irgendwie ad absurdum
@remark
verflixt, jetzt hab ich mich total versurft.
@kosmar
Ich bringe zum Zwecke der Arbeitskonzentration den Koffeinpegel vermittels Club-Mate auf den üblichen Wert knapp unterhalb des Herztods.
@schaschalobo
In ubahn. Neben mir unterhalten sich 2 redakteure von stern.de. Einer sagt, dass neujahr der schlechteste tag des jahres war
@svensonsan
Es ist nicht so, dass ich selber nur so was poste, nicht mal hauptsächlich. Aber ich bemühe mich. Denn trotzdem ist es das, worum es mir eigentlich geht. Vor allem bei Leuten, die ich lese. Ich will unterhalten werden und dabei die Leute kennenlernen. Das klappt auf diese Art und Weise ganz prima. Besser noch als in Blogs. Das ist der Grund warum ich Twitter liebe. Auf alles andere könnte ich verzichten.
7.1.08
Bloggen
Labels: bloggen, persoenliches
ist es meist zu hell zum pennen.
dann bleib halt wach.
informier dich auf der Deomesse.
muss ein neues Poster her.
ist dein Hormondruck ganz schön doll.
ist es Zeit ihn zu studieren.
versuchs im sitzen.
musst du ihn oral einführen.