Too Cool for Internet Explorer

31.8.06

Witz von Fritz

Es folgt ein Witz für die Freunde der nichteuklidischen Geometrie:

"Fritz, mein Ball ist umgefallen."

[aus: Chaosradio auf Fritz]

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30.8.06

Einer der besten Charaktere bei "Hallo Spencer"

war für mich Nepi, Verzeihung: Nepomuk. Wie dieser Grummel in seiner Burg seinem ganz eigenen Stil fröhnte (dabei allerlei altes Gerümpel sammelte), zurückgezogen von der ganzen Heiteitei Gesellschaft um ihn herum, hatte immer etwas heroisches und zugleich melancholisches. Auch dass er oftmals richtig zu brüllen wusste, gegen alles und jeden, je nach Laune und beinahe ein wenig gefürchtet war, zog mich in seinen Bann. Zugleich hatte er auch immer eine zutiefst anarchistische Ader, seine Einsamkeit war auch seine Freiheit und so hatte er es geschafft sich von niemandem etwas sagen zu lassen. Und wie er diesem nervigen Troll Poldi immer wieder das Maul stopfte. Klar, er war nie ein Gerechter, das wollte er auch nie sein. Aber herzlich war er, keine Frage.

Natürlich war Spencer selber auch eine tolle Persönlichkeit. Unterhaltsam, lustig weltgewandt und moralisch integer. Er war der eigentliche Bürgermeister, der sanfte Leader, einer der Kompromisse suchte und Probleme löste, die Gemeinschaft zusammenhielt und dabei den Plot bestimmte. Und wie er mit seinen Kommunikationsgagets die eigentliche Schaltstelle der ganzen Sendung war. Klar mochte ich auch Spencer.

Aber Nepomuk, eben weil er kein Anführer war, weil er immer etwas abseitiges hatte, weil er seine Autorität genauso sehr genoss, wie er sie hasste, weil er dabei immer etwas aristokratisches hatte (vielleicht sogar manchmal etwas raubritterhaftes), deshalb war ich immer vor allem Nepomukfan.

Herzliche Glückwünsche zum 1000ten, Fonsi, Verzeihung, Don Alphonso.


28.8.06

Lethargie

Für alle die, wie ich, oft in Lethargie erstarren, sich nicht aufraffen können, um mal etwas loszumachen ist die Seite Lethargo.de das Informationportal. Danach seid ihr geheilt. Verprochen.

26.8.06

Hulk

Endlich hab ich es mal geschafft, "Hulk" zu schauen. Einer der besten Filme, die ich seit langem gesehen hab. Ich bin restlos überzeugt.

Es ist, als ob all mein Reden über die Ansprüche an den modernen Film endlich erhört wurden: Grüne Monster, die alles kurz und klein schlagen!

Es ist doch so einfach Leute...

Und das sage ich nicht nur weil der Film auch von mir handelt:
Your results:
You are Hulk
























Hulk
70%
The Flash
70%
Robin
67%
Spider-Man
60%
Superman
55%
Iron Man
50%
Catwoman
50%
Green Lantern
50%
Supergirl
40%
Batman
40%
Wonder Woman
30%
You are a wanderer with
amazing strength.


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Der Mensch, die Sprache

Der Mensch ist nicht nur ein Benamender. Er ist mindestens genauso, wenn nicht noch mehr, ein adjektivistisches Wesen, eines, das zu allem Überfluss auch noch andauernd verbiert. Ich werde im Folgenden ausführen, wie ich zu dieser Meinung gekommen bin:

Dass der Mensch die Dinge benennt, ist an sich nichts Neues. Den Namen, mit dem er Namen benennnt ist das allseits bekannte "Nomen" und dieses Nomen "Nomen" trägt diesem Umstand in seinem Namen ja schon zu genüge Rechung.

Doch gibt der Mensch nicht nur den Dingen Namen, sondern darüber hinaus auch all ihren Eigenschaften. Die Dinge, so muss man nämlich wissen, sind dem Menschen auch noch „schön“, „grau“, „groß“ und “weich“ usw. Aber damit nicht genug. Er gibt sogar diesen Namen von Eigenschaften einen Namen: er nennt sie "Adjektiv". Diese aktive Vergabe von Namen an Eigenschaften von Dingen, ist eine wesendliche Eigenschaft des Menschen und so schlage ich vor, dem Menschen ein sehr ausgeprägtes adjektivistisches Wesen zuzuerkennen. Ja, ich würde sogar sagen, der Mensch ist das adjektivistischste aller Wesen überhaupt auf dem Planeten.

Der Mensch belässt die Benahmung aber nicht bei Nomen und Adjektiven, nein, er gibt auch so abstrakten Geschichten wie Bewegungen und Tätitigkeiten jeweils eigene Namen. Er sagt „etwas schwimmt“, „jemand schreit“, „der Vogel fliegt“, usw. Vielleicht "fliegt" sogar der "schöne Vogel", alles ist möglich. Und so gibt er tatsächlich diesen unterschiedlichen Namen von den Bewegungen wiederum einen Namen: er nennt sie "Verb".
Dass der Mensch aber soetwas tut ist durchaus keine Ausnahme, jeder kann es beobachten, wenn er sich Mühe gibt, denn der Mensch tut es ständig, ohne Unterlass. Es ist sicherlich nicht übertrieben festzustellen, dass der Mensch, als durchaus Benamender und trotz seines adjektivistischen Wesens, ständig überall "verbiert".



24.8.06

Der Rassismus in der Planetenforschung

Dass "Welt" ein erschaffener Raum ist, glauben die Kreationisten. Heute wissen wir, dass sie recht haben. Wo in aller Welt ist uns Pluto hin entkommen? In einem Nichtraum. Einem Raum den es gestern doch noch gar nicht gab. Er ist in diesem neuen Raum, einem Gefäß, nur für ihn geschaffen. Interniert, könnte man sagen. Zwergplanet (Wikipedia ist schnell, gell?). Was ist das, ein Zwergplanet? Ein Zwergplanet ist alles, was kein Planet ist, aber auch kein Meteorit. Es ist ein Weder-Noch. Ein Zwergplanet ist der Zwischenraum, das ungefüllte Inter, die Lücke im Gesetz. Denn was denn nun ein Planet ist, das hat man gleich mitdefiniert und damit ein Loch in den Kosmaos gerissen. Man hat dieses Loch sodann ausgemessen, indem man das Maß bestimmt. Man hat Räume abgesteckt und sie damit neu erschaffen. Man hat Stati, Modi und Kategorien erfunden, um damit Räume aufzuspannen. Man hat Löcher gestopft, Löcher die man selber eben erst gegraben hat, gegraben indem man sie abgrenzt. Man hat einen Zaun errichtet und eine Mauer. Ein Konzentrationslager? Jedenfalls haben sich selbsternannte Grenzschützer an den Rand der neuen Plantendefinition gestellt, mit dem Maschinengewehr am Anschlag. Sie sagten: Du bist hier nicht mehr willkommen. Das neue New Orleans des Sonnensystems soll ein saubres sein, ein reiches, ein weißes, eines ohne Pluto. Und wir alle waren diesmal hautnah dabei.
Der Witz: Der Streit, die Entscheidung und die Durchführung wurden der "Wissenschaftlichkeit" wegen herbeigeführt.

Pluto ist ein Opfer der Wissenschaft. Abgedrängt, ausgeschlossen von seinen ehemaligen Artgenossen. Die Macht der Ausschließung schafft neue Räume, das schon. Aber hat einer der Planetenforscher je daran gedacht, wie es Pluto jetzt geht? Hat man bedacht, dass er sich jetzt ganz allein fühlen wird in seiner Einzelhaft? Wie ein Mensch ohne Pass, ohne zu bestimmende Zugehörigkeit zieht er einsam seine Bahnen. Man kann ihn nicht ignorieren. Man will ihn aber auch nicht in der nun „ethnisch“ gesäuberten Planetendefinition sehen. Deshalb schiebt man ihn ab, in sein Herkunftsland, ein Herkunftsland, das erst phantasiert werden musste. In ein Land ohne gültigen Status, ohne gültige Grenze, ein Land ohne Verfassung, Anerkennung und ohne Einwohner.

Diese brutale Gewalt, wie sie sich hier ganz offenbar präsentiert, ist der Spiegel unserer Gesellschaft, der Spiegel unseres Denkens, des Denkens der Kategorien und der Schubladen. Ein Denken, das alles einordnen will, um der der Freiheit keinen Platz einzuräumen. Ein Denken, dass mit jeder Ausschließung versucht, nur die eigenen Vorraussetzungen zu verleugnet. Nämlich das immerwährende Phantasma der Objektivität, das nicht als solches sichtbar werden darf. Es ist aber ein Phantasma-sein, dass sich in eben jenen Situationen der Unentscheidbarkeit als diese brutale Bestie offenbart, der wir heute Zeuge wurden.

Wer wird sich für ihn erbarmen? Für Pluto den Ausgestoßenen. Der um der Erhaltung der Illusion einer "Wissenschaftlichkeit" wegen exkommuniziert wurde. Degradiert und entehrt. Es zählte nur die Wissenschaftlichkeitsräson. So wie bei Dreyfuss, damals im führen 20ten Jahrhundert in Frankreich.

Deshalb ist es Zeit Tribunal zu führen über das Tribunal:

Ich klage an: Die Internationale Astronomische Union, weil sie nur um der sogenannten "Wahrheit" willen, einem Planeten das Herz gebrochen hat.
Ich klage an: Die Wissenschaft, weil Sie durch ihre selbst deklarierte Deutungshoheit, kategoriale d.h. auch topologische Machtansprüche gegenüber den Menschen und Planeten rigoros und ohne Rücksicht auf Verluste durchsetzt.
Ich klage an: Das westliche Denken der Definitionen, weil es ausschließlich durch Ausschließung operieren kann.
Ich klage an: Unser Jahrtausend, das modernes Kriegsgerät, in Form von neuen Beobachtungsinstrumenten zum Nachteil unschuldiger Himmelskörper hervorgebracht hat.
Ich klage an: Die Medien, die durch die ständige und unnachgiebige anbiedernde Berichterstattung dieser Barbarei auch noch stattgibt, und die Köpfe der Menschen vergiftet.
Ich klage an: Das Sonnensystem, dass sich anscheinend zu fein ist, seinem lieb gewonnen Mitglied Schützenhilfe zu leisten.
Ich klage an: Das Licht, dass es in niederstem Denunziantentum gewagt hat, die entsprechenden Fakten für die Wissenschaftler sichtbar zu machen.

Internetüberwachung

Gerade einen Google-Searchrequest in den Referrern gehabt: "welche islamisten wollen einen anschlag in deutschland verüben".

Ach ja klar, Sie sinds, Herr Schäuble! Willkommen auf meinem Blog.

20.8.06

Blödenausweis

Neulich auf dem Bahnsteig. Mein Freund verstieg sich in die Forderung, es müsse einen Blödenausweis geben, damit man die Blöden auf den ersten Blick erkennen kann. Ich war geschockt. Eine so offene Stigmatisierung einer Randgruppe, egal was ich von ihr halte, verstieß eindeutig gegen all meine demokratischen Reflexe. Ich widersprach heftig. Nein, beruhigte er mich. Man müsse die Blöden dazu bringen, den Blödenausweis freiwillig mit sich herumzutragen. Wie so etwas funktionieren solle, fragte ich irritiert. Bevor er antworten konnte, fuhr die Bahn ein. Als wir einstiegen zählten wir sechs Bildzeitungsleser.


17.8.06

Welcome to Libanon

15.000. 15 000 Soldaten im Libanon. Ich hatte ja „höchstens 20 000“ geschätzt.

Nun. Ich will nicht in deren Haut stecken. Nicht angesichts solch einer vom Krieg traumatisierten und verzweifelten Bevölkerung, die das als feindliche Besatzung auffassen wird. Nicht angesichts von 20 000 aggressiven und nach wie vor voll schlagkräftigen Hisbollahmilizen, die dort jeden Stein beim Vornamen kennen. Nicht angesichts einer Entwaffnungsaktion, die alles andere freiwillig von statten gehen wird. Angesichts einer israelischen Armee, die einem dabei immer mit zittrigen Nerven im Nacken sitzt, die Waffen entsichert und den Finger am Abzug. Auch nicht angesichts eines grimmig rüberblickenden Syriens und eines provokativen, keinen Konflikt aus dem Weg gehenden Irans.

Das wird kein Spaß da unten. Da braucht nur ein kleiner Funke zu fliegen und alles geht in die Luft. Und dann wird man Europäer laufen sehen.

16.8.06

Dem Grass sein Zehennagel

Ich bin ja wirklich kein Grassfan. Aber wenn ich jetzt sehe, wie sich gerade gewisse grimmige Winkelzwerge aus dem Dunkel der Bedeutungslosigkeit hervorwinden und mit neidgrünem Geifer ihre Sägen an das Denkmal legen, weiß ich nicht ob ich mich ärgern soll oder einfach nur lachen.

Ich entscheide mich für zweiteres und rufe ihnen zu: „Das, was woran ihr rumsägt, das ist nicht Grass. Das ist nur sein linker Zeh.“

Sie hören nicht. Auch gut. Dieses Gesindel wird man vergessen haben, bevor es tod ist. Weil es das auch weiß, versucht es den Grass noch schnell mitzunehmen.

Einer spricht schon vom "gestürzten Denkmal". Wie zum Beweis hält er triumphierend ein Stück Zehennagel in die Luft, als wäre es ein Skalp.
Als Grass würde ich mitfühlend runterlächeln: Kannste behalten.



15.8.06

Falls mich mal wer zitieren will ...

"Neben der Bescheidenheit ist es meine wichtigste Tugend, mir auf die Bescheidenheit nichts einzubilden."

"Gott ist ein Faschist!"

"Wenn das Leben nicht so anstrengend wäre, würde ich glatt ein zweites beginnen."

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14.8.06

Alles über Web 2.0

gibts bei telepolis:

"Wired.com berichtet über die ersten Mashups mit der Kugelschreiberr.com-API. Kernfunktion der etwa 20 vorgestellten, in coolen Pastelltönen gestalteten Web-2.0-Plattformen in Beta-Stadium ist eine Funktion, die auf einer Google Map anzeigt, wo sich wer, wann, welchen Kugelschreiber in welches Ohr gesteckt hat. Dazwischen wird vollautomatisch auf passende Fotoshows in Flickr, Videos in YouTube und Blogs in Blogger verlinkt."

13.8.06

jaja, die Wahrheit, die gute alte

Da wollt ich natürlich nicht hintanstehen.


Denn jede Verarsche braucht einen hübschen Trottel, der nicht singen kann.

Vorlage von Don Dahlmann.

10.8.06

Die Opelblogger,

so habe ich gestern von der ARD erfahren, stehen in einer wirklich renomierten Tradition, die sie nicht verstecken müssen. Schon der alte Brecht dichtete im Zuge einer PR-Maßnahme für die Auto-Marke Steyr.
Hier ein Auszug:

Singende Steyrwägen

Wir stammen
Aus einer Waffenfabrik
Unser kleiner Bruder ist
Der Manlicherstutzen.
Unsere Mutter aber
Eine steyrische Erzgrube

Wir haben:
Sechs Zylinder und dreißig Pferdekräfte.
...
Wir liegen in der Kurve wie Klebestreifen.
Unser Motor ist:
Ein denkendes Erz.

... Wir fahren dich so ohne Erschütterung
Daß du glaubst, du liegst
...
Daß du glaubst, du fährst
Deines Wagens Schatten.

Dafür wurde er allerdings gleich mit eigenen Modell versehen und nicht als "Tester" nur mit Tankgutscheinen abgefertigt.

Als er seinen Wagen dann zu Klump gefahren hat, hat er für Steyer einen ziemlich unkritischen Bericht in einer Atomobilzeitschrift verfasst, in welchem er die Sicherheitseigenschaften des Steyers nachträglich in den Himmel lobte - und bekam dafür gleich nochmal einen neuen.

Seiner Glaubwürdigkeit hat das keinen Schaden versetzt. Jedenfalls merkt man davon heute nichts mehr.

PS: Ähem, Don, da ist noch so ein OpelSteyrBloggerDichter in deiner BlogBookroll.

9.8.06

Endlich mal wieder ein Stöckchen

Der Kollege Dies&Das hat mir ein Stöckchen zugeworfen. Ich fühle mich geschmeichelt und entschuldige die späte Antwort.

Warum bloggst du?
Gute Frage. Ich blogge zurzeit ja kaum, hab viel zu tun. Als ich anfing, habe ich etwa ein Post pro Tag online gestellt. Damals hab ich noch Magisterarbeit geschrieben. Ich glaube ich brauchte ein kreatives Ventil, für all die überschüssigen Gedanken, die einem beim Lesen von philosophischen Texten überfallen. Also ursprünglich Ventil, aber bald schon auch eine Art geselliges Vereinstum, Blogosphäre und so. Ist ja hier wirklich, wie in einem Dorf wohnen. Also mit dem Kissen unter dem Arm aus dem Fenster lehnen, hier und da klönen, warum sich die Nachbarn übereinander aufregen, sich ab und zu über die Nachbarn aufregen und darüber aufregen, dass die anderen Nachbarn sich darüber aufregen, dass man sich aufregt. Der ganze Scheiß. Hat man hier in Hamburg ja alles gar nicht.

Seit wann bloggst du?
Seit Dezember 2000. Naja, eigentlich erst seit Juni 2005.

Selbstportrait:
Also „ich“, oder was? Ich also, nun ja, ich würde hier gerne etwas schreiben über die Unmöglichkeit der autobiographischen Anamnese und allem, was damit zusammenhängt, aber das führt hier sicher zu weit. Und vielleicht sagt das ja auch schon genug über mich aus ;-)


Warum lesen Deine Leser deinen Blog?
Weil ich sie sonst aufs üblelste beschimpfe. Und wenn sie dann immer noch nicht lesen, dann bekomme ich irgendwann auch ihre Adressen raus. Sie wissen eben, dass ich da nicht zimperlich bin.

Welches war die letzte Suchanfrage, über die jemand auf deine Seite kam?
Datum Mehrzahl

Welcher Deiner Blogeinträge bekam zu Unrecht zu wenig Aufmerksamkeit?

Hm, eigentlich alle. Das liegt sicher daran, dass ich zu wenig Leser habe. Aber wie gesagt, ich bin mit meinen Einschüchterungversuchen ja noch nicht am Ende. (Ich finde Euch!)

Der letzte Eintrag, der zu wenig Aufmerksamkeit bekommen hat, war aber : Damals 86.

Dein aktuelles Lieblingsblog?

Bohah ey. Da fragste was. Gerade fällt mir Mrs. Bunz ein, weil ich das Gefühl habe, dass sie alle Gedanken aufschreibt und weiterführt, die ich so ähnlich auch habe oder hatte, aber im Gegensatz zu ihr wieder vergesse und dummerweise nicht weiterführe. So Alltäglichkeiten, Beobachtungen, die sich dann aber zu kulturtheoretischen Monstern auswachsen und drohen einen in den Abgrund zu ziehen. Ich hab dazu leider gerade keine Muße und Frau Bunz ist so freundlich, sich für mich zu opfern. Und sie macht das auch noch viel besser, als ich das könnte. Wirklich heldenhaft!


Welches Blog hast du zuletzt gelesen?

Den wunderbaren Kollegen undundund.


Wie viele Feeds hast du gerade im Moment abonniert?

Viel zu viele. 64. Aber die meisten davon posten nicht so viel und oft. Es geht also.

An welche vier Blogs wirfst du das Stöckchen weiter und warum?

An doubl vom Kreuzblog, weil der viel zu wenig schreibt in letzter Zeit.

An Jörg von loewe10 ,weil ich den immer schon verlinken wollte.

An JGE von der philobar, damit er mal an was anderes denkt, als an Philosophie.


7.8.06

Broder, der beste Journalist der Welt

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DISCLAIMER:

Achtung, ich habe mich peinlicher Weise geirrt. Der Artikel ist nicht von Henryk M. Broder geschrieben sondern von Liza selbst. Broder hatte ihn nur im Zuge der Niebelungentreue seiner Achse des Guten im eigenen Blog verlinkt. Da bei den Neocons die Protagonisten aufgrund der Monokausalität ihres Wahnes bekanntlich vollkommen austauschbar sind, ist mir das dann auch nicht weiter aufgefallen. Dennoch möchte ich mich bei den Betroffenen und den Leser entschuldigen.


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Ich habe mich lange gewundert, wie broderLiza so scharfsinnig jeden, der die israelische oder amerikanische Politik kritisierte, als Antisemit entlarvten konnte. Ich dachte, das kann doch nicht wahr sein, dass er sowas einfach weiß. Sieht er es den Leuten an der Nasenspitze an? Wie schafft er das? Und ehrlich gesagt, ich habe es ihm lange nicht geglaubt. Ich dachte, er wäre nur ein Wichtigtuer, der um seine politische Meinung zu rechtfertigen, einfach mit so starken Vorwürfen umsichschmeißt. Ich konnte mir einfach nicht erklären, wie er von Aussage A zu seiner Meinung B kam. Das erschloss sich mir einfach nicht. Das hat sich jetzt geändert.

Heute weiß ich: Henryk M. broderLiza kann Gedanken lesen. Wirklich, kein Scheiß. Er kann es, da gibt es gar kein Zweifel. Und deshalb ist er für mich der beste Journalist der Welt, denn einen Gedanken lesenden Journalisten, dem kann niemand etwas vormachen.

Woher ich das weiß? Nun, jüngst habe ich einen Artikel von ihm auf Lizas Welt gelesen und war fasziniert. Es geht um die Diskussion, ob deutsche Truppen, sich an der Fiedensmission im Libanon beteiligen, die der Ministerpräsident Olmert in einem Interview mit der Süddeutschen angestoßen hat.

Diese Diskussion greift broderLiza auf und zitiert einige Stellungnahmen von Politikern und unterstellt ihnen eine kindliche Freude, als ob sie nur darauf gewartet haben, endlich in Israel einzumarschieren. Zwar belegt keines der Zitate, die broderLiza anführt diesen Sachverhalt, aber schon jetzt hier merkte ich die Macht broderLizas als metaphysisches Medium. Wenn er zum Beispiel schreibt:

„Der Wehrbeauftragte der Bundeswehr, Reinhold Robbe, und der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Bernd Siebert, verwiesen mit gespielter Bescheidenheit darauf, die deutsche Armee habe derzeit keine „Ressourcen“ respektive „Kapazitäten“.“

Er zitiert ja durchaus korrekt. Ein normaler 0815 Journalist hätte jetzt einfach die Aussage so genommen, wie sie ist, schließlich ist sie ja nicht wirklich abwegig, die Bundeswehr ist ja tatsächlich gerade ziemlich weit in der Welt verstreut auf diversen Missionen. Aber broderLiza weiß, dass die „Bescheidenheit“ „gespielt“ ist. Woher weiß er das? Naja, jedenfalls: In Wirklichkeit nämlich, meint der Robbe alles ganz anders, nämlich mehr so von wegen:

„Hatte laute Selbstgespräche geführt und nachgerade darum gebettelt, endlich gefragt zu werden, ob man seine starke Truppe nicht gen Süden zu schicken gedenke;“

Aber broderLiza sieht ja auch die Tatsachen, nämlich, dass in Wirklichkeit niemand gebettelt hat, dass in Wirklichkeit niemand in Triumpfgeheul ausbricht sondern alle beteiligten skeptisch sind, aber, so broderLiza, ja nur nicht öffentlich:

„Fürs Erste bändigten sie aber ihre Hormone und gaben sich betont reserviert.“

Aber broderLiza, so muss hier einfach angenommen werden, weiß einfach mehr. Mehr als gesagt wurde, mehr als in den Zeitungen steht, wahrscheinlich sogar mehr als die zitierten Politiker selber über sich wissen. Aber er hört es einfach. Das Gelächter, das Schmunzeln, das Sich-auf-die-Schenkel-klopfen. Er hört es von fern, ganz fern aus dem Off. Er hört diese Stimmen, kein Zweifel, wie sie flüstern, sich Geheimnisse zuraunen. Offenbaren was wirklich Sache ist auf der Welt. Wie lange geht das schon so? Aber noch hatte ich Zweifel.

Und dann kam der Beweis. Denn, nicht nur die deutschen Politiker tun nur so als ob, sondern auch Olmert selbst, hat gar nicht gemeint, was Olmert gesagt hat. Olmert, nämlich will etwas ganz anderes:

„Es ist bemerkenswert, wie selektiv Olmerts Ausführungen verstanden und interpretiert wurden, die auf die Frage der Süddeutschen Zeitung folgten, welche Länder sich an einer „bewaffneten internationalen Schutztruppe“ beteiligen sollten. Denn der Premierminister hat hinsichtlich deren Aufgaben gänzlich andere Vorstellungen, als sie hierzulande diskutiert werden:“

Und wie als Beweis dafür zitiert er Olmerts Worte:

„Ich habe Kanzlerin Angela Merkel mitgeteilt, dass wir absolut kein Problem haben mit deutschen Soldaten im Südlibanon. Weshalb sollten deutsche Soldaten auf Israel schießen? Sie wären Teil der Truppe, die Israel verteidigt. Es gibt zurzeit keine Nation, die sich Israel gegenüber freundschaftlicher verhält als Deutschland. Wenn Deutschland zur Sicherheit des israelischen Volkes beitragen kann, dann wäre das eine lohnende Aufgabe für Ihr Land. Ich wäre sehr glücklich darüber, wenn Deutschland sich beteiligte.“

Ähm, Moment mal, dachte ich. Ist das nicht genau das, was hierzulande diskutiert wird? Ist das nicht eine klar artikulierte Stellungnahme? Was ist an der Auslegung einseitig?

Ganz klar, die dummen Medien und Politiker haben gar nicht in Rechnung gezogen, was Olmert wirklich dachte. Naja, konnten sie ja nicht, sie konnten sich ja nicht in den Kopf von Olmert gucken, so wie broderLiza das kann. Hätten sie doch vorher einfach mal broderLiza gefragt, dann wüssten sie, was Olmert wirklich gemeint hat:

„Einmal abgesehen davon, dass Olmerts Einschätzung, „keine Nation“ verhalte sich Israel gegenüber „freundschaftlicher“ als die deutsche, nachweislich Unfug ist – was er gewiss selbst weiß und weshalb sein Urteil vermutlich einer Mischung aus guter Kinderstube, Wunschdenken und taktischem Geschick entsprang: Es geht ihm mitnichten um die deutsche Beteiligung an einer Militäreinheit, die eine Äquidistanz zu den Kriegsparteien einnimmt und damit zwangsläufig die israelische Verteidigungsfähigkeit einschränkt, sondern um eine unzweideutige Unterstützung Israels im Kampf gegen seine Feinde.“

Ha, hat ihn der broderLiza erwischt. Israel will nicht das was Israel sagt, nein, es will ja in wirklichkeit mehr so das, was broderLiza sagt, was Israel will, also was ja eigentlich broderLiza will, nur dass dummerweise nichtmal Olmert sowas fordert, aber ja doch eigentlich und in Wirklichkeit will, und weil broderLiza das ja weiß, so muss kann er nicht anders und sagt uns mal ordentlich Olmerts Meinung, und zwar dass die Deutschen endlich ihr Schandmaul halten sollen, damit Israel ungestört Hisbollahkämpfer aus der Zivilbevölkerung heraussprengen kann. Olmerts Worte sind anders zu lesen, als sie dastehen, Olmert denkt das Gegenteil dessen was er sagt. Ganz eindeutig ist das so, und hier hätte broderLiza als Beweis für seine Thesen wirklich mal Edmund Stoiber zitieren können: „Weil das ja klar ist.“

Dann wendet sich broderLiza denjenigen Politiker zu, von denen er meint, sie sprächen „Klartext“. So zum Beispiel der ehemalige Staatssekretär Schäfer, der da sagte:

„Was für Serbien richtig war, muss für andere Staaten gut sein. Wir können nicht die Menschenrechte teilen. Und wenn von Staatsräson geredet wird, dann muss ich wirklich sagen, müssen wir mal als oberste Staatsräson festhalten, dass wir für Menschen- und Völkerrecht eintreten.“

Nun ja, man hat hier ja durchaus Interpretationsspielraum. „Eintreten“ ist ja ein dehnbarer Begriff. Man kann natürlich sagen, dass „eintreten“ meint, öffentlich Stellung zu beziehen und Menschenrechtsverletzungen zu kritisieren. Und dass man nicht verschiedene Maßstäbe dafür ansetzen sollte, so nach opportunistischer Freund Feind Manier. Ich habe es zunächst auf diese Weise mißinterpretiert. Man kann eintreten ja aber auch in Form von „Die Fresse eintreten“ und ähnliches verstehen. broderLiza hat mir jedenfalls mit seiner Interpretation die Augen geöffnet:

„Unverhohlener kann eine Drohung nicht sein: „Was für Serbien richtig war, muss für andere Staaten gut sein.“ „Bombardiert Israel!“ – im Namen des „Menschen- und Völkerrechts“, versteht sich“

Also ehrlich, da fordert ein ehemaliger Staatsminister tatsächlich die Bombardierung Israels. Ganz öffentlich und unverhohlen. Und keiner merkt es. Gut dass wir broderLiza haben.

Es gibt noch weitere Beispiele von broderLizas Gedankenlesekunst. Ich jedenfalls habe keinen Zweifel mehr. Das alles ist eine große Verschwörung, von dem Superjournalisten broderLiza aufgedeckt. Die Deutschen wollen sich als „Fiedenstruppe“ nur nah genug an Israel anschleichen, damit sie endlich zuschlagen können:

„Wer angesichts solcher Allmachts- und Vernichtungsfantasien eines vormaligen Entscheidungsträgers „Skandal!“ schreit, sollte sich vor Augen führen, dass dessen Nachfolger nicht viel besser sind.“

Mein Leben wird ab heute nicht mehr das gleiche sein. Bevor ich mir über irgendwas eine Meinung bilde, ziehe ich ab heute broderLiza zu rate, der weiß, was hinter den Worten steckt, die nur die Blendwerk sind, um die deutsch-arabische Verschwörung zur Vernichtung Israels zu verdecken. Denn in Wirklichkeit sollte es, so broderLiza, darum gehen:

„um die Beendigung des Appeasements und eine Stärkung Israels. Und nicht um deutsche Soldaten in einer UNO-Truppe, die mit den Feinden des jüdischen Staates kollaboriert.“

Jetzt will ich mich mal an einer Interpretation versuchen:

„Scheißt doch endlich mal auf den Frieden. Wer will denn schon Frieden? Es geht um die Stärkung Israels. Und nur darum. Und die Deutschen in der Uno-Truppe? Die verbünden sich doch nur mit den Feinden Israels, sind also eigentlich selber Feinde Israels also eine Gefahr. Wir brauchen unkritische Fans die rückhaltlos alles beklatschen, was wir tun, und keine deuschen (= Antisemiten) im eigenen Land.“

Ok, Ok. Das ist viel zu naheliegend. Ich sehe es ein, ich kann es nicht. Nicht so wie broderLiza. Gut dass wir ihn haben.