Too Cool for Internet Explorer

30.9.05

Hier draussen

Dort, vor den Toren der Stadt, da stehen sie. Mit Lanze und Helm verstellen sie den Weg. Sie wollen mich nicht durchlassen. Ich packe mein Notebook aus, direkt vor ihrer Nase und schreibe. So wie viele hier. Manche machen auch Musik, ein paar drehen Filme, einige Programmieren. Und während ich mich so umschaue, da merke ich es. Das warten ist nicht umsonst. In Nuancen deutet es sich an, es wird kommen, es kommt zu uns. Vielleicht ist es schon da, teilweise, mit einem Fuß in der Tür sozusagen. Das warten wird sich gelohnt haben.

Was verpasse ich schon in dieser Stadt, die sich selbst genug ist. Diese Stadt mit ihren immergleichen Phrasen und Floskeln. Mit ihrem Plastikpop und ihrer Duschvorhangsästhetik. Wo jede Ecke so glatt geschliffen ist, dass keinerlei Konturen mehr sichtbar sind. Das kann ja nicht mehr lange gut gehen.

Unser Zeltlager hier draußen entwickelt sich prächtig. Immer wieder kommen die Leute aus der Stadt heraus zu uns. Sie sind interessiert. Manche wollen danach gar nicht wieder zurück, schlagen ihr eigenes kleines Zelt auf. Argwöhnisch schauen einige von der Stadtmauer herüber.

Sicher, noch ist es recht karg hier draußen. Aber es finden sich immer wieder welche, die es schaffen einige Dinge, Musik oder Filme aus der Stadt zu schleusen, hier zu uns heraus, in die Freiheit. Damals ging das einfacher. Die Stadtwächter sind misstrauischer geworden, durchsuchen jeden zweiten. Wenn die Schmuggler erwischt werden, drohen ihnen nun harte Strafen. Aber ich bin zuversichtlich. Die Zeit arbeitet für uns. Bald werden genug Dinge hier draußen hergestellt werden, dass wir die Produkte aus der Stadt gar nicht mehr brauchen werden. Schon jetzt holen sich viele Leute aus der Stadt teilweise unsere Erzeugnisse, ganz einfach weil sie besser sind.

So richtig vermissen tut hier draußen kaum jemand die Stadt. Sie ist dem Untergang geweiht. Jeder hier weiß das. Die Anzeichen könnten deutlicher nicht sein: Die Mauern werden jeden Tag Stückchen höher gezogen. Aber hier draußen haben sich einige zusammengefunden, die das nur mehr als sportliche Herausforderung interpretieren. Keine Mauer wird hoch genug für sie sein. Der Sport besteht nur noch darin, wer der erste ist, der sie überwindet.

Nachts kann man die Stadt stöhnen hören. An allen Ecken und Enden quietscht und knarzt es. Die Stadtoberen geben häufig uns die Schuld dafür. Ab und zu wird auch schon mal jemand öffentlich ausgepeitscht. Ändern wird das nichts. Es sind nur die Zeichen ihrer Angst, die Angst derer, die dem Untergang geweiht sind.

Es ist laut hier. Klar, hier draußen wird oft geschrieen. Die da drinnen sollen es ja schließlich hören. Ein wenig ähneln wir den Trompeten von Jericho. Es macht Spaß, nach dem Aufwachen festzustellen, dass die Risse in den Mauern wieder ein Stück gewachsen sind. Dafür nimmt man die Lautstärke schon mal in kauf.

Und die Gatekeeper wirken jeden Tag verunsicherter. Manch einer versucht schon mal einen auf nett zu machen. Schleimt sich ein. Aber kaum jemand hier nimmt die noch ernst. Hinter unserem Rücken, im Schutz ihrer Mauern lästern die eh nur über uns. Sie können nicht begreifen, wie das gehen soll, so ganz ohne Mauern, ohne Gatekeeper. Sie sehen uns, aber sie begreifen es nicht.

Dabei ist das doch gar nicht so schwer: Statt einer Mauer haben wir Masse. Statt Gatekeepern haben wir eine Featurekultur. Bei all den unzähligen Leuten, die hier immer wieder über den Platz wandern, stolpert immer wieder jemand über etwas Interessantes. Jemand hebt es dann auf, andere weisen darauf hin, manche verbessern oder ergänzen es. So machen die Dinge hier die Runde. Manche Sachen schaffen es so nach ganz oben, vieles bleibt unten. Das meiste findet sich in der vertikalen Mitte. Hier, wo all die vielen verschiedenen speziellen Interessen bedient werden, gibt es immer Leute, die das dann ganz spannend finden. Und hier wird einfach alles bedient. Und jeden Tag wird es mehr. Das wichtigste dabei: Das Gute setzt sich immer durch. Und: Uns entgeht nichts.

Klar, hier ist zumeist alles irgendwie komisch selbstbezogen. Jeder schaut zum Nachbarn rüber, jeder versucht vom anderen zu lernen. Bei Diskussionen wird sich meist auf einander bezogen. Unser Liebligsthema? Wir. Aber das ist schon ok, wahrscheinlich sogar eher enorm wichtig.

Nein, es ist überlebenswichtig. Es ist jetzt schon alles so unglaublich komplex. Wir wachsen ernorm, es fällt immer schwerer die Übersicht zu behalten. Der Diskurs über uns selbst, ist das einzige, was diesen Wust noch in Schach halten kann.

Aber wir wissen es: Es wird kommen. Es entwickelt sich schon. Hier und da spürt man es. Man wird sich nur einigen müssen, immer wieder aufs Neue. So ist das eben mit einer Sprache, so ist das mit jeder Sprache. Konventionen entstehen einzig in ihrem Gebrauch. Aufmerksamen Beobachtern wird es nicht entgangen sein: Immer wieder entstehen neue „Tags“. Immer wieder entstehen neue Techniken des „Taggens“. Semantik und Syntaktik. Sicher, das alles ist noch sehr versprengt und gar nicht einheitlich aber bald schon ist es universell und allgegenwärtig. Es wird noch dauern, so was braucht seine Zeit, wir können warten. Aber wenn sie fertig ist, dann wird das eine mächtige Sprache werden. So laut, dass keine Mauer mehr stand halten wird.

Philosophie

So, nun ist aber Schluss mit lustig: Ab sofort wird hier keine Politik mehr gemacht. Dies ist ein anständiges Blog! Hier soll nur zu hoch geistigen, philosophischen und spirituellen Themen Stellung bezogen werden.

Nun denn, fangen wir an …

(Hat jemand eigentlich von dem Streit zwischen Leyendecker und Jörges mitgekriegt? Ui hui, das wird lustig. Das endet sicher in einer allgemeinen Diskussion über Medien und deren Kampagnen. Da sollte sich dann Klein Bloggersdorf meiner Meinung nach ordentlich einmischen. Schon mal die Säbel schärfen ...)

... Also … *räusper* … Wo war ich stehen geblieben? …..

29.9.05

9/11: Neue Spur entdeckt

Deutsche Ermittler haben eine neue Spur entdeckt, die die Anschläge des 11. Septembers in einem ganz neuen Licht erscheinen lassen. Dabei hatte der Beamte, laut offiziellen Stellen, nichts weiter getan, als www.terrorpiloten.de in seinen Browser einzugeben. (Nein, wir werden den Terrorismus nicht noch durch einen Link unterstützen!)

Erektion

Danke Don!

28.9.05

Du bist "Du bist Deutschland"


Du Bist "Du bist Deutschland"
Originally uploaded by mymspro.
Du denkst, wenn jeder Bauer irgendein hinreichend bekanntes Mediensternchen als deutschtümelnden Pathoskatalysator vorgesetzt bekommt, wird er sich gehorsamst deinen neoliberalen Ideologien beugen?
Wie man jahrelang den Standort Deutschland in Grund und Boden reden und dabei den Teufel immer wieder an jede Hauswand malen kann und jetzt plötzlich an eben jene Hauswände Plakate klebt, die den Leuten angeblich die Angst nehmen sollen, muss man nicht begreifen. Aber eines schon: Den Lobbyismus in Deutschland voranzubringen und die Leute von ihren wirklichen Problemen abzulenken (nämlich euch) bedarf es nur ein paar Werbemillionen, die sich super durch massiven Stellenabbau finanzieren lassen und nebenbei noch steuerlich absetzbar sind.


Mehr davon gibts hier.

Nachtrag: Anhören! : Das Deutschlandmanifest als Tantra-mp3 von Riemer Rama!

Nachtrag 2: Ach ja, wer sich noch beteiligen will: die Aktion ging vom Spreeblick aus und dort könnt ihr euch auch das dazugehörige Photoshoptemplate runterladen.

27.9.05

FR-Blog

Also da verlinkt mich doch glatt der FR-Blog und ich habs erst jetzt gemerkt. Sei 6 Tagen gibt es den Link schon, und ich glaube es sind tatsächlich erst 2 oder 3 Leute über diesen Referrer auf meine Seite gekommen. Liest das denn keiner? Arme Frankfurter Rundschau, armer JANKO RÖTTGERS. Armes ich ...

26.9.05

Über kotzende Journalisten

Man kann nur auskotzen was man vorher verspeist hat. Vielleicht genüsslich verspeist, vielleicht sogar mit Gier oder Wonne in sich hineingestopft hat, etwas leckeres, köstliches, etwas, dass man hinterher bereut gegessen zu haben, weil es zu schwer, zu fettig, zu ungesund ist. Der Magen hat es wohl nicht ertragen, die Verdauung wollte nicht mitspielen, die Magensäuren liefen Sturm. Man kotzt es dann aus, in einem gewaltsamen Akt der Abstoßung des zuvor heiß begehrten, orgiastisch verschlungenen. Nun liegt es dar nieder, zu Füssen, als stinkender, schleimiger Brei, konturlos, ekelerregend, Vorsicht: nicht reintreten.

Ziemlich angekotzt war Schröder, wie wir alle erfahren haben, von den Medien, die gegen ihn Kampagne machten, gegen ihn, den Medienkanzler, wie sie ihn niederschrieben, ihn abwählten bevor er abgewählt war. Schröder kotzte sich öffentlich aus in der Elefantenrunde über diese Medien, die ihn einfach so ausgekotzt hatten. Auch hier stank es, auch hier war es nicht schön mit anzusehen. Aber das Kotzen geht noch weiter.

Denn, tatsächlich, neben den immergleichen Kampagnenmedien aus dem Hause Springer und den grauen Eminenzen der FAZ, hatten vor allem auch diejenigen Medien gegen ihn geschrieben, die wie Spiegel, Stern und SZ bisher eigentlich eher dem linken Spektrum zuzuordnen waren. Der Medienkanzler hatte keine Freunde mehr in den Medien, er stand allein auf weiter Flur mit seiner SPD. Gerade noch die Frankfurter Rundschau schrieb hier und da mal was nettes, ansonsten: eine einzige kotzende Front.

Das geht nicht nur Schröder so. Die Kampagne gegen ihn war und ist nicht gegen ihn persönlich, sondern sie ist gegen alles "linke" im Allgemeinen. Spiegel und Stern sind schon lange nicht mehr links, diese Kampagne ist nur weiterer Indikator für eine Entwicklung, die bestimmte Leitmedien durchmachten, in eine Richtung, die nur schwerlich in den bisherigen politischen Kategorien von „links“ nach „rechts“ zu fassen sind.
Oberflächlicher Weise könnte meinen, es sei ein "Rechtsruck", der aus einem Generationswechsel innerhalb der Verlage und Redaktionen entstanden sei, dass die Jungen, nicht ganz mehr so linken jetzt ans Ruder kämen und kräftig die jeweiligen Ideologiemaschinen neu justieren würden. Dem ist nicht so. Die schärfsten Vertreter dieser „neuen Rechten“ sind im Gegenteil diejenigen, die zuvor mit linken Positionen auf sich aufmerksam machten. Beim Spiegel sind das die Prominenten Autoren, wie Mahlzahn, Broder oder Aust. Man kann hier auch Wolf Biermann einordnen, der nun Leitartikler für die Welt ist. Beim Stern kenne ich nicht so viele Namen. Der Stern ist mir eigentlich immer egal. Auch in der "Zeit" ist dies zu vereinzelt zu beobachten und hier und da auch schon mal in der Taz. Man kann einige weitere kluge Köpfe benennen, an Universitäten, in Unternehmen, in Verlagen, die sich heute auskotzen, die ihre Jugend auskotzen, die uns alles vor die Füße kotzen, was nach ihrer damaligen Gesinnung, nach den alten Freunden und ihren linken Ideen riecht.

Denn all das hatten sie zuvor mit enormem Eifer gefressen. Sie alle eint eine linke Vergangenheit, eine die so links ist, dass manch einer aus heutiger Perspektive das Schmunzeln nicht unterdrücken könnte. Sie kommen aus einem Milieu, dass extrem ideologisch aufgeladen war und ein jeder von ihnen hatte seinen Marx, seinen Mao und seinen Lenin verschlungen, verspeist und gefressen. Es ist jenes Milieu, das heute als 68er firmiert, reflektiert und gebranntmarkt wird, aus dem die Grünen entstanden, aus dem die APO, der SDS, die RAF entstanden und ja, auch die (noch) Bundesregierung, Teile der NDP und eben auch jene kotzenden Journalisten.

Es ergibt sich ein differenziertes Bild dieser Generation, ein Bild, das in allen politischen Farben schillert, von ganz weil links nach ganz weit rechts bedient es alles, aber eines haben alle gemeinsam: sie sind alle immer noch sehr politisch.

Die Gruppe um die es mir hier geht, diese Journalisten (freilich nicht nur Journalisten), jene die zwar nicht den wirklich braunen politischen Rand beliebäugeln, wie Horst Maler und andere, aber welche, die beinahe allergische Kotzanfälle bekommen, sobald etwas „politisch korrekt“ sein soll, wenn sie linke Ethik, Pazifismus, Antikapitalismus und so weiter wittern. Wenn es also nach dem Essen richt, dass sie einst so verschlangen, von dem sie damals nicht genug bekommen konnten, dann versteigen sie sich in diese hysterischen Kotzanfälle, in dem sich einzig nur der Hass ausspricht, ein Hass der in seiner Intensität durch eine bitter enttäuschte Liebe erklärbar ist.

Dieses große Kotzen hat einen Rückstoß, der die Kotzenden in die andere Richtung stößt oder rückt, nach rechts rückt, natürlich nicht zu einem rechts im Sinne eines Horst Maler, sondern ein vermeintlich liberaleres rechts, ein zuweilen neoliberales rechts und ein bisweilen Neokonservatives rechts. Ein rechts, dass durchaus eine marchiavellistische Färbung annimmt, dass aber keinesfalls mit einem Opportunismus zu verwechseln ist, ja vielleicht eher ein aufgesetzter Opportunismus, aber vor allem streitlustiger Extremismus. Es scheint so, als ob sie ihre politische Heimat endlich in einem Extremismus gefunden haben, der einerseits genügend Stoff zur Konfrontation hergibt, andererseits aber im vermeintlich demokratischen Spektrum eine Abwehrmauer gegen links aufzubauen vorgibt. Die Argumentation ist dabei immer die gleiche: Schreiendes Unrecht wird mit gekonnter Schreibe und undurchsichtiger, meist moralisch belehrender Argumentation gerechtfertigt, und die Gegenseite wahlweise als "Antiliberalisten", „Antikapitalisten“, „Antidemokraten“, „Antiamerikanisten“, „Antisemiten“ , "Terroristenversteher" oder gar "Terroristensympatisanten" usw. pauschal verleumdnet. Ich will da thematisch gar nicht näher darauf eingehen, diejenigen, die schon Journalisten kotzen gesehen haben, wissen was ich meine.
Und das Kotzen ist ja auch eine Form von Opposition, denn kotzen tut man ja doch eigentlich nicht auf offener Straße. Die Kotzenden gebärden sich also provokant, so wie sie damals provozierten, auf den Straßen mit Backsteinen, oder mit langen Haaren und wildem Sex. Aber heute provozieren sie eben auf der anderen Seite, sie kotzen allen arglosen Leuten auf die Füße in ihrem selbstgerechten, zynischen Selbsthass. Ja, vielleicht kotzen sie sich selbst aus. Vielleicht haben sie genug von sich, wollen sich loswerden, ihnen dreht sich der Magen um, sobald sie nur an sich denken.

Aber während einerseits die 68er sich erbost umwenden oder applaudierend mitkotzen, während andererseits die Spontiszene der 80er sich laut eschoffiert, denke ich als Angehöriger der Generation X: "Lass die ruhig kotzen. Ham wa alles schon jesehen." Aber reichlich eklig find ich das dann schon, und füge deshalb an: "Hier, mein Taschentuch ...“ und "... kannste behalten".

25.9.05

Film: Robots

Der Film Robots ist ein absolutes Novum und ein Meilenstein in der Geschichte des digitalen Films. Es ist die erste Filmproduktion, die nicht nur die Darsteller, die Locations und die Bewegungen vom Computer generieren ließ, sondern auch das komplette Drehbuch.

24.9.05

Dieses Blog V (Errungenschaften)

So, ich habe nun, neben dem Design, noch so ein paar Kleinigkeiten hinzugefügt. Unter anderem kann man jetzt in mein Gästebuch schreiben. Ich bitte um rege Partizipation. Ich habe dafür an der rechten Seite einen Link angelegt. Darüber seht ihr jetzt meine E-mailadresse in einem nicht-spider-kompatiblem Format. Weiter unten habe ich ein paar Linktipps aufgearbeitet, von Blogs, die ich gerne jedem ans Herz legen möchte, der wissen will, wie das, was ich mache in "gut" aussieht. Achja, noch das Banner: Wer mein Blog im Internet Explorer anschaut, ist selber schuld. ;)

23.9.05

Highnoon in Berlin

Während die Sonne am Horizont die Hauptstadt in ein feuriges Rot taucht und der Wind Büschel von Gestrüpp über die Straße weht, blicken sich die Kontrahenten konzentriert in die Augen. Begleitet werden sie von ihren Adjutanten Stoiber und Müntefering, die sich hinter ihren Helden positioniert haben und die für sie schon mal die Abzüge spannen. Wer wird wohl als erster schießen? Vielleicht Schröder? Vielleicht Merkel? Aber noch haben sie ihre Waffen nicht zur Hand.
Stoiber streicht dem Revolver mit einem feisten Lächeln noch zärtlich über den Lauf, während er mit verkniffenem Blick seine Königin anvisiert. Merkel ist sichtlich unwohl, dreht sich immer wieder argwöhnisch zu ihrem Adjutanten um, der sie mit einer aufgesetzten, gutmeinenden Mine zu beruhigen versucht.
Schröder ist sich seiner Sache viel sicherer. Sein fester Blick fixiert einzig seine Gegnerin, sein Gesicht kennt keine Regung. Er ahnt nicht, wie Münte sich noch eine Träne aus dem versteinerten Gesicht wischt und die Waffe in seiner zitternden Hand langsam, ganz langsam in seine Richtung hebt. Ängstliche Bürger verschließen ihre Fensterläden. ... Am Ende hat keiner was gesehen.

Tapetenwechsel

So, es wurde mal Zeit für einen kleinen Tapetenwechsel. Gefällt’s euch? Dann schreibt das bitte ganz ausführlich in einem Kommentar. Gefällt’s euch nicht? Dann schreibt: "Die Sonneneruption hat eine kuschelweiche Fahne". Ihr findet die Farbe zu tuntig? Dann schaut euch das hier an.

22.9.05

Für ein wenig Vertrauen

Nanana, liebe Union. Mal nicht so schnodderig hier. Was sind denn das für Töne? Die Grünen sind ja schließlich hier, als letzter Retter in der Not, um dein Gesicht zu (*zerschmettern*) - Ähem - zu wahren. Jetzt aber mal ganz schnell in die Demutshaltung, ja? Also bitte, runter auf die Knie und den Kopf nach vorne gebeugt und wenn du dann was kaltes, hartes am Hinterkopf spürst, dass ist nur der grüne (*36er Magnum* -) *hüstel* - Zauberstab, der dir bald deine feuchten Regierungsträume erfüllen wird. (*hehehe*)

Regionale Erstimmenunderdogs

Oh gott. Es laufen exakt 914 NPD-Erststimmenwähler in meiner Nachbarschaft rum. Erschreckend. Vor allem ist das eine Stimme mehr als "Die Tierschutzpartei" auf sich vereinen konnte. (Ich denke gerade an Hitler, den alten Hundenarr ... hmmm, da bin ich ja doch ganz froh, dass es die Tierschutzpartei gibt. Die würden sonst bestimmt alle NPD wählen)
Von solchen Ergebnissen kann "Die Partei" allerdings nur träumen. Die hinken da mit nur 359 Erststimmen ganz weit hinterher. Nur die APPD kommt mit 163 Wählerstimmen noch weit dahinter. Da deren potentielle Wähler ja auch alle Hundeliebhaber sind, konnte hier sicher auch wieder die Tierschutzpartei Stimmen abgreifen. Die Tierschutzpartei also als demokratisches Korrektiv, dass die radikale Linke als auch die Rechte unter einer relativ politikneutralen Ägide zu vereinen weiß? Tolle Sache! Weiter so.
Aber, liebe NDP- APPD- und Tierschutzparteiwähler: An welche Mauer sollen eure Pittbulls, Schäferhunde und sonstige Köter denn nun pinkeln?
Wie? Was?... Ach ja, ich vergaß. Gegen mein Fahrrad.

21.9.05

Der grüne Daumen

Jaja, ich sollte mich mal entscheiden. Es tut mir leid, ich weiß es einfach nicht. Ich gebe es zu, ich kenne die Zukunft nicht, ich kann da auch nur raten. Also spinnen wir das mal weiter:

Wie es aussieht,– und wie wir festgestellt haben, gibt es ja anscheinend auch gar keine andere Möglichkeit – wird die CDU versuchen sich nach Jamaika abzusetzen. Sicher, die CDU kann sich was besseres vorstellen, als mit den Grünen zu regieren und sicher, die FDP ist auch nicht gerade begeistert, aber so wirklich richtig scheiße ist das ganze doch nur für die Grünen.
Die haben in dieser Konstellation sicher politisch am meisten zu verlieren. Sie haben einen antischwarzgelben Wahlkampf gemacht (keinen antischwarzen, keinen antigelben, nein, einen dezidiert antischwarzgelben). Für die Grünen ist der Schritt also zu Schwarzgelb genauso riskant, wie es ein Schritt der FDP zu rotgrün wäre. Warum die FDP dort strikter in ihrer Ablehnung ist? Weil die als gebranntes Umfallerkind um die Konsequenzen weiß: sieben Jahre keinen Sex. Aber auch die Grünen sind ja nicht doof und wissen sehr genau um das politische Risiko. Dennoch haben sie thematisch ja durchaus Spielraum für diese Koalition. Aber sie sind noch in der Komfortablen Situation nichts entscheiden zu müssen: Deshalb lehnen sie sich zur Zeit zurück, schwärmen öffentlich für die Opposition und wiegeln Jamaika als unrealistisch ab. Im Hintergrund allerdings, da bin ich sicher, laufen die Vorbereitungen für die Unionsgespräche auf Hochtouren. Die Grünen wissen, in diesem Koalitionspoker können sie eigentlich nur gewinnen. Mit Sicherheit werden dieser Stunden bereits Giftlisten erstellt. Eine Liste: „Unionspolitiker, die wir doof finden.“ Eine Liste: „Unionspolitiker, mit denen wir gerade noch leben könnten“. Dazu Listen mit grünen Themen, NoGos und mit unumstößlichen Forderungen. Sicher auch eine mit Ministerposten, die man gerne für sich beanspruchen würde. Die Listen werden lang, die Listen werden hart. Die Grünen werden versuchen die Grenze alles Machbaren auszuloten. Fraglich bleibt, was dann mit dieser Grenze geschieht.
Denn die Grünen wissen auch, was passiert, wenn die Verhandlungen scheitern. Merkels Kopf wird rollen, die Union wird sich selbst zerfleischen, bis das Blut an die Decke spritzt, und dann … ja spätestens dann wird sie zur SPD angekrochen kommen. Die Grünen könnten das mit einkalkulieren. Sie haben also einerseits die Option, die Union komplett fernzusteuern, oder sie gar ganz und gar zu vernichten. Da sie selbst trotz aller Zugeständnisse in dieser Koalition politische Substanz verlieren würden, könnten sie tatsächlich in Erwägung ziehen, der SPD doch einfach diesen Gefallen zu tun und selber in die Opposition zu gehen.

Aber was macht die SPD? Das ist eigentlich zur Zeit völlig unerheblich. Sie weiß, dass es zur Zeit bei der CDU nix zu holen gibt und baggert deshalb (vergeblich) die FDP an. Das ganze erinnert dann an Jaques, das Stinktier bei Bugs Bunny, dass der holden Daxdame so erfolglos nachstellt. Die FDP, das ist klar, hofft jetzt erstmal auf Jamaika. Vorher wird die SPD nicht eines Blickes gewürdigt. Die Linkspartei kann natürlich nicht mal mit der Kneifzange angefasst werden und so hält man sich hier auch sichtlich zurück. Es bleibt also nur eins: Hoffen, dass Jamaika scheitert. Die Chancen dafür stehen gut. Und wenn das geschieht, dann bieten sich gleich mehrere Optionen. Die FDP wird sich gernerft abwenden und wird den Lockversuchen der SPD weit mehr gehör schenken, als das jetzt der Fall ist. Die Union wäre am Boden zerstört, zerstritten und Kopflos und würde gar nicht merken, wie sie in einer großen Koalition unter Schröder untergebuttert wird.
Wenn Jamaika allerdings zustande kommt, wird die SPD sich auch mit dem Oppositionsschicksal anfreunden können. Sie hat dann die Aufgabe sich in der Opposition neu zu erfinden. Denn eines ist klar. Schröder wird in diesem Fall in den Ruhestand gehen. Oppositionsarbeit ist seine Sache nicht. Ohne Schröder aber ist die SPD halbiert, die Lücken werden schwer zu schließen sein. Andererseits ist Opposition gegen Jamaika eine dankbare Aufgabe. Die haben den Feind ja schon im eigenen Bett.
Aber wie gesagt, was die SPD macht, ist eigentlich unerheblich. Die haben gerade Sendepause. Tatsächlich ist erstmal die Union am Zug (sich zu blamieren), da kann die SPD nun mal nichts machen, solange Guido die Arschbacken zusammenkneift.

Man sieht also: Alles steht und fällt mit Jamaika. Wirklich fest steht nur zweierlei:
Wer gewinnen wird: In jedem Fall die Grünen. So oder so.
Wer verlieren wird: In jedem Fall die Union. Mit oder ohne Jamaika, mit oder ohne Merkel, mit oder ohne Kanzler.

Alles wird sich letztendlich an den Grünen entscheiden. Je nachdem, in welche Richtung der grüne Daumen zeigt, nach oben oder unten, sind alle Schicksale bestimmt. Diese Position kosten die natürlich gerade genüsslich aus. Das Motto der Union: "AVE Fischer, die Todgeweihten grüßen dich."

20.9.05

Mankel (Merkel, FDP, Grüne)

Jaja, ich kann immer nur meckern. Aber ich kann es mir nicht anders erklären. Merkel mit nur zwei Gegenstimmen zur Fraktionsvorsitzenden gewählt? Das soll sie nun also stärken, ja? Nun ja, es ist für mich ziemlich eindeutig, dass diese extra einberaumte Sondersitzung zwei Zwecke erfüllt:
1. Die CDU wird vorbeugend zum Zwecke der Disziplin gemaßregelt. "Zeigt her eure Finger ... nein nein, der Rohrstock tut nicht weh"
2. Natürlich die PR, die nach außen hin genau dem entgegen arbeiten soll, wessen alle sich sicher so sind: Die bereits beschlossene Hinrichtung Merkels in eine Krönung zu verwandeln.

Natürlich kann die Union sich diese Hinrichtung zur Zeit nicht erlauben. Sie muss jetzt alles auf eine Karte setzen. Und die einzige, die zur Zeit noch auf dem Tisch liegt ist nun mal Merkel. Sicher, sie hätte sie noch schnell absägen können, vielleicht wäre sie damit sogar besser gefahren. Denn jetzt gibt’s kein Zurück mehr, jetzt muss das Spiel mit diesem Blatt bis zu Ende durchgespielt werden. Und Merkel ist wahrlich kein Trumpf, das ist kein Joker, eher die Arschkarte aber vielleicht hilft es ja doch einfach mal so zu tun als wär’s das Ass. Von Schröder lernen, heißt erstmal Zocken lernen aber nicht notwendiger Weise Siegen lernen. Aber OK, spielen wir das mal durch:
Mit diesem Coup, verengen sich alle Optionen auf eben die, die mit dieser Spitzenkandidatin noch möglich ist, denn sie jetzt noch auszuwechseln, würde die Union endgültig unglaubwürdig machen.
Das heißt aber auch, dass eine Große Koalition (vorerst) ausgeschlossen ist. Mit der SPD wird man nicht mehr sprechen können, die pocht auf Schröder und wartet ansonsten schadenfroh auf Merkels Gang nach Canossa.
Und Canossa liegt bekanntlich neuerdings in Jamaika. JAJAJAJA - Das ist wohl jetzt das, worauf die Union hofft, - hoffen kann. Ihr bleibt jetzt nämlich gar nichts anderes mehr übrig. Das ist die einzige, absolut EINZIGE Koalition, bei der sie noch einigermaßen das Gesicht (das Merkel) behalten darf. Und die Grünen wissen das sehr genau und reiben sich schon die Hände. Die Union hat ja bekanntlich nicht wirklich viel Ahnung von Ökonomie, aber auch sie sollte eigentlich wissen, dass Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen. Das wird teuer. Verdammt teuer.
Kein Wunder, dass Joschka so überraschend das Feld geräumt hat. Die stellen sich nämlich auf Verhandlungen ein, an denen er einfach nicht mitwirken kann, wenn er sich nicht unglaubwürdig machen will. Die Drecksarbeit überlässt er den anderen. (Wie war das noch bei Pulp Fiction? Jetzt kommen die Cracknigger mit Lötkolben und Kneifzange)
Wie ich unten schon schrieb, wird die Union kräftig bluten müssen für diese Koalition. Mit ihrer jetzigen Festlegung auf Merkel, noch unglaublich viel mehr. Ja, ich glaube mittlerweile wohl doch schon wieder an eine (jedenfalls vorerst) Kanzlerin Merkel (Nein, das ist falsch formuliert. Ich glaube, dass die Union vorerst eine Kanzlerin Merkel aufstellen würde, wenn sie es denn können wird). Aber, und das ist das Paradoxe, Merkel wird die Union verhindern. Auf die Regierungsbank kann nämlich nur entweder die Union oder Merkel. Beide geht nicht, denn die Grünen werden jetzt erstmal zum Diktat einladen und die Union wird ihre Notizzettel zücken müssen. Mal sehen, was und wer den Grünen genehm ist. Töpfer und Seehofer vielleicht im Kabinett? Ökosteuererhöhung? Erneuerbare Energien ausbauen? Ein Innenminister Trittin? Atomausstieg vorverlegen? Die Grünen können jetzt alles verlangen und die Union muss mitspielen. Ihr bleibt nichts anderes übrig. Mal sehen ob die FDP da mitmacht.

Nachtrag: NENENENE, irgendwie glaube ich da noch nicht dran. Das wird nicht klappen. Die Verhandlungen werden scheitern. Die Unionsbasis wird da nicht mitmachen und die FDP wird ganz laut nach Gerechtigkeit schreien.
Also, weiter im Text. Wenn das nun also schiefgeht, und ich glaube das wird es, wird die Union wohl oder übel bei der SPD angekrochen kommen. Vorher wird natürlich Merkel abgesägt. Und dann wird Schröder doch noch Kanzler.
Ja, ich denke so wirds laufen ...

Ya Rastafara, we ganna goa ta Jamaika, ya?

Ich packe meinen Koffer und nehme mit:
- Meine Zahnbürste
- Die Union
- Die FDP
- Die Grünen
- und gaaaaanz viel Verbandszeug

Aber wo fahren wir hin?

Eine der meist diskutierten Koalitionen ist derzeit die Schwampel (auch bei enno), also die Jamaika-Koalition (hier die Hymne). Tatsächlich ist sie jedenfalls sehr viel näher als die gewöhnliche Ampel. Die kann fast ausgeschlossen werden, denn die Liberalen, und nicht nur Guido, sondern so ziemlich alle, wehren sich mit Händen und Füssen. Sie wollen nicht mal mit der SPD sprechen, die Grünen mit der Union dagegen schon.

Inhaltlich gibt es nicht besonders viele Konvergenzen von Grün zu Schwarzgelb, aber auch nicht allzu viele Ausschlusskriterien. Die Grünen sind durchaus Reformbereit und wirtschaftspolitisch sehr viel liberaler als beispielsweise die SPD. Zudem sind wirtschaftspolitische Themen traditionell bei ihnen nicht im Fordergrund und auch kaum ein Wähler hat sie wohl wegen ihres tollen Wirtschaftskonzeptes gewählt. Hier ist also durchaus ein Konsens zu erwarten.
Andersherum laufen ökologische Themen bei Union wie bei FDP unter "ferner liefen" und dort auch nur unter der Überschrift: "überflüssig, im Zweifelsfall abschaffen". Also auch hier kann man sich durchaus politische Zugeständnisse der anderen Seite, die wohl auch sehr weit reichen dürften, vorstellen.
Klar bleiben dann noch Außenpolitik, Innenpolitik (obwohl man sich da sicher zumindest mit der FDP einig wird) und Ausländerpolitik. Das sind gewichtige Themen für die Union, die Türkeifrage, die USAnähe, die innere Sicherheit, die im Wahlkampf auch eine entscheidende Rolle gespielt haben und die sie ungern opfern würden. Hier ist sicher noch einiges an Streitpunkten zu klären. Aber das ist gar nicht mal der Knackpunkt.
Der findet sich vielmehr in der Eifersüchtelei, die zweifelsfrei zwischen der FDP und den Grünen entstehen würde. Die FDP hat mit 9% deutlich mehr in die Waagschale einer Koalition zu schmeißen als die Grünen. Trotzdem müsste die Union den Grünen thematisch sehr viel weiter entgegenkommen als der FDP. Die Grünen ständen so im koalitionsinternen Pokerwettkampf sehr viel besser da, und das kann und wird eine zur Zeit ziemlich selbstbewusste FDP auf keinen Fall auf sich sitzen lassen. Also bleibt nur eins: die Union wird auch weitere Zugeständnisse an die FDP machen müssen, als es eigentlich notwendig wäre. Um es anders zu sagen: Von der Union bliebe programmatisch nicht besonders viel übrig. Da die Union aber meine Erachtens sowieso politisch ziemlich schwach dastehen wird, könnte sie sich damit vielleicht sogar noch arrangieren.
Die Grünen aber, die im Wahlkampf immer vor allem auf Schwarz-Gelb eingedroschen haben, werden es dann natürlich besonders schwer haben das Bündnis ihren Wählern zu vermitteln, ganz unabhängig davon, wie weit die politischen Zugeständnisse nun gehen werden.
Fazit: Alle Beteiligten werden also enorme Schrammen erleiden, aber irgendwer aus dieser Koalition wird wirklich kräftig bluten müssen. FDP und Grüne jedenfalls werden sich nicht dafür hergeben, dafür sind sie zur Zeit viel zu selbstbewusst.

Wie gesagt, Jamaika ist ein fernes Land, aber es ist nicht unerreichbar, sofern man bereit ist über Leichen zu gehen.

Schrödis Elefantenextrarunde im Porzelanladen

Alle rätseln, was hatte er da nur genommen: Hier die Antwort.

NACHTRAG: Für alle, die die Porzelanladenrunde nicht gesehen haben, die Tagesschau hat hier einen Stream. Köstlich.

Was wird aus Merkel?

Alles in allem, wird das eine blutige Angelegenheit. Aber ich glaube nicht, dass die Union sie vollkommen abkocht. Da ja eine Regierungsbeteiligung für die Union durchaus noch drin ist, kann ich mir sogar noch einen Posten für sie vorstellen. Natürlich nicht in der ersten Reihe, aber so etwas wie stellvertretende Assistentin des Chefsekretärs des Ausschussvorsitzenden des Umweltreferates der CSU-Fraktion wäre schon noch drin, immerhin hat sie ja wertvolle Erfahrungen als Umweltministerin.
Oder als Gleichstellungsreferentin im Büro eines Bundestagsabgeordneten.
Oder als Betriebsratsvorsitzende einer Ich-Ag.
Oder …

19.9.05

Tja, und nu?

Also da ihr sicher nicht auf mein Blog kommt, um zu lesen was so passiert ist, kann ich einzig darüber schreiben was passieren wird. Das ist natürlich ein völlig überzogener Selbstanspruch und es ist von vornherein klar, dass das alles Quatsch ist was dabei rumkommt. Aber es macht eben doch tierisch Spaß.

Nun:

Jamaika ist wirklich ein schönes Land, aber sehr, sehr, sehr weit weg. Die Ampel ist mit der FDP einfach nicht zu machen, die sieht da absolut schwarz.
Außer der großen Koalition kann man, denke ich, alle weiteren Alternativen ohne weiteres ausschließen. Also die Große … aber wer wird dann Kanzler?

Zunächst: Schröders Auftritt in der Elefantenrunde war wirklich nicht besonders geschmackvoll. Aber der Mann hat nun mal einfach Recht. Ihm Realitätsverlust vorzuwerfen ist vollkommen ungerechtfertigt. Er hat eine weitaus bessere machtpolitische Position als Merkel oder irgendein anderer eventuell aus dem Hut zu zaubernder Unionskandidat.
1. Schröder hat den größeren Rückhalt in der Bevölkerung. Merkel wurde durchaus nicht gewollt. Die Leute wollten Schröder als Kanzler, Merkel hingegen wollte so richtig nicht mal die Union selbst.
2. Schröder hat den größeren Rückhalt im Bundestag, denn im Zweifelsfall wählt die Linke ihn, und nicht Merkel.
3. Aber das Allerwichtigste ist: Er sitz so fest im Sattel seiner Partei wie nie zuvor. Der Wahlkampf, ganz besonders seine Zuspitzung war einzig auf seine Person ausgerichtet. Wenn das Ergebnis der SPD tatsächlich gedreht wurde, dann einzig durch ihn. Das heißt, er ist in seiner Partei zur Zeit unangreifbar, steht politisch absolut gestärkt da. Ganz im Gegensatz zu Merkel. Die kann sich einzig immer nur wieder hinstellen und auf ihren (1% !!!!) Vorsprung pochen, hat doch aber in Wirklichkeit nichts in der Hand und kann froh sein wenn sie bis Dresden noch nicht gelyncht worden ist. Da hat Schröder schon recht: Dieses Prozentpünktchen ist tatsächlich nur eine reine Formalie. Machtpolitische Legitimation sieht anders aus. Alle Zeichen stehen auf Schröder.
Und da auch kein Retter in letzter Sekunde aus der Union geritten kommt, (nein, Wulf kann nicht reiten, und Merz hat gerade erst seine Krawatte zurechtgerückt), wird Schröder, ja Schröder Kanzler einer großen Koalition. Wie er die Union dahin bekommt? Ganz einfach:
Phase 1: Immer rein in die Fresse, bis die Merkel vor laufender Kamera anfängt zu heulen.
Phase 2: Die Union bekommt einige politische Zugeständnisse untergeschoben und meinetwegen noch einen extra Ministerposten obendrauf, und fertig ist die Suppe. Die Union wird sich winden, sie wird stöhnen, aber sie wird Schröder akzeptieren.

So wird Politik gemacht.

Jetzt bin ich vor allem gespannt, ...

wie die Selbstzerfleischungsorgie der Union verlaufen wird. Die Dramaturgie scheint bereits im ersten Akt angekommen zu sein. Kirchhof ist das erste Opfer, danach ist Merkel dran. Als Gewinner wird wohl die Riege Koch, Merz und Wulf die Führung übernehmen. Das wäre der endgültige Generationswechsel, dann hat kein ehemaliger Kohlmagager noch irgendwas zu melden. Eines ist sicher: das Blut wird fließen. Die Frage ist nur, ob die Protagonisten sich noch bis Dresden am Riemen reißen können. Ich glaube da nicht dran.

NACHTRAG: Merkels einzige Chance ist jetzt noch, dass die FDP von ihrer Schwampelablehnungsdogmatik abrückt und zwar noch bevor sie vom Reisswolf verschlungen wird. Also ganz, ganz, ganz schnell. Ach ja, und da sind dann ja noch die Grünen. Nun ja, die werden sich erstmal gemächlich zurücklehen und interessiert (und nicht ohne Schadenfreude) verfolgen was passiert. Also nix mit schnell. Und tschüss Merkel.

So der Wahltag geht zu ende ...

und ich habe zwei neue persönliche Rekorde aufgestellt mit meinem Blog. Das erste mal habe ich es geaschafft, sechs Blogeinträge an einem Tag zu produzieren. Das erste mal habe ich es geschafft weniger als vier Besucher an einem Tag auf meinen Seiten zu begrüßen. Hat wohl beides mit der Wahl zu tun. Naja, ich für mich weiß: ich hatte die bessere Berichterstattung.

18.9.05

Mein Miwo Marco sagt ...

Guido Westerwelle wird Kanzlerin.

Der Verlierer steht auch schon fest

Es sind die Meinungsforschungsinstitute, die alle voll daneben gelegen haben. Wenn es etwas positives gibt, das diese Wahl offenbart hat dann, dass das Leben doch nicht berechenbar ist. Die Statistik ist tot. Es lebe das Leben.

Der Gewinner steht fest

Es ist .... tatatataAAAA: CDUCSUSPDGRÜNEFDPLINKE! Nur am Kanzler haperts noch. Aber warscheinlich sieht es nach Angela Schröder aus, wenn Gerhard Merkel ihr nicht doch noch dazwischenfunkt. Prost Deutschland.

Wahl: Hoffnungserhaltende Maßnamen

Ich geh erst 17:59 zur Wahl. Dann kann ich meine Hoffnungen bei den Hochrechnungen bis zuletzt darauf ausrichten, dass sie meine Stimme ja noch nicht gezählt haben.

Mal sehen ob's hilft...

Feedbackschleife III

Ich sach's doch. Ich wollt hier auch nur mal kurz diesen Link setzten, zu einem Podcast, in dem ein Blogger berichtet, wie er im Wahlblog gelesen hat, dass eine Radioreporterin live über einen anderen Blogger (Felix) berichtet, der gerade live vom CSU Parteitag berichtet. So, damit habe ich dann wohl meine publizistische Rückkopplungspflicht erfüllt.

Ach ja: An dieser Stelle noch mal der Aufruf an alle anderen Blogger, die dies hier lesen, doch bitte ihrerseits darüber zu berichten, dass ich berichtet habe, dass ... etc etc etc ... ad infinitum

*AUA*

Jetzt noch neuer: CDU-Dosenfleisch

Was hat das Merkel mit Penisverlängerungen, gratis Pixxx, privaten webcams devoter Damen und attraktiven Anlagemöglichkeiten gemeinsam?

Richtig, sie verstopft den Posteingang. Und das 4 Millionen Mal. Hinter Gitter sage ich!

17.9.05

Historischer Durchbruch: Neue Denkrichtung erfunden

Ein jeder von uns wusste, so kann es nicht weitergehen. Es braucht etwas Neues, eine neue Idee, eine neue Schule, eine neue Denkrichtung.

Jetzt ist Schluss mit lustig:
Hiermit begründe ich den „Neoplatonischen Postexistentialismus mit protomarxistischem Anstrich“!

Und der Name ist Programm. Das hier geht an alle Kryptotrotzkisten: Wer nicht für uns ist, ist gegen uns und wird mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpft! Also Schwing die Hufe Genosse! Gemeinsam kämpfen wir für eine neoplatonische, postexistentialistische Zukunft mit protomarxistischem Anstrich.

In diesem Sinne, mit neoplatonischen und postexistentialistischen Gruß mit protomarxistischem Anstrich,

Michael Seemann
(Begründer des Neoplatonischen Postexistentialismus mit protomarxistischem Anstrich)

16.9.05

Beckstein: Allein gegen das Internet

Günther Beckstein, gefeierter Avantgardist der Abschreckungskunstszene, beglückt mit neuer Konzeptkunst. Thematisch widmet er sich dabei wieder einmal seinem Lieblingsthema: Dem Terrorismus. Diesmal aber schießt er sich zusätzlich auf des Terroristen wichtigsten Komplizen ein: das Internet. (das ist ja auch voll (mit) Links“)

Folgt jetzt auf „härtere Strafen für Selbstmordattentäter!“ noch ein „härtere Strafen für das Internet!“???

15.9.05

HA!

... ihr dachtet wohl heute kommt von mir kein Blogeintrag mehr. Ihr dachtet: Michi ist die Puste ausgegangen. Oder: Michi hat es vergessen. Nenene. Hier ist er! HAHAHAHA

14.9.05

Feuerpenis

Pete, du bist abgemeldet. Ab jetzt gibts Feuerpenis!

Das Leben ...

... ist eine einzige unfertige Magisterarbeit ...

13.9.05

für personalisierte Inhalte

Ich mag unser Wahlrecht nicht besonders. Genauer: Ich mag die Zweitstimme nicht. Was wählt man da eigentlich? Eine Partei. Ganz abstrakt einfach nur eine Partei. Was ist das, eine Partei? Ein Zusammenschluss von Menschen, die sich unter der gemeinsamen Ägide, einer Idee, eines Wertkonsenses oder dergleichen versammeln. Partei ist Versammeln, Zusammentreten, ein Bündnis gestalten, eine Bruderschaft eingehen oder dergleichen. Das englische Wort „Party“ drückt das sehr viel deutlicher aus. Partei suggeriert eine Art von Homogenität. In Wirklichkeit gibt es diese Homogenität nicht, oder besser: wenn es sie gibt, dann wird sie eben erst durch diesen Zusammenschluss, den man „Partei“ nennt erzeugt. Die Partei ist eine Zwangsgemeinschaft, gebildet aus dem was man „Parteiräson“ nennt. Wenn einer im Namen der „Partei“ spricht dann wiederholt er dieses Bündnis, dann wird dieses Bündnis quasi neuerlich konstituiert, der Vertrag wird erneut unterschrieben, die Parteimitglieder erneut verpflichtet. "Die Partei" ist eine Form von Gewalt.

Aber das, was sie verpflichtet: die Idee oder der Wert, hat sich doch längst verflüchtigt. Alle die, die gegen den „Personenwahlkampf“ wettern, all die, die meinen es solle doch viel mehr um Ideen und Wahlprogramme gehen, die sollten sich diese Wahlprogramme doch mal genauer anschauen. Es gibt keine Ideen, Ideologien, Werte mehr, die irgendeine „Partei“ rechtfertigen würden. Und wenn doch, dann müsste es nur eine einzige Partei geben. Es wäre die Partei, die für Gerechtigkeit, Freiheit, Frieden, Umweltschutz, Arbeit und Wirtschaftswachstum ist. Die Partei, die will, dass jeder Glücklich ist, die Partei, die für den Gewinn der Fußballweltmeisterschaft ist, die Partei, die für Freibier für alle ist, für Steuersenkung, für Moralität, die gegen Kriminalität und gegen den Terrorismus, eine Partei die „kompetent“ ist, eine Partei, die gegen alles Böse und für alles Gute ist. Das wäre einfach „Die Partei“, sehr schön karikiert von den Titanicmachern.

Statt dessen haben wir ParteiEN, die all das wollen und mehr oder minder deutlich auch versprechen. Was wählt man mit also der Zweitstimme? Die Antwort: Man wählt die Legitimation von Parteien. Sie haben keine andere mehr, weil jegliche Ideologie schon längst begraben ist. Die Parteien gibt es nur noch, weil es die Zweitstimme gibt.

Das könnte einem ja ziemlich egal sein eigentlich, aber leider hat das weitere Effekte. Die Zweitstimme entscheidet über die Sitzverteilung im Bundestag. Wer, außer den über die Erststimme bereits fest hinein gewählten Abgeordneten dort sitzt, entscheidet die Parteiführung, eben jene die „für die Partei sprechen“. Die haben eine Liste in der Schublade, auf der stehen Mitglieder in einer bestimmten Reihenfolge. Auf dieser Liste stehen natürlich vor allem diejenigen, die nichts dagegen haben, dass die Parteiführung in „ihrem Namen spricht“, es sind wohlfällige Leute, die es gerne haben, nicht „in ihrem eigenen Namen sprechen“ zu müssen. Man könnte sie auch Opportunisten nennen. Eben diese kommen über die Zweitstimme in den Bundestag. Und dort werden sie es nicht wagen gegen die Parteispitze zu stimmen, denn sonst stehen sie das nächste Mal ja nicht auf der Liste. Was wählt man also mit der Zweitstimme? Richtig: Man wählt den Opportunismus direkt in den Bundestag.

Das kann man auch schon allein daran sehen, dass die einzigen Querschläger im Bundestag per Direktmandat dort sitzen (Beispiel Ströbele). Es sind die einzigen, die dem Grundgesetz gemäß, ihrem Gewissen nach abstimmen. Es sind zudem die einzigen, die das überhaupt dürfen.

Bei aller Kritik an der amerikanischen Demokratie, dass der Kongress dort nur aus Direktkandidaten besteht hat die Unterteilung „Democrats“ und „Repulicans“ weitgehend unterhöhlt. Dort spielen die Parteien kaum eine Rolle. Politik spielt sich unter Individuen ab, jeder Abgeordnete ist einzig seinem eigenen Wahlkreis verpflichtet. Baut er Mist, wird er sofort abgewählt. Der Wahlkreis, im Gegenzug, kann sich immer direkt an ihn wenden und er wird sich persönlich um die Belange seiner Bürger in Washington einsetzen. Tut er es nicht, wird er ausgewechselt. Einfach so. Parteipolitik scheint so fast unmöglich. Niemand im Kongress ist vornehmlich seiner Partei verantwortlich, sondern zu allererst seinen Wählern.
Die Labels „Democrats“ und „Repulicans“ spielen eine weitgehend untergeordnete Rolle. Die Parteien haben dort kaum Einfluss auf das Stimmverhalten der Abgeordneten. Die Abstimmungen müssen deswegen auch nicht geheim sein, denn die Partei hat kein Druckmittel auf den Abgeordneten, wohl aber das Volk, und das will, legitimer Weise, Transparenz. Die Leute wollen ganz genau wissen: „Wie stimmt mein Abgeordneter ab?“.

Hier in Deutschland gibt es gar kein Bewusstsein dafür, nicht mal bei der dafür vorgesehenen Erststimme. Der Bundestagskandidat ist hier nur irgendein Typ aus der Gegend, den die Menschen das erste Mal auf irgendwelchen Plakaten kurz vor der Wahl gesehen haben. Den Namen merkt man sich eh nicht bis zu Wahlurne, kann ihn wohl meistens kaum einer Partei zuordnen und wenn er im Bundestag Einzug gehalten hat (oder nicht, ist ja auch egal), hat man ihn auch schon vergessen.

Jeder weiß sowieso: die Zweitstimme ist das wichtigste. Mit dieser kann eine Regierung dann beliebig arbeiten, ein Stimmautomat mit dem man die Vorstellungen der Parteispitze durchsetzen kann. (Man könnte ja so viel Geld an den Diäten spraren...)
Und so läuft das Spiel dann:
Die Regierung, will möglichst gut aussehen und alle Vorhaben sollen leichtfüßig durch den Bundestag gehen, „wie geschmiert“. Leute, die ihre Bedenken äußern sind da natürlich nicht willkommen.
Die Opposition hingegen will, dass die Regierung schlecht aussieht, und kann mit ihrem eigenen Stimmvieh wiederum die Ideen der Regierung blockieren, wenn sie die Mehrheit hat und zwar unabhängig davon, wie ihre Abgeordneten wirklich über diese Vorhaben denken. Denken ist nicht erwünscht, informieren braucht man sich nur was die Parteispitze meint und deren Argumente werden auswendig gelernt und fertig ist die Demokratie.
Das alles funktioniert nur durch die Zweitstimme.
Natürlich würde auch sonst kaum jemand nach seinem "Gewissen" abstimmen, wenn es denn so etwas gibt. Natürlich wären Abstimmungen auch ohne die Zweitstimme in erste Linie strategisch. Die Strategie ist immer und überall, vor allem in der Politik, denn Politik ist Strategie, war nie etwas anderes und wird nie etwas anderes sein. Nur die strategische Ausrichtung würde sich bei Wegfall der Zweitstimme entscheident verändern.

Wenn die Strategien der Abgeordneten sich nicht mehr an der Parteiräson, sondern auf ihre speziellen Wählerkreise ausrichten würden, dann wären manche Gesetze gar nicht oder ganz anders auf den Weg geschickt worden. Die Opposition wiederum könnte nicht einfach pauschal verschiedene Vorhaben blockieren. Es ginge plötzlich um Inhalte, nicht um Parteiräson. Es ginge um den Willen des Volkes, nicht um den Willen der Parteien.

Also, ich bin für eine Demokratie der Inhalte, genau deshalb bin ich für einen personalisierten Wahlkampf.

12.9.05

Ich mag Lafontaine nicht...

ich mochte ihn noch nie. Ich weiß auch nicht warum. Habe mir damals sogar sein Buch "Das Herz schlägt links" gekauft, um es herauszufinden. Ich habs aber nie gelesen. Also, mein tumbes, tendenziöses, völlig unbegründetes und unter rein subjektiven Vorurteilen gebildetes Urteil lautet: Lafontaine ist ein Arschloch. Ich hoffe ich konnte euch überzeugen.

Nachtrag:
So langsam wird mir mein Blog echt zu politisch. Aber ok, die Bundestagswahl steht an. Danach wird sich wieder ideelleren Dingen zugewendet.

11.9.05

Uaaaahhhhh

Mir wird schwindelig. http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,374119,00.html

Nachtrag: Andererseits ist das schließlich die logische Konsequenz. Was tut man gegen die Spatzen, wenn man keine Luftgewehre mehr hat? Richtig: Man schießt mit Kanonen. Da die USA einerseits mit ihren Kriegen an ihre personellen Grenzen gestoßen sind, die Gefahren aber andererseits keinesfalls aus der Welt sind, sind Atomschläge, oder zumindest die Drohung damit, das einzige noch zur Verfügung stehende Mittel Iran und Nordkorea doch noch Paroli bieten zu können. So nach dem Motto: „Soldaten haben wir nicht mehr, schicken wir ihnen Atomsprengköpfe.“ Ist der Atomkrieg also nur die normale US-Außenpolitik mit anderen Mitteln?

War on terror - Business as usual“ heißt auch der sehr viel optimistischere Artikel von Goedart Palm zum Jahrestag des 11. Septembers. Allerdings wusste er wohl auch noch nichts von der Doktrin, als er ihn schrieb. Nun ja, noch ist sie ja auch nicht offiziell. (Das hatte man sich aber damals auch schon bei den Diskussionen zur Präventivschlagsdoktrin gedacht: „Das setzt sich niemals durch…“)

Die Amerikaner haben ja tatsächlich erstmal mit sich selbst zu tun. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich nun eine Art Katrina-Katerstimmung breit machen wird, ähnlich wie nach Vietnam. Der Mythos des US-Helden wurde (mal wieder) entzaubert. Das Böse ist immer und überall, auch im eigenen Land, das werden nun auch die größten Patrioten nicht mehr leugnen können. New Orleans (im Gegensatz zu New York) kennt keine Helden.

Um so wichtiger ist es aber nun für die Neokons, sich wieder der Profilierung gegenüber dem (extern) Bösen zuzuwenden, nachdem sie vor dem Internen kapitulierten. Schon Bill Clinton ließ direkt auf seine Blowjobaffäre Bomben auf Bagdad folgen. Zumindest schaffte er es dadurch kurzzeitig seinen Penis von den Titelseiten zu bannen. Bushs Reputation steht ungleich heftiger zur Disposition. Herkömmliche Bomben werden da nicht mehr helfen…

Aber ob sich andererseits der amerikanische Heldenmythos per (rotem) Knopfdruck wiederherstellen lässt, ist zu bezweifeln. So wirklich Heldenhaft sieht das ja nun nicht aus.

Der Feind, das ist ja Katrinas Konsequenz, ist nicht nur ein (jedenfalls einigermaßen) zu personifizierender Terrorismus, sondern auch die gesichtslose Naturkatastrophe. Schön wäre es, wenn man mit den Atomsprengköpfen diesem Naturterrorismus Einhalt gebieten könnte, wie es der Film „Armageddon“ an Asteroiden so eindrucksvoll demonstrierte. Klimakatastrophen sind aber im Gegensatz zu Asteroiden nun mal nicht nach dem amerikanischen Geschmack. Man kann sie nicht einfach in die Luft sprengen. Der Kampf gegen sie ist langwierig, mühselig, unspektakulär und teuer. Kyoto ist kein amerikanischer Held.

Wie Katrina die Selbstwahrnehmung der USA beeinflussen wird, bleibt abzuwarten. Aber eines ist klar: So sehr man sich ein selbstkritisches Amerika wünscht, so sehr man auf eine demutsvolle Katharsis hofft, die Gefahren in der Welt bleiben real. Europa kämpft in Teheran gegen diplomatische Windmühlen und in Pjonjang sitzt ein wirklich Geisteskranker an ganz realen Atom-Turntables. Ohne ein starkes Amerika ist die Weltgemeinschaft hier aufgeschmissen. Also, was soll man tun, wenn man nur noch Kanonen hat? Vielleicht hilft ja ein wenig (Atom-)Säbelgerassel.

10.9.05

Dieses Blog IV

Ich übe noch.

9.9.05

Dicht

Nach langer Zeit habe ich mal wieder ein Gedicht verbrochen. Eigentlich ist das ja nicht der Richtige Ort (sondern dieser hier oben) aber da ich es so schön finde, ist mir doch auch hier einen Eintrag wert.


Schon OK


Hoppla, das war ein harter Schlag.
Ich hab’s wohl nicht überlebt. Aber
was macht es nun noch für einen Sinn,
"Ich" zu sagen?

Oder "Du"?
Wo du doch nicht mehr in Reichweite scheinst.
Reichweite wovon?
Menschmenschmensch

Still jetzt,
verschwende auch du kein "Du".
Nicht für mich. Hier
werde ich es sowieso nicht hören können.

Nein, schon OK, sprich ruhig,
dein Schweigen geht eh unter
angesichts der Massen von Verstummten hier.
Macht ja nix.

Hier gibt es wirklich nichts mehr zu sagen
kein "Du" und schon lange kein "Ich",
auch kein "Hier", nur noch "Nichts",
oder so.

Und nur ich habe das Recht es zu sagen,
hörst Du?
Nur ich!
Alle andern meckern doch nur.

Eigentlich wollte ich ja SPD wählen

Jetzt sehe ich aber, dass Rocko Schamoni in meinem Wahlkreis für "Die Partei" kandidiert. Hmmmm. Schwere Entscheidung. -

Nachtrag: Ich seh gerade: Das oberste Wahlziel der "Partei" ist es "das Merkel zu verhindern." Um das zu gewährleisten, darf ich also als guter "Parteisoldat" natürlich auf gar keinen Fall "Die Partei" wählen, sondern zum Beispiel die SPD. Puh, da bin ich aber beruhigt.

Also, hier die offizielle Wahlempfehlung von "T I E F": Unterstützt "Die Partei", wählt Rot-Grün!

8.9.05

Ich gestehe es

Mein Kopf ist heut so leer. Oje...

7.9.05

Selbstzitate

Wie schon Michael Seemann schrieb: "Wie schon Michael Seemann schrieb: "Wie schon Michael Seemann schrieb: "Wie schon Michael Seemann schrieb: "Wie schon Michael Seemann schrieb: "Wie schon Michael Seemann schrieb: "Wie schon Michael Seemann schrieb: "Wie schon Michael Seemann schrieb: "Wie schon Michael Seemann schrieb: "Wie schon Michael Seemann schrieb: "Wie schon Michael Seemann schrieb: "Wie schon Michael Seemann schrieb: "Wie schon Michael Seemann schrieb: "Wie schon Michael Seemann schrieb: "Wie schon Michael Seemann schrieb: "Selbstzitate sind rekursiv"""""""""""""""

6.9.05

Das unmittelbar mediale Nichts

Ein Zitat gehört. Etwa so: "Die Medienkunst ist eine künstliche Kunst". Wärend die "normale" Kunst also eine "natürliche" Kunst ist? Während diese also keine Medien gebraucht? Gibt es "nicht-mediale" Kunst?

Sicher: "Ich" male, aber "ich" mache den Computer malen. Es ist, als sei eine Ebene dazwischen geschoben, als ob der Computer das "ich" der Autorenschaft erweitert. Aber tat das nicht auch schon der Bleistift oder das Tierblut auf den Höhlenwänden? Wo hört also das "Ich" auf, wenn ich Medien benutze? Was ist dieses "Ich", genannt der "Medienbenutzer", der hinter dem Medium steht, der es kontrolliert, das "ich", das der Ursprung der Verformung ist die man Kunst nennt? Wenn die Finger abgehackt sind, diese "natürlichen" "extensions of men", oder der Arm, oder noch viel mehr, spätestens dann wird man merken, wie sehr man "mittels" ihnen gehandelt hat. Alles läuft also auf eine entkörperlichte Auffassung von Autorenschaft hinaus. Der Körper wird aufgeressen von dieser Argumentation, sie ist unersättlich. Stück für Stück, Finger um Finger, Arme und Beine, Rumpf, das Herz? Bleibt das Herz verschont? Sieht man mit dem Herzen besser? Ich sehe es schon im blutigen Schlund dieses Denkens entschwinden. Was bleibt? Ein tranzendenthales Bewusstsein, das unmittelbar schaffend gedacht werden müsste? Die Idee in seiner Reinheit, reiner Geist, als das dem Medium vorgelagerte? Doch auch hier bilden Erfahrungen, Präferenzen, Prägungen eine Medialität des Bewusstseins aus. Sogar diese Unmittelbarkeit ist also schon vermittelt. Entleibt man nun auch diesen Geistkörper, diese intelligible Materie dann bleibt ... Nichts.

5.9.05

Ars Electronica

Es ist unglaublich interessant dieses Jahr, wohl auch weil ich mittlerweile eine Art Zugang entwickelt habe. Zunächst: Das Wasser wird auch hier nur gekocht, aber man erkennt die kreative Art Feuer unterm Kessel zu machen. Vielleicht an dieser Stelle demnächst mehr darüber. Bin noch ziemlich geflasht. Erstmal sacken lassen...

4.9.05

Zeitgenössische klassische Musik

Was Kunst sein will, muss weh tun! *aua*

3.9.05

dem gefährlichen Halbwissen...

stelle ich mein geniales Semi-vergessen-haben entgegen. (auf der ars)

2.9.05

Mate kennt immer alles...

und ich gar nichts. (Auf der Ars Electronica)

1.9.05

Strategien für das letzte Kapitel

Je mehr ich über das letzte Kapitel der Magisterarbeit („der Name des Menschen“) nachdenke und nachforsche, desto mehr bündelt sich alles in dem Begriff der Strategie. Also der Strategie, die sich mit dem Eigennamen verknüpft. Sie ist immer ein Versuch der Selbstverortung, und mitunter eine auch eine Nicht-Verortung des Autors, die seine Rezeption versucht in bestimmte Bahnen zu lenken.
Bei Sokrates wäre dies die Ironie, aber auch die Tatsache, dass er nichts aufschreibt, was er denkt, dass er somit seinen Namen und dessen Ausgestaltung seinen (schreibenden) Schülern überlässt. Auch der Dialog ansich kann als Strategie gesehen werden.
Derrida hat ja Strategien an den Bekenntnissen von Augustinus, Roussau, wie auch bei Nietzsche’s Ecce Homo analysiert und hat in Circumfession, die Einsprachigkeit, sowie in dem Film über sich selber solch eine Strategie angewandt oder entwickelt.
Dabei ist natürlich auch zu beachten, dass die Dekonstruktion ja auch ihrerseits schon eine Strategie ist. (Die sich ja so intensiv mit dem Eigennamen Derrida verbindet).
Bei Benjamin hingegen ist es schwierig, so eine Strategie zu erfragen, da er sich vehement dagegen verwahren würde. Seine Strategie (wenn man es so nennen kann) ist ja eben die der Intentionslosigkeit, das Verlöschen der Intention vor der Wahrheit (oder dem Gegenstand), auch wenn einige biographische und autobiographische Details das anders erscheinen lassen. (Die Geheimhaltung seiner mittleren Eigennamen, aber vor allem das Preisgeben dieser Geheimhaltung)

Das heißt, man muss unterscheiden (oder wenigstens fragen, ob man das kann) zwischen einer Strategie des Philosophierens und einer Strategie, die sich auf den eigenen Namen bezieht. Dabei ist natürlich zu beachten, und Derrida weist darauf ja immer wieder hin, dass diese Strategie zum scheitern verurteilt ist, da der Name den Autor immer überleben wird, und sich seine Übersetzung letztlich durch die jeweiligen Interpreten (Übersetzer) vollziehen wird.

Es stände also einerseits eine genauere Analyse der Ironie, als auch der Dekonstruktion als Strategie an, und zwar jeweils auf den Gegenstand bezogen, als auch auf die eigene Vita, den eigenen Namen. Hierbei wäre vor allem zu klären, inwieweit diese Strategien konvergieren. Beispiel: Die Dekonstruktion kann man vor allem im Kontrast zur Negativen Theologie betrachten (Wie Derrida es in „Wie nicht sprechen“ tut), da sie alles rigoros ausspricht, dabei das Ausgesprochene aber umcodiert. Dem entspricht in gewisser Weise die Tatsache, dass er in Circumfession intime Details über sein Leben preisgibt und auch seinen „geheimen“ Namen. Hier ist also die Frage zu stellen, wo in diesen Bekenntnissen die Dekonstruktion am Werk ist, am Werk an der eigenen Autoiographie und was sie damit bezweckt. Sicher will Derrida etwas damit veranschaulichen, aber was? Die Unmöglichkeit des Bekenntnisses? Die Wahrung des Geheimnisses noch in der Offenbarung? Oder gar dessen Verschleierung? Dieser Ansatz steht jedenfalls im offensichtlichen Gegensatz zu Benjamin.

Nachdem ich ja im vorherigen Kapitel Benjamins Übersetzung als Strategie (dem Ding gegenüber) behandelt habe, wäre schließlich zu untersuchen, wie die Strategie Benjamins auf den eigenen Namen sich beschreiben lässt und wie diese Strategie sich schließlich auch auf die Rezeption seines Werkes (seines Namen) auswirkt.

Zudem müsste natürlich auch untersucht werden, inwieweit diese Strategien der drei sich zu einander verhalten. Die Ironie Sokrates zum Beispiel lässt sich eng an die Dekonstruktion binden, da ja auch sie alles Ausspricht, aber das Ausgesprochene ironisch in seiner Bedeutung wendet. Aber auch, wie Sokrates sich in seinen Dialogen praktisch unsichtbar macht, indem er den Dummen spielt, fragen stellt und so seine Gesprächspartner als Medium seiner eigenen Philosophie gebraucht. (Der Name Sokrates spricht sich aus im Anderen)

Die Demarkationslinien verlaufen also zwischen Ausgesprochenem und Unausgesprochenem, zwischen Strategie und Nicht-Strategie, dem entsprechend auch zwischen Verstellung und Entstellung. Nicht zuletzt wird damit auch die Frage nach der Authentizität (und damit der Aura?) berührt. Auch stellt sich an Benjamin dann die wichtige Frage, ob eine Nicht-Strategie überhaupt möglich ist, also das Verlöschen der Intention gewärleistet werden kann. Ob also die Übersetzung nicht immer schon mit dem „Eigenen“ kontaminiert ist. Derrida deutet dies ja mehrfach an. Dazu ist natürlich zu klären, am besten ganz am Anfang schon: Was ist das überhaupt: "Strategie"?

Man sieht also: Ein interessanter Ansatz – und vollkommen unmöglich in seiner Ausführung.

fremde Federn

"In der Mitte der zwei, im Zwischen von Welt und Ding, in ihrem inter, in diesem Unter- waltet der Schied."
Heidegger, Unterwegs zur Sprache